Zu schade fürs Verfaulen? Filderstadt hilft, an Gratis-Obst zu kommen. Foto: Sägesser

Eine Obstbörse und gelbe Bänder helfen in Filderstadt, dass von Apfel bis Zwetschge möglichst wenig liegen bleibt. Das ist ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung und für die Umwelt.

Filderstadt - Für Wespen sind fette Zeiten angebrochen. Wenn unter den Apfel- und Birnbäumen das Fallobst vor sich hin fault, ist der Tisch für sie gedeckt. Das sieht jeder, der in diesen Tagen in der Natur unterwegs ist. Das Obst reift, und nicht selten kommt keiner, um daraus Apfelkuchen oder Zwetschgenmus zu produzieren. Dabei gibt es durchaus Menschen, die sich unter den Streuobstbäumen bedienen würden, wenn sie denn wüssten, dass es erlaubt ist.

Genau diese beiden Gruppen werden in Filderstadt miteinander verkuppelt. Die Obstbörse der Stadt und die gelben Bänder sollen das Obst umverteilen. Das Prinzip ist einfach: Wer Bäume hat, mit deren Ernte er überfordert ist, kann ein gelbes Juteband um den Stamm schlingen. Das ist das Signal: Hier darf zugegriffen werden. Damit die Angelegenheit für interessierte Erntehelfer nicht zum Suchspiel auf Filderstadts Streuobstwiesen wird, kann man die Standorte bei der Stadtverwaltung telefonisch erfragen.

Das Projekt hat 2020 einen Preis gewonnen

Die Idee mit den gelben Bändern hat inzwischen Schule gemacht. Inzwischen werden im ganzen Landkreis Esslingen Bäume mit gelben Streifen markiert. Die Aktion gegen Lebensmittelverschwendung, für die sich Filderstadt als ein Vorreiter sieht, ist dieses Jahr sogar ausgezeichnet worden. Der Landkreis Esslingen hat für die gelben Bänder den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ erhalten. Im Landkreis Esslingen befindet sich mit 9600 Hektar Streuobstwiesen und geschätzt 768 000 Obstbäumen die größte Streuobstfläche in der ganzen Bundesrepublik. „Sie sind Vorbilder, schaffen Bewusstsein“, sagte die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung.

Aus Sicht von Sabine Schwiete, der Leiterin des Umweltreferats in Filderstadt, hat das gelbe Band gleich mehrere positive Effekte: Vorhandenes Obst wird verwertet anstatt dass es verfault, aber die Menschen würden so auch wohnortnah versorgt, lange Lieferwege fielen weg und damit auch umweltschädliches CO2.

Die gelben Bänder, mit denen Besitzer ihre Bäume zur Ernte freigeben können, gibt es ab sofort bei der Stadtverwaltung von Filderstadt, Uhlbergstraße 33 in Plattenhardt. Die Stadt bittet darum, sich vorher telefonisch anzukündigen, dies ist möglich unter Telefon 0711/700 36 48. Die gelben Bänder werden durchs Fenster ausgegeben oder auf Wunsch auch per Post versandt.

Hier sind die wichtigen Telefonnummern

Eng mit der Band-Aktion verknüpft ist die Obstbörse, die ebenfalls beim Umweltreferat der Stadt angesiedelt ist. Diese vermittelt von Ende August bis Ende Oktober Erntewillige und Baumbesitzer, die selbst nicht hinterherkommen. Unter der Telefonnummer 0171/767 43 10 können die Standort von einzelnen Obstbäumen oder ganzen Streuobstwiesen herausgefunden werden. Sowohl Anbieter als auch Suchende können montags bis samstags von 14 bis 18 Uhr unter der angegebene Nummer anrufen. Die E-Mail-Adresse lautet umweltschutz@filderstadt.de.

Die Stadt Filderstadt bittet im Zusammenhang mit Obstbäumen übrigens ganz aktuell darum, diese zu gießen. Das betreffe vor allem jüngere Bäume auf den Streuobstwiesen, die wegen der trockenen Witterung der vergangenen Wochen dringend Wasser benötigen.