Nico Arnold (links) und Dieter Weinmann sind ein eingespieltes Team. Foto: Leonie Schüler

Die Männer des Prüf- und Reinigungstrupps kontrollieren regelmäßig alle Spielflächen der Stadt Filderstadt – 65 an der Zahl, dazu kommen noch Schulen und Kindergärten. Bei ihrer Arbeit haben sie nicht nur mit übervollen Mülleimern und Hundekot zu kämpfen.

Filderstadt - Nico Arnold steigt auf einen Kletterturm hinauf und hüpft ein bisschen herum. „Das Kind im Manne“, sagt der 55-Jährige und lacht. Aber Arnold ist nicht zum Spielen auf dem Spielplatz Hausäcker in Sielmingen, sondern zum Arbeiten. Er prüft zusammen mit seinem Kollegen Dieter Weinmann die Sicherheit der Spielplätze in ganz Filderstadt und entsorgt dort den Müll. Die Spielplatzkolonne, wie sich die beiden und manchmal noch ein dritter Kollege nennen, fährt jede Woche 65 Spielplätze an, zudem die Außenspielbereiche von 13 Schulen und 25 Kindergärten. Zwischen 80 und 90 Kilometern legen sie bei ihrer Tour durch Sielmingen, Harthausen, Bonlanden, Plattenhardt und Bernhausen zurück. Rund ein Dutzend Spielplätze, die am Wochenende hochfrequentiert sind, werden montags ein weiteres Mal angefahren.

Nico Arnold fällt auf, dass die öffentlichen Abfalleimer immer schneller voll werden. „Die Leute entsorgen ihren Hausmüll hier“, vermutet er. Bei ihren Rundfahrten nehme das Mülleimerleeren und Aufpicken von herumliegendem Abfall mehr Zeit in Anspruch. Vor allem in den Sommermonaten bleibe immer weniger Zeit für die Sicherheitskontrolle, Reparaturen müssten sie deshalb häufiger an Firmen vergeben.

Das Problem mit entsorgtem Hausmüll oder auch wild entladenem Sperrmüll wie kaputten Fernsehern, alten Sofas, Matratzen oder Fliesenresten, die am Waldrand oder auf Parkplätzen abgeladen werden, bestätigt auch Wolfgang Feucht. „Das hat etwas zugenommen“, sagt der Leiter des Baubetriebshofs Filderstadt. Werde jemand beim Müllabladen erwischt, werde dieser angezeigt, doch das passiere kaum einmal.

Mehr Mülleimer soll es nicht geben, aus einem bestimmten Grund

Die Anzahl an Mülleimern ist in Wolfgang Feuchts Augen ausreichend: „Wir sind gut bestückt.“ 300 Abfalleimer gibt es in ganz Filderstadt, zudem 140 sogenannte Robidogs, die speziell für Hundekot sind. Sie liegen meist etwas abseits, damit der Gestank niemanden stört. Gewöhnt man sich jemals daran? „Gewöhnen ist zu viel“, sagt Nico Arnold, „man muss es halt machen.“ Keinesfalls ist der Mann von der Spielplatzkolonne dafür, mehr Mülleimer aufzustellen. Das würde provozieren, dass noch mehr Hausmüll öffentlich entsorgt wird, vermutet er. „Das ist reine Erziehungssache. Man kann von den Leuten verlangen, dass sie zum Beispiel nach einem Picknick ihren Müll wieder mit nach Hause nehmen.“ Wer seinen Abfall einfach fallen lasse, der tue dies so oder so, da würden mehr Mülleimer auch nicht helfen. Ihn störe die Achtlosigkeit vieler Menschen. „Man sieht den Dreck nur nicht, weil wir ihn immer wegmachen. Wenn wir ihn sechs Wochen nicht leeren würden, dann würde man mal sehen, wie die Menschheit versaut.“

Pro Woche fahren die Mitarbeiter des Filderstädter Bauhofs etwa vier Tonnen Müll nach Stuttgart-Münster zur Müllverbrennung. Damit liege die Stadt im Durchschnitt, schätzt Bauhofleiter Wolfgang Feucht. In den Wintermonaten sei es etwas weniger. Die Kosten für die Entsorgung liege bei etwa 70 000 Euro im Jahr. Mehr Geld muss der Bauhofleiter für Reinigungsarbeiten ausgeben: Hierfür sind im Budget rund 150 000 Euro veranschlagt. Die aufwendigste Stelle sei der S-Bahnhof in Bernhausen. An den Gleisen und im Mittelgeschoss sei die Deutsche Bahn mit dem Reinigen beauftragt, oberirdisch erledigen es die städtischen Mitarbeiter. Vor allem Kaugummis seien dort störend, „aber damit muss man leben. Das Entfernen ist sehr aufwendig“, sagt Feucht. Zu Zeiten des Volksfestes gehen laut Feucht häufig Beschwerden ein, dass sich mal wieder jemand am S-Bahnhof übergeben habe. „Wenn Sie das nicht innerhalb von einer halben Stunde weggemacht haben, gehen 20 Anrufe ein.“

Sicherheitsrelevantes hat Vorrang, Glasscherben etwa

Ein Problem, das den Bauhofleiter ärgert, sind die Müllberge, die durch Fast Food entstehen. Die großen Ketten seien zwar beauftragt, den Abfall im Umkreis von 400 Metern rund um ihre Filiale zu entsorgen, was auch gut funktioniere. „Aber viele Leute fahren irgendwohin, wo sie ungestört sind, öffnen ihre Autotüre und stellen ihre Mülltüte einfach ab. Das sind Unmengen, aber man kann nichts machen.“ Sicherlich sei es wichtig, Kinder zu mehr Achtsamkeit zu erziehen, wie es beispielsweise die jährliche Markungsputzete zum Ziel habe. Dabei helfen nicht nur der Oberbürgermeister, sondern auch die Fünft- und Sechstklässler mit, die Teilorte von herumliegendem Müll zu befreien. „Aber im Flegelalter von 16, 17 haben sie das wieder vergessen“, meint Feucht.

Bei ihrer Rundfahrt müssen die Männer der Spielplatzkolonne die Aufgaben nach Prioritäten einteilen. Sicherheitsrelevante Dinge haben immer Vorrang. Ruft zum Beispiel ein Bürger beim Scherbentelefon des Bauhofs an (0711/708 38 90) und nennt einen Spielplatz, auf dem zerbrochenes Glas gefunden wurde, fahren die beiden umgehend hin und räumen es weg. Manchmal müssen sie den Sand regelrecht durchsieben. „Das mit den Scherben war früher nicht so schlimm. Die Leute sind viel rücksichtsloser“, sagt Arnold. Er spüre eine hohe Verantwortung, schließlich spielen dort kleine Kinder. Zum Glück sei die Zusammenarbeit mit vielen Erzieherinnen gut, die anrufen und Müllstellen melden.

Als Männer vor Ort werden Arnold und Weinmann auch mit Beschwerden konfrontiert. Während die beiden am neuen Spielplatz an der Sägemühlstraße nach dem Rechten sehen, kommt eine Anwohnerin auf sie zu und klagt darüber, dass an der Seite ständig Kinder hinpinkeln, manchmal auch mehr. „Das geht doch so nicht. Da muss es eine Lösung geben“, sagt sie erbost. Nico Arnold hört der Frau zu und verspricht ihr, das Problem an die Zuständigen weiterzugeben. Er selbst verstehe, dass es die Anwohner stört, kenne aber auch keine Lösung.