Virtuos: Hendrik Meurkens und seine Band beim Leonberger Jazzclub Foto: Slotwinski

Hendrik Meurkens und seine exzellente Band legen im Jazzclub Leonberg einen wirklich außergewöhnlichen Auftritt hin.

Die Älteren unter uns werden sie noch kennen: Seit mehr als einem halben Jahrhundert bringt die „Mundorgel“ den Deutschen das eigene Liedgut näher. Auf dem Titel des roten Büchleins ist ein stilisierter Mundharmonika-Spieler abgebildet. Assoziationen von Wanderungen durch den Wald, gemütlichen Abenden in rustikalen Runden oder vielleicht den Klängen einer Country-Band liegen nahe.

 

Dass es auch anders geht, zeigt Hendrik Meurkens. Der gebürtige Hamburger ist einer der wenigen Musiker, die die Mundharmonika im Jazz salonfähig machen. Bei seinem Auftritt beim Leonberger Jazzclub demonstriert der Dozent für Jazzgeschichte das nicht nur akustisch, sondern auch mit vielen, mitunter ironisch vorgetragenen Anekdoten rund um den Jazz und das Künstlerleben.

Viel Sauerstoff für das Gehirn

Denn wer Mundharmonika spielt, so erzählt der Musiker dem Publikum in der trotz sommerlicher Hitze vollbesetzten Steinturnhalle, muss die eine Hälfte der Töne ein-, die andere Hälfte ausblasen. Durch diesen komplexen Vorgang werde das Gehirn mit besonders viel Sauerstoff versorgt: „Das führt zu einem brillanten Geist, Mundharmonikaspieler sind die intelligentesten überhaupt“, meint er mit Augenzwinkern.

Die rhythmische Basis für Hendrik Meurkens: Wally Böcker am Bass. Foto: Slotwinski

Intelligent und brillant sind Meurkens’ Mitspieler aber auch, selbst wenn sie andere Instrumente bedienen. Martin Sasse fliegt über die Tasten des Klaviers aus der Leonberger Manufaktur Pfeiffer. Wally Böcker am Bass und Joost van Schaik am Schlagzeug stellen die dynamische wie filigrane rhythmische Basis mit allerlei Kabinettstückchen.

Verdammt lang her!

Wie vielschichtig und virtuos die Mundharmonika sein kann, zeigt der in New York lebende Meurkens mit seiner Band auf der musikalischen Reise mit vielen Bildern – vom schmachtenden jungen Liebespaar im melancholischen Paris der Sechziger bis hin zum munteren Bossa Nova im lebensfrohen Brasilien. Bei diesem wirklich außergewöhnlichen Konzert ist das Publikum gleichermaßen inspiriert und begeistert. Sehr zur Freude des Jazzclub-Chefs „Fidi“ Gänger, der Meurkens das letzte Mal unmittelbar vor dem Corona-Lockdown zu Gast hatte. Verdammt lang her!