Die Kirche wird einen Boden aus Kalksteinen bekommen Foto: Thomas Krämer

Die Bauarbeiten in der Kirche in Filderstadt-Plattenhardt sollen rechtzeitig zum Advent beendet sein, damit die Gottesdienste dann wieder dort abgehalten werden können. Die abmontierten Kirchenbänke allerdings werden nicht mehr in das Gotteshaus zurückkehren.

Plattenhardt - Im Juni hallte das vorerst letzte „Amen“ durch die Plattenhardter Antholianuskirche, wurden zum letzten Mal Kirchenlieder angestimmt und das „Vater unser“ gebetet. Dann rückten Handwerker und Restauratoren an.

Der alte Boden ist längst herausgerissen, Gerüste reichen an den Wänden hinauf bis zur Decke. „In den nächsten Tagen wird die Restauratorin Julia Feldtkeller damit beginnen, die rund 500 Jahre alten Fresken mit einem Spezialschwamm zu reinigen und defekte Stellen zu restaurieren“, sagt Andreas Streich, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde. Diese historische Bemalung war erst Mitte der 1960er Jahre bei der jüngsten gründlichen Renovierung der Kirche freigelegt worden.

Anschließend wird das Gotteshaus einen neuen Anstrich sowie einen Boden aus Kalksteinen bekommen, unter denen die Rohre der Fußbodenheizung verlaufen. „Die Erneuerung der Heizung war einer der Gründe für die Sanierung“, sagt Streich. Auch die Stromleitungen – die nicht mehr den Vorschriften entsprachen – werden ersetzt und die Beleuchtung erneuert.

Die Bauzeit des Chors wurde korrigiert

Auf dem Gerüst an der Außenseite der Kirche sind Zimmerleute und Steinmetze unterwegs. Steinmetzmeister Klaus Becker und seine Kollegen haben offene Fugen im Gemäuer abgedichtet und Steine an der Fassade erneuert. Über dem Chor ist das Dach teilweise abgedeckt, die Ziegel lagern unten auf dem Boden. „Die Dachkonstruktion ist in einem miserablen Zustand“, hatte der aus Bonlanden stammende Architekt Albert Hörz von Riehle und Assoziierte schon vor Beginn der Bauarbeiten festgestellt und seine Erkenntnisse in die Kostenschätzung der Renovierung einfließen lassen. Vor zwei Jahren hatten einige Dachbalken bereits notdürftig gestützt werden müssen. Nun werden die maroden Teile durch neue Balken ersetzt. „Wir erhalten aber so viel wie möglich“, sagt Hörz und zollt den Handwerkern seinen Respekt, die vor mehr als einem halben Jahrtausend die Kirche gebaut haben. Erleichtert wurde der Bereich zwischen der Chordecke und dem Dachgestühl zudem von rund zwei Tonnen Bauschutt. „Den haben freiwillige Helfer unter der Leitung des Bauausschussvorsitzenden Ruben Müller mit viel Mühe entsorgt“, sagt Streich erfreut und spricht von bis zu 20 Gemeindemitgliedern, die an den Wochenenden mitgeholfen haben.

Bisweilen kommt bei der Sanierung alter Gebäude bislang Unbekanntes zum Vorschein. In diesem Fall wurden jedoch keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gewonnen. Der Bauforscher Tilmann Marstaller korrigierte die Bauzeit des Chors – des ältesten Teils des Gotteshauses – mittels Dendrochronologie von 1479 auf 1481. Zudem fiel ihm die unterschiedliche Konstruktion des um 1500 gebauten Langhauses im östlichen und westlichen Teil auf. „Das deutet auf eine Änderung des Bauplans hin, da es im Mauerwerk an diese Stelle einen kleinen Knick gibt“, sagt Marstaller.

Auf die Veränderungen der Gesellschaft reagieren

Nikolaus Back freut sich, wenn die Kirche und vor allem die Fresken in neuem Glanz erstrahlen. „Die Sanierung der Kirche trägt langfristig zum Erhalt des ältesten Plattenhardter Bauwerks bei“, betont Filderstadts Stadtarchivar. Die Kommune hatte genauso wie das Landesdenkmalamt, der Kirchenbezirk und die Landeskirche einen Anteil der voraussichtlich 930 000 Euro übernommen, die die Sanierung kostet. Rund die Hälfte dieser Summe trägt die Kirchengemeinde selbst.

„Wenn alles normal läuft, können wir in der Adventszeit die Gottesdienste wieder in der Kirche feiern“, sagt Streich. Doch die wird dann ein wenig anders aussehen als zuvor. Und das nicht nur, weil die Fresken restauriert und die Wand neue Farbe bekommen hat. Die abmontierten Kirchenbänke werden nicht wieder in das Schiff gebracht, sondern durch Stühle ersetzt. Und Altar und Taufbecken sind nicht mehr fix, sondern können zur Seite geschoben werden. „Wir reagieren damit auf Veränderungen in der Gesellschaft und sind flexibler, was Veranstaltungen in der Kirche angeht.“ Auch die Steuerung der Turmuhr wird erneuert – sie soll dann wieder die richtige Zeit angeben und mit dem Glockenschlag synchron laufen.