Die Kandidaten (v. l.): Markus Nowroth, Dennis Birnstock, Moritz Schumacher, Andrea Jelic mit Kind, Andre Alkapon, Sarmed Munir, Verena Przybyla und Jacques Huss. Foto: Häusser

Für Jungwähler hat es im Filderstädter Eduard-Spranger-Gymnasium eine Veranstaltung zur Kommunalwahl gegeben. Auf dem Podium saßen fast lauter Jugendliche. Sie sprachen vor allem über die Wünsche ihrer Altersgenossen.

Bernhausen - Die Kandidaten schienen aufgeregt zu sein. Schließlich saßen immerhin circa 170 Zuhörer in der Aula des Eduard-Spranger-Gymnasiums vor ihnen. Die ersten Antworten auf die Fragen der Moderatorinnen Miriam Raschke und Jenny Engl fielen deshalb entsprechend gestelzt aus. „Die FDP und ich ...“ oder „wir Grünen und auch ich ...“ begannen zwei der Statements zur Gemeinschaftsschule, die im Wesentlichen das wiederkäuten, was die politischen Gruppierungen im Gemeinderat bereits von sich gegeben hatten.

Kurz danach tauten die Kandidaten, von denen bis auf Andrea Jelic (43 Jahre, Grüne) alle Newcomer waren, aber immer mehr auf. Die Antwort auf die Frage, wie der städtische Haushalt zu sanieren sei, nutzte der SPD-Bewerber Sarmed Munir (19 Jahre) gar zu einem Spaß. Man könne junge Fußballer einkaufen, sie zu Spitzensportlern ausbilden und dann wieder teuer verkaufen. Das Gelächter des Publikums ließ nicht auf sich warten.

Beim Thema Verkehr kam schließlich auch die erste Frage aus dem Publikum. Was die Bewerber vom Fahrrad-Schutzstreifen auf der Hohenheimer Straße halten, wollte ein Schüler wissen. „Davon halte ich nicht viel“, sagte Dennis Birnstock (23 Jahre, FDP). Seines Wissens nach habe der Gemeinderat da nicht mitreden dürfen. Andrea Jelic verteidigte dagegen die Radspuren. Man verbessere damit den Schutz der Radfahrer, sagte sie.

Als dann schließlich explizit die Jugendthemen zur Sprache kamen, war die anfängliche Beklommenheit der jungen Kandidaten verflogen. Wenn für die Jugendlichen mehr erreicht werden solle, müssten sie auch aktiv werden, sagte Markus Nowroth (27 Jahre, CDU). Der Jugendgemeinderat (JGR) sei darauf angewiesen, dass er erfährt, „was die Jugendlichen wollen“, brachte er das politische Gremium der 14- bis 18-Jährigen ins Spiel. „Der Jugendgemeinderat muss ein Rederecht im Gemeinderat bekommen“, fügte Dennis Birnstock hinzu. Die Jugendlichen bräuchten Treffpunkte ohne Betreuung, sagte Moritz Schumacher (19 Jahre, Grüne). Sarmed Munir beschwor die Zuhörer, für den JGR zu kandidieren. „Dort mitzuarbeiten, ist nicht so schwer, wie man denkt“, sagte er. Dagegen meinte Jacques Huss (bald 18 Jahre, Freie Wähler), der den JGR auch aus eigener Tätigkeit kennt, dass das Gremium zu wenig zu sagen habe. „Wir brauchen das Rederecht“, unterstützte er Birnstocks Forderung. Letzterer regte wie Schumacher an, dass noch mehr Treffpunkte für Jugendliche gesucht werden, die ohne Betreuung auskommen. Positiv sei, dass es inzwischen für den JGR die Erlaubnis des „Ca va“ gebe, den Keller der Kneipe für Partys zu nutzen.

Wohin sich Jugendliche mit ihren Wünschen wenden sollen, wollten die Moderatorinnen wissen. Er plädiere für Online-Umfragen zu konkreten Fragestellungen, sagte Jacques Huss. Dennis Birnstock wollte Gemeinderatssitzungen per Livestream ins Internet übertragen. Sarmed Munir forderte, dass Nachrichten auf Facebook von der Verwaltung gepostet werden.

Alle Kandidaten machten deutlich, dass sie die sogenannten sozialen Netzwerke nutzen wollen. Als ein erwachsener Zuhörer, der für die Grünen kandidiert, sagte, dass er für die Partei eine Facebook-Seite einrichte, kam prompt das Echo vom Podium. „Das haben wir schon“, sagten die CDU-, SPD- und FDP-Vertreter. „Und wir sind ebenfalls dabei, es zu tun“ sagte Huss.

„Warum sollte man gerade Euch wählen?“, wollten die Moderatorinnen schließlich wissen. Hier nur drei Antworten. Andre Alkapon (18 Jahre, SPD) sagte: „Weil meine Politik immer von Herzen kommt.“ Verena Przybyla (29 Jahre, Freie Wähler) sagte: „Weil ich gern für Euch da wäre“, und Sarmed Munir appellierte an die Jugendlichen, überhaupt wählen zu gehen.