Beim Logistikzentrum der Firma Boss wurde potenzielles Bauland für Gewerbebetriebe gestrichen. Foto: Otto-H. Häusser

Die endgültige Diskussion um den Bedarf an Bauland in Filderstadt ist bis nach der Gemeinderatswahl vertagt. Vorher soll die Stadtverwaltung aber klären, welche Flächen die Filderstädter Wirtschaft für ihre Entwicklung braucht.

Filderstadt - Für die SPD und die Mehrheit der CDU/FDP-Fraktion schien es jetzt ein gefundenes Fressen zu sein. Waren sie doch bei der Abstimmung über den Entwurf zum Flächennutzungsplan im Dezember knapp unterlegen. Die Freien Wähler und die Grünen hatten sich mit ihrem Streichkonzert bei den Flächen, die als Bauland für Wohn- und Firmengebäude dienen können, durchgesetzt.

Am Montag nun hatte es im Gemeinderat den Anschein, als ob die Zeit der Revanche bald anbrechen würde. Beide Fraktionen sahen in dem, was die Freien Wähler aufs Tapet gebracht hatten, das Eingeständnis, dass man doch viel mehr Flächen als Bauland brauche, als zuletzt beschlossen worden war.

Was soll der Antrag bringen?

Die Freien Wähler wollen mit ihrem Antrag erfahren, welche Firmen, die bereits in Filderstadt angesiedelt sind, einen Expansionsbedarf haben. Mit einer Umfrage soll die Stadtverwaltung klären, wie viel Fläche im Einzelfall bis zum Jahr 2030 zur Entwicklung der Firma gebraucht wird. Dabei soll das Augenmerk auch auf eine mögliche Expansion am derzeitigen Standort oder auf brachliegenden Flächen im Innenbereich gelegt werden.

„Bevor man in den Außenbereich geht, sollte man prüfen, was im Inneren möglich ist“, sagte Richard Briem (FW). Man müsse auf jeden Fall darauf achten, dass vorhandene Arbeits- und Ausbildungsplätze bestehen bleiben. „Wir müssen Filderstadt als Wirtschaftsstandort erhalten“, machte Matthias Weinmann (FW) deutlich.

Was sagen die anderen dazu?

„Es passiert selten, dass ich mich über einen Antrag der Freien Wähler so gefreut habe wie über diesen“, frohlockte SPD-Stadtrat Bernd Menz. Der Flächennutzungsplan könne nun noch mal überprüft werden, sagte er und unterstrich damit das Bestreben der SPD, sowohl fürs Gewerbe als auch fürs Wohnen deutlich mehr Bauland vorzuhalten als tatsächlich gebraucht wird. Nur wenn genügend Flächen vorhanden seien, könne man verhindern, dass Firmen wegziehen, erklärte Menz.

Hinzu komme, dass die Unternehmer sich beklagen würden, weil das wenige Bauland zu teuer sei, erklärte Oliver Alber (CDU/FDP). „Das habe ich in Gesprächen mit kleinen Handwerkern erfahren“, sagte er. Deshalb müsse man dafür sorgen, dass genügend Angebote vorhanden sind. Dem hielt Richard Briem entgegen, dass es derzeit mit Affelter und dem Filder-Airport-Areal Gewerbegebiete gebe, die erst nach und nach aufgesiedelt würden. „Wir müssen eruieren, wie viel Flächen gebraucht werden“, sagte Catherine Kalarrytou (Grüne). Deshalb könne man den Antrag der Freien Wähler grundsätzlich unterstützen. Wie und wo die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen umgesetzt wird, müsse danach diskutiert werden.

Wie wird das Ergebnis umgesetzt?

Dies dürfte dann bei der endgültigen Beratung des Flächennutzungsplans erfolgen. Diese Diskussion soll erst nach der Gemeinderatswahl mit dem neuen Gremium geführt werden, kündigte Oberbürgermeister Christoph Traub an. Dann könnte der bereits beschlossene Entwurf, der jetzt von der Verwaltung ausgearbeitet wird, nochmals geändert werden. Diesen Entwurf hatte der Gemeinderat im Dezember mit den Stimmen der Freien Wähler, der Grünen und der Stadträte Dieter Weinmann und Helmut Schumacher (beide CDU/FDP) von 98 auf 54 Hektar eingedampft. Von dem übrig gebliebenen potenziellen Bauland entfielen 17 Hektar auf Gewerbeflächen, 13 auf Mischflächen, 14 Hektar auf Wohngebiete und zehn Hektar auf Gemeinbedarfsflächen der Stadt.

Zu den Flächen, die aus dem Entwurf entfernt wurden, gehörte auch eine 13 Hektar große Fläche, die sich nördlich der Firma Gemalto in Sielmingen befindet. Sie wurde gestrichen, weil das dortige Ackerland als besonders wertvoll gilt. An diesem Beispiel zeigte sich besonders deutlich der Konflikt, in dem die Stadträte bei der Ausweisung weiterer Bauflächen stehen. Einerseits wird dringend Bauland gebraucht. Andrerseits drängt die Landwirtschaft darauf, die besonders wertvollen Böden, die es in Filderstadt gibt, zu erhalten.

Wie tangiert das die Filderstudie?

Hier kommt die Filderstudie ins Spiel, die ebenfalls am Montag dem Gemeinderat vorgestellt wurde. Sie empfiehlt genau an solchen Stellen wie im Norden von Sielmingen Wohnungen und Firmengebäude zu errichten. Solche Standorte seien ideal, weil von dort aus die Bewohner und die Arbeitnehmer kurze Wege zur künftigen S-Bahnstation Sielmingen hätten, so die Expertise. Die Filderstudie, die von der Region und dem kommunalen Arbeitskreis Filder (Kaf) in Auftrag gegeben wurde, sieht eine interkommunale Zusammenarbeit vor. Sie soll Ende des Jahres im Kaf von den Kommunen beraten werden.