Artur Ambrozik ist nach seinem Herzstillstand im Sommer „einfach froh, dass ich wieder da bin“, wie er sagt. Foto: Caroline Holowiecki

Im vergangenen Sommer kippte der Stürmer Artur Ambrozik auf dem Spielfeld in Bernhausen um. Herzstillstand. Beim Verein hat sich seither einiges verändert.

Das meiste weiß Artur Ambrozik nur vom Hörensagen. Er hat keine aktive Erinnerung an die Geschehnisse des 17. August 2022, und auch die Tage danach liegen für ihn weitgehend im Nebel. Der Stürmer der zweiten Mannschaft des TSV Bernhausen ist an diesem Sommertag zu Beginn des Trainings auf dem Kunstrasenplatz umgekippt. Herzstillstand. Mitspieler eilten zu ihm, leiteten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein, riefen einen Krankenwagen. Schätzungsweise zehn Minuten habe es gedauert, bis die professionellen Retter dagewesen seien. In der Zwischenzeit wurde Artur Ambrozik konstant manuell von Teamkollegen reanimiert. „Die haben mein Leben gerettet, definitiv. Zehn Minuten überlebt man nicht“, sagt er heute.

Sein Herz funktioniert eigentlich sauber

Artur Ambrozik ist 28 Jahre alt. Ein fitter, schlanker Sportler, keine Vorerkrankungen. Ja, er raucht, aber nach Informationen der Ärzte habe es nichts Konkretes gegeben, das den Herzstillstand ausgelöst habe. „Mein Herz hat funktioniert, alles sauber“, sagt er. Die Herzkranzgefäße, das habe die Untersuchung im Krankenhaus ergeben, seien unauffällig gewesen. Eine Herzwand sei etwas verdickt. Man gehe im Nachgang davon aus, dass das sogenannte Broken-Heart-Syndrom dazu geführt habe, dass sein Herz zu schnell geschlagen und schließlich ausgesetzt habe. Präventiv sei ihm ein kleiner Defibrillator unter der Haut eingesetzt worden, der seine Herzfunktion überwache.

Der Fall erinnert an die Fußball-EM 2021, als der Däne Christian Eriksen im Vorrundenspiel gegen Finnland einen Herzstillstand erlitt und auf dem Spielfeld reanimiert werden musste. Christian Eriksen spielt nach dem dramatischen Ereignis wieder, und auch Artur Ambrozik steht seit Januar wieder in Bernhausen auf dem Feld. An diesem Dienstag gibt er das Interview kurz vor dem abendlichen Training. Zwischenrein isst er eine Banane zur Stärkung. Er habe keine körperlichen Einschränkungen. Äußerlich wirkt er cool. „Ich bin einfach froh, dass ich wieder da bin“, sagt er.

Beim TSV Bernhausen hat sich seither aber einiges verändert, wie Thomas Otto, der sportliche Leiter der Fußballabteilung, erklärt. Zwar habe es im TSV-Foyer einen Defibrillator gegeben, die Fußballer haben jedoch einen zusätzlichen angeschafft. „Wir haben extra einen mobilen, damit wir ihn mitnehmen können“, sagt er. Wird auswärts oder auf dem zweiten Trainingsgelände gespielt, wird das kleine rote Gerät eingepackt. Es habe intern Workshops gegeben, „an Ersthelferschulungen sind wir dran, das wird regelmäßig angeboten“, sagt Thomas Otto. Regelmäßige sportärztliche Untersuchungen würden ebenfalls erwogen. „Als junger Mensch denkt man nicht dran.“

Das Schlimmste ist, nichts zu tun

Der TSV Bernhausen kooperiert eng mit Richard Briem. Er treibt das Thema Defibrillatoren in Filderstadt voran. Der Freie-Wähler-Kommunalpolitiker und Chef des gleichnamigen Autohauses setzt sich in Zusammenarbeit mit der Björn-Steiger-Stiftung seit Jahren für die Installation von Laien-Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden, in Schulen, in Geschäften, bei Vereinen und auf Sportanlagen in der Stadt ein. Zur Finanzierung trommelt er auch Sponsoren zusammen. Schulungen leitet Richard Briem ebenfalls ehrenamtlich. Die Defibrillatoren könne man auch ohne medizinische Kenntnisse bedienen, eine Stimme leite durch den Vorgang. „Das Schlimmste ist beim plötzlichen Herzversagen, nichts zu tun“, stellt er klar. Artur Ambrozik unterschreibt das sofort.

Er hat am eigenen Leib erfahren, wie wichtig das Thema Erste Hilfe ist. Hätte keiner eingegriffen, wäre es wohl nicht mehr da. „Ein Bewusstsein zu schaffen, das ist das Allerwichtigste“, sagt Thomas Otto, und auch Artur Ambrozik plädiert dafür, seine Kenntnisse regelmäßig zu erneuern. „Es tut nicht weh, das aufzufrischen“, findet er. Zwar werde auf dem Sportplatz nicht mehr häufig über die schicksalhaften Minuten im Sommer 2022 geredet, doch Artur Ambrozik wird täglich daran erinnert. „Die Narben sehe ich jeden Tag.“

Mehr als 45 Defibrillatoren in Filderstadt

Rechtzeitig helfen
Am plötzlichen Herztod sterben laut der Björn-Steiger-Stiftung ungefähr 100.000 Menschen pro Jahr. „Oft sterben sie, weil ihnen nicht rechtzeitig oder gar nicht geholfen wird.“ Daher macht sich die Stiftung mit Sitz in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) für die Verbreitung von Laien-Defibrillatoren und die Breitenausbildung stark.

Sponsoren gesucht
In Filderstadt sind im öffentlichen Raum und in Einrichtungen bereits mehr als 45 solcher Geräte hinterlegt. Die neuesten Exemplare sind in den katholischen Kirchen Sankt Stephanus, Liebfrauen und Sankt Michael installiert, außerdem in der evangelischen Jakobuskirche und eben im Jugendraum des TSV Bernhausen. Sponsoren mit Standortvorschlägen können sich per Mail melden: Richard.Briem@autohaus-briem.de. car