Bei dem Treffen von Bürgerinitiative und Gemeinderatsfraktionen ging es auch um die Nachverdichtung an der Reutestraße. Foto: Thomas Krämer

In Plattenhardt soll nachverdichtet werden, etwa an der Reutestraße, und das ärgert die Anwohner. Nicht verwunderlich also, dass bei einem Treffen einer Bürgerinitiative und Stadträten unterschiedliche Standpunkte aufeinanderprallen.

Plattenhardt - Die Stimmung war gut, wir haben kontrovers diskutiert.“ Zweieinhalb Stunden liegen hinter den Teilnehmern der Gesprächsrunde, als Johannes Jauch dieses Fazit zieht. Der Plattenhardter hatte mit anderen Mitgliedern der Bürgerinitiative „Aufbruch Filderstadt – Stadtteil Plattenhardt“ Stadträte zu einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Innenraumentwicklung und behutsame Nachverdichtung – der Bebauungsplan Reutestraße als Blaupause“ eingeladen. „Ein breites Feld“, kommentierte SPD-Stadtrat Frank Schwemmle dieses ambitionierte Motto des Abends.

Wie breit, das zeigte der Vortrag von Wilhelm Kirschner. Der ehemalige Stadtplaner zeigte in einem Parforceritt die Entwicklung Plattenhardts auf – und sparte am Ende nicht mit Kritik an der Stadtplanung der vergangenen Jahrzehnte. „Der Ortskern verkauft sich deutlich unter Wert“, sagte er und kritisierte fehlende Aufenthaltsqualität und Einkaufsmöglichkeiten sowie den Abriss historischer Gebäudesubstanz wie dem an der Pfarrstraße. Seiner Ansicht nach ist die Quartiersentwicklung außer Kontrolle, „Einzelentscheidungen sind der Tod jeder Stadtplanung“, so sein Fazit der vergangenen Jahrzehnte. Plattenhardt brauche ein Programm der städtebaulichen Erneuerung, und das so schnell wie möglich. Dafür würde es Entwicklungsprogramme geben und mit einer Gestaltungssatzung hätte man ein Steuerungsinstrument.

Bisher lag das Augenmerk auf der Entwicklung von Bernhausen

„Gemeinderat und Stadtverwaltung haben gesehen, dass man es so nicht mehr weiterlaufen lassen kann“, räumte Schwemmle ein. Bisher seien alle Kräfte auf Bernhausen konzentriert gewesen. „Die Kapazitäten im Bauamt wurden erhöht, um Veränderungen in der gesamten Stadt zu ermöglichen“, ergänzte sein Ratskollege Willy Stoll. Der Fraktionsvorsitzende von CDU/FDP sieht die Stadt nun auf dem Weg in die richtige Richtung. Im Vergleich zu früher habe der Gesetzgeber ohnehin die Einflussmöglichkeiten der Stadträte bei Einzelbauvorhaben eingeschränkt. Dafür sei allein das Baurechtsamt zuständig, begegnete Schwemmle der Kritik an der Architektur von Neubauten wie dem an der Stuttgarter Straße in Plattenhardt.

So viel zum Thema Innenraumentwicklung, das schon einmal locker abendfüllend gewesen wäre. Doch es ging auch um die Nachverdichtung, um die Frage, wo noch überall Wohnungen gebaut werden können, ohne in den Außenbereich zu gehen. So wie der im beschleunigten Verfahren geplante Bau von sieben Häusern an der Reutestraße 24-32 auch in der zweiten Reihe. Dem war die Bürgerinitiative mit einem eigenen Plan begegnet, der lediglich drei neue Gebäude in vorderster Reihe vorsieht, um den Grünzug im Bereich zwischen Reutestraße und Schönbuchstraße zu erhalten. „Das ist aus meiner Sicht keine Nachverdichtung“, nahm Schwemmle klar Stellung und bekam dafür auch Zustimmung vom CDU/FDP-Fraktionsvorsitzenden Willy Stoll.

Was tun, wenn 3000 Menschen nach Filderstadt ziehen?

Armin Stickler führte den gestiegenen Wohnraumbedarf der Menschen an. „Aufgrund des Bedarfs an Wohnungen müssen wir Entwicklungen wie an der Reutestraße offen gegenüber sein“, sagte der Grünen-Stadtrat. „Wenn wir an der Reutestraße nicht nachverdichten, dann kommen wir nirgends anders in Filderstadt in die Gärten rein“, ließ Schwemmle die Richtung durchblicken, in die er, wohl aber auch der gesamte Gemeinderat angesichts von 3000 geplanten weiteren Einwohnern gehen wollen.

Diese Antwort war natürlich nicht im Sinne der Bürgerinitiative. „Wir sind nicht gegen Nachverdichtung, sie ist sogar dringend notwendig“, so Kirschner. Aber sie sollte behutsam sein. Der Plattenhardter wünscht sich mehr Qualität, zudem sollten Umwelt- und Sozialaspekte in die Planung einbezogen werden.