Die wichtigsten Bezugspersonen für Leander Zahumensky sind sein Bruder Elijas, seine Mutter Milena und Vater Stefan. Foto: Ines Rudel

Obwohl die Krankenkasse ein Persönliches Budget für den behinderten Elfjährigen bewilligt hat, finden seine Eltern Milena und Stefan Zahumensky kein Personal für seine Betreuung. Auf sich alleine gestellt, ist die Aufgabe kaum zu bewältigen.

Filderstadt - Leander bedarf ganz besonderer Zuwendung. Der Elfjährige aus Filderstadt-Sielmingen ist seit seiner Geburt körperlich und geistig behindert und benötigt rund um die Uhr Betreuung von Menschen, die ihn versorgen und ihn zur Rohräckerschule in Esslingen-Zollberg begleiten. Eine Aufgabe, die seine Eltern Milena und Stefan Zahumensky nicht alleine bewältigen können. Sie haben deshalb über die Technikerkrankenkasse ein sogenanntes Persönliches Budget für Leander bewilligt bekommen, das ihnen die Einrichtung von 2,7 Pflegestellen für ihren Sohn ermöglicht. Doch mit der Bewilligung allein ist es nicht getan. Obwohl das dafür notwendige Geld zur Verfügung steht, versuchen die Zahumenskys seit Monaten vergeblich, Pflegerinnen oder Pfleger für Leander zu gewinnen. Zurzeit ist nur eine der 2,7 Stellen besetzt, was für die erforderliche Betreuung Leanders nicht ausreicht.

Auf dem Arbeitsmarkt sind Pfleger Mangelware

Milena Zahumensky hat schon viel versucht, um dem Pflegeengpass für ihren Sohn zu entkommen. Anzeigen in diversen Wochenblättern waren ebenso wenig erfolgreich wie der Aufruf eines regionalen Radiosenders. In ihrer Verzweiflung habe sie sogar eine Annonce in Ebay-Kleinanzeigen aufgegeben, berichtet sie, aber es habe sich nur eine Frau gemeldet, die lediglich mit den Attributen „ich liebe Kinder, ich kann arbeiten und ich habe ein Auto“ für sich habe werben können. Auf der Suche in Serbien und der Slowakei, wo Verwandtschaft der Zahumensky lebt, hätten zwar sich geeignete Pflegekräfte gefunden, aber die rechtlichen Hürden für eine Einstellung seien unüberwindbar.

Auch die Anfrage bei der Arbeitsagentur Göppingen sei ins Leere gelaufen. Was laut Kerstin Blum von der sogenannten arbeitgeberoientierten Vermittlung ein grundsätzliches Problem ist. Es sei zurzeit generell schwierig, Pflegepersonal zu finden. „Der Markt ist leer“, erklärt Kerstin Blum, arbeitssuchende Pfleger seien absolute Mangelware. Im Fall von Leander gestalte sich die Suche sogar noch schwerer, denn es handle sich dabei um eine für Pfleger spezielle Stelle. Das bestätigt auch Stefan Zahumensky, der um die spezifischen Anforderungen weiß, die ein Betreuer für Leander erfüllen muss. Bei der intensiven Nähe zu dem Kind und der ganzen Familie „muss man sich riechen, aber auch uns ertragen können“. Eine gute Vertrauensbasis zwischen seinem Sohn und den Pflegern sei ebenso unabdingbar wie „unser Vertrauen in den Pfleger“. Denn nur dann könnten er und seine Frau wirklich entlastet werden.

Ein ganz normaler Arbeitsvertrag

Die Kernarbeitszeiten lehnen sich an Leanders Schulzeiten an. Um 7.30 Uhr wird er abgeholt und um 16 Uhr wieder nach Hause gebracht. Die Betreuung während der Schulzeit „ist uns wichtig, denn auch ein behindertes Kind ist in Deutschland schulpflichtig“. Das Pflegepersonal müsse sich zudem auf die Behinderung Leanders einlassen. Es müsse auf dessen durch eine Epilepsie ausgelösten Krampfanfälle reagieren können und die entsprechende Notfallmedikation beherrschen, die durch einen Arzt vermittelt werde. Bis heute sei die Ursache für die Behinderung unklar, weshalb sie sehr schwierig zu behandeln sei, sagt Stefan Zahumensky. Es gehe in erster Linie darum, die Folgen der unregelmäßig auftretenden Krampfanfälle zu mildern. Auch müsse ein Betreuer körperlich in der Lage sein, Leander in seinen Rollstuhl oder in seinen Autositz zu heben.

Wer dieser Aufgabe bei den Zahumenskys gewachsen sei, den erwarte ein normaler, sozialversicherungspflichtiger Arbeitsvertrag und ein Nettoeinkommen von rund 1500 Euro für eine Vollzeitstelle, erklärt Stefan Zahumensky. Für ihn, seine Frau Milena und Leanders achtjährigen Bruder Elijas kommt nur eine Pflege innerhalb der Familie in Frage. „Ich würde ihn nie in ein Heim geben“, betont Milena Zahumensky und ihr Mann fügt an: „Keiner kann die Kinder so pflegen wie die eigenen Eltern.“

Persönliches Budget

Leistung
Seit dem 1. Januar 2008 besteht in Deutschland der Rechtsanspruch auf ein Persönliches Budget für Menschen mit einem Handicap oder einer chronischen Erkrankung. Dieses ermöglicht ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Es bemisst sich am jeweiligen Bedarf des Menschen mit Behinderung. Der Anspruch wird im halbjährlichen Rhythmus kontrolliert. Das Persönliche Budget wird vom Landratsamt oder der jeweilige Krankenkasse geprüft und gegebenenfalls bewilligt.

Kontakt
Wer sich die Pflege von Leander Zahumensky zutraut und sich für eine Stelle – auch in Teilzeit – bewerben möchte, kann unter der E-Mail-Adresse m.zahumensky@gmx.de Kontakt zu der Familie aufnehmen. Weitere Informationen gibt es auf Leanders Homepage im Internet: www.leander-keoni.de