Mit Aufführungen im öffentlichen Raum kennt sich das Theater Lindenhof gut aus. Hier eine Szene aus „In weiter Ferne, der Mensch“ in der Tübinger Güterhalle im August 2017. Foto: Richard Becker

Vor 50 Jahren wurden Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern gegründet. Was damals umstritten war, gilt heute als Erfolgsmodell. Das ganze Jahr über gibt es Feierlichkeiten. Was alles geplant ist.

Vor 50 Jahren war eigentlich niemandem zum Feiern zumute, als auf Druck der Landesregierung die Gründung der Städte Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern amtlich beschlossen wurde. Die bis dato selbstständigen Gemeinden wurden zusammengelegt. Rückblickend ist die Bewertung der damaligen Ereignisse eine andere: „50 Jahre . . .“ ist ein Prädikat, das alle Filderbewohner das Jahr 2025 über begleiten wird. Es wird auch im Zusammenhang mit Veranstaltungen erwähnt werden, die man nicht gleich mit einem Stadtjubiläum in Verbindung bringt. Das ist auch ein Zeichen dafür, wie sehr diese Zusammenschlüsse den Alltag der Bürger geprägt haben, wie selbstverständlich inzwischen die Errungenschaften geworden sind.

 

Beide Städte haben Theater engagiert

Stolz auf das Erreichte zeigt sich auch darin, dass sowohl Leinfelden-Echterdingen als auch Filderstadt je ein Theaterstück in Auftrag gegeben haben. In den Inszenierungen spielen nicht nur Gegenwart und Zukunft eine bedeutende Rolle, sondern auch die möglichst weit zurückreichende Vergangenheit. Dass die Städte sich für völlig verschiedene Formate entschieden haben, macht es für die Filderbewohner umso spannender.

Auftaktveranstaltungen zum Jubiläumsjahr gibt es auch. Den Anfang macht die Stadt Filderstadt an diesem Sonntag, 12. Januar. „Zurück in die Zukunft“ heißt es den ganzen Tag in der Filharmonie. Neben einem musikalischen Rahmenprogramm geht es um 11 Uhr vor allem um Tradition und Geschichte. Dazu gehören die Programmpunkte des traditionellen Neujahrsempfangs. Um 17 Uhr gibt es Gesprächsformate zum Thema „Wert einer Stadt in Vielfalt und Frieden“. Dazu ist Michael Blume in der Stadt, der Antisemitismusbeauftragte des Landes.

In Leinfelden-Echterdingen beginnen die Feiern am 8. Februar

In Leinfelden-Echterdingen ist der offizielle Start am Samstag, 8. Februar, um 18 Uhr in der Filderhalle. In diesem Rahmen findet etwa die Uraufführung des Theaterstücks „LE Revue“ statt, das die Regisseurin und Dramaturgin Aurelina Bücher mit Bürgern aus den Stadtteilen der Fusionsstadt erarbeitet hat. In Gesprächsrunden wird auch der Ministerpräsident Winfried Kretschmann erwartet. Hinzu kommt auch die meterhohe Lichtmarionette Dundu.

Viel Abwechslung in der Filharmonie

Das Filderstädter Theaterstück „Hin und weg“ hat am 11. Juli Premiere, fünf weitere Aufführungen sollen folgen. Engagiert wurde dafür das Regionaltheater Lindenhof aus Melchingen, das seit Jahrzehnten regelmäßig in der Filharmonie mit seinen aktuellen Produktionen gastiert. Am Stück selbst wird noch gefeilt; 200 Bürger sind an dem Stationentheater quer durch die Stadt beteiligt.

Die großen Stadtfeste im Sommer

Die großen Stadtfeste finden statt, wenn es eine Schönwetter-Garantie gibt: In Leinfelden-Echterdingen ist das vom 27. bis zum 29. Juni der Fall. Eine Festmeile von einem Kilometer Länge verbindet Leinfelden und Echterdingen. Sie bietet ein Programm, bei dem sich mehr als 70 Vereine und Organisationen aus der Stadt präsentieren. Dazu gehören die Landfrauen, die Jugendfarm, der Bart & Kultur Club, zahlreiche Musikvereine, das Theater unter den Kuppeln sowie die Bürgerstiftung. Mitten auf dieser Meile gibt es das größte Festzelt, das es bislang in dieser Stadt gegeben hat: Bis zu 1500 Menschen können darin feiern. Dazu gibt es eine Broschüre der Stadt, die zeigt, was wann wo alles möglich ist.

Noch sind Überraschungen möglich

Die Filderstädter warten mit der großen Sause, bis die Sommerferien rum sind. Kein Wunder, denn kurz vor Beginn der Sommerferien findet ja das große Theaterprojekt mit den Lindenhöflern statt. Ihr Stadtfest haben sie vom 12. bis zum 14. September terminiert. Eine Lokalgröße wie die Flipmanns sind schon eingebucht in den Terminkalender, viele weitere Attraktionen sollen folgen. Mit mancher Überraschung sei zu rechnen, heißt es. Außerdem werden noch Nachbarschaftsfeste entwickelt. Und in der Filharmonie gibt es ein vielfältiges Programm für Kinder mit der beliebten Let’s-Dance-Reihe, ein Gastspiel von Karat sowie Auftritte der Kabarettisten Lars Reichow und Ida Ott und des Magiers Topas.

Die Mäulesmühle wieder entdecken

Und noch ein Blick in den Jahreskalender von Leinfelden-Echterdingen. Die Mäulesmühle wird ja nun nicht mehr von „Hannes und der Bürgermeister“ bespielt, die Planungen sind nun in städtischer Hand. Und es gibt viele neue Formate für diesen Spielort: Sitzkissenkonzerte, Kunst und Gesang von Pepper & Salt, das Folkduo Tante Friedl, jeden Monat einen Abend der offenen Bühne. Auch in den Kirchen, Bürgersälen und Festhallen sind Konzerte geplant. Der Fotoclub feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einer Jahresausstellung in der Filderhalle, das Stadtmuseum hat ebenfalls eine Ausstellung vorbereitet. Die Modellbauer vom TreffImpuls zeigen, wie der Leinfeldener Bahnhof im Jahr 1954 ausgesehen hat, das Theater unter den Kuppeln geht in sein 60-Jahr-Festprogramm.

Der Blick in die Geschichte

50 Jahre Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern

Gründung
Am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde- und Gebietsreform in Baden-Württemberg in die Tat umgesetzt. Da ging es um die Zusammenlegung mehrerer Kleinstädte und Orte zu einer größeren Einheit, also um die Gründung der heutigen Stadtgebilde Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern auf den Fildern. In ganz Baden-Württemberg wurden in dieser Zeit weitere derartige Städte gebildet. Die Zahl der eigenständigen Städte und Gemeinden ist in Baden-Württemberg dadurch von etwas mehr als 3000 Anfang der 1970er Jahre auf etwas mehr als 1100 gesunken nach dieser Reform.

Veranstaltungen
Der Veranstaltungskalender der Filder-Städte ist in diesem Jahr noch um einiges umfangreicher als sonst. Viele Veranstaltungen würden auch ohne das 50-Jahr-Jubiläum stattfinden, doch für viele Vereine und Kulturschaffende ist es auch ein besonderer Anreiz, jetzt etwas Außergewöhnliches zu bieten. Auch Firmen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten auf den Fildern ansässig sind, öffnen zu bestimmte Terminen ihre Türen und geben Einblicke in das, was sie hier schaffen. Die lokale Geschichte rückt mehr in den Vordergrund mit Führungen und Vorträgen in diese Städte und ins Umland.

Theater
Um einiges kleiner dimensioniert ist der Leinfelden-Echterdinger Theaterbeitrag „LE Revue“ mit elf Schauspielern als das in Filderstadt, wo das Theater Lindenhof mit gut 200 Beteiligten agiert. In „LE Revue“ arbeitet die Regisseurin und Autorin Aurelina Bücher mit elf Laiendarstellern, die aus den verschiedenen Stadtteilen von LE kommen und zum Teil dort schon lange leben. „Es geht schon darum, wie die Menschen hier lernten, miteinander auszukommen, obwohl sie gar nicht unbedingt Nachbarn sein wollten“, so Bücher zu ihrer Stückentwicklung, „und es gibt Ausblicke, was sie von ihrer Stadt künftig erwarten. Stückentwicklung heißt hier, dass nicht ein fertiger Text zu Probenbeginn vorgelegen hat, die Dialoge und Szenen wurden erst im Verlauf entwickelt. Bücher hat sich dazu auch im Stadtarchiv schlau gemacht. Und sie lebt seit einigen Jahren hier in Stuttgart, hat also auch eigene Erfahrungen gesammelt. Die freie Regisseurin ist sonst viel im Land unterwegs, hat auch schon in Wien so eine Stückentwicklung gemacht. Als Konkurrenz sieht sie das Lindenhof-Projekt in Filderstadt nicht: „Hauptsache, es gibt Theater zu solchen Anlässen“, so Bücher.