Mystery-Thriller, USA 2016. 111 Minuten Foto:  

Eine Sekte hält den Buben für auserwählt, das FBI sucht ihn, weil er angeblich geheime Codes geknackt hat und sein Vater hält zu ihm: In dem Film „Midnight Special“ geht es um ein Kind mit übersinnlichen Begabungen. Anständige Effekte machen übersinnliche Strahlen, Wellen und Welten anschaulich.

Stuttgart - In „Take Shelter“ (2011) hat Jeff Nichols schon einmal einen Mystery-Thriller inszeniert. Michael Shannon war da als einfacher Bauarbeiter zu sehen, der eine Art Apokalypse vorhersieht und im Bemühen, einen Bunker für seine Familie zu bauen, seine Existenz aufs Spiel setzt. Noch tiefere Charaktere und einen komplexeren Plot entwickelte Nichols für das Südstaatendrama „Mud“ (2012), in dem Matthew McConaughey als versteckter Delinquent glänzte und Reese Witherspoon als Flittchen.

In „Midnight Special“ nun spielt Michael Shannon erneut einen Vater, diesmal den des achtjährigen Alton, der über paranormale Fähigkeiten verfügt: Der Kleine kann alles Elektrische fernsteuern, und aus seinen Augen schießen mitunter mysteriöse Strahlen, die die Welt ins Wanken bringen. Ein religiöser Kult hält Alton für auserwählt, und das FBI sucht ihn, weil er telepathisch streng geheime Codes entschlüsselt hat.

Junge mit Helfern auf der Flucht

Filme wie John Carpenters „Starman“ (1984) und Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) seien seine Vorbilder gewesen, hat Nichols auf der Berlinale gesagt, „das Geheimnis, das diese Filme umgibt“. Dafür allerdings fehlt es ihm an einem tragfähigen Plot: ein Junge mit zwei Helfern auf der Flucht? Das ist als Geschichte sehr dünn – ein Steven Spielberg hätte sich damit kaum zufriedengegeben.

Mehrere Aspekte retten den Film zum Teil. Anständige Effekte machen übersinnliche Strahlen, Wellen und Welten anschaulich, geraten stellenweise allerdings auch unfreiwillig komisch. Kinderdarsteller Jaeden Lieberher lässt Alton mit heiligem Ernst ganz Unglaubliches tun, und Adam Driver gestaltet seine Szenen als NSA-Spezialist mit großem Gespür für komödiantisches Timing. Gerade erst als Darth-Vader-Nachfolger in „Star Wars“ unsterblich geworden, können ihm solche Auftritte helfen, den Hype unbeschadet zu überstehen.

Letztlich soll es in „Midnight Special“ wohl in sehr amerikanischem Gefühlsüberschwang um Eltern und Söhne gehen, um Abnabelung und Loslassen – wenn auch das Kind hier erst acht ist und damit fürs Thema eigentlich noch zu klein. Shannon gibt den korrekten Vorbild-Daddy, Kirsten Dunst das Wärme verströmende Muttertier – sonst erfährt man über ihre Figuren praktisch nichts.

Genre-Fans mögen an diesem Film Gefallen finden, Kinogänger auf der Suche nach Unterhaltung dürfte er eher befremden.