Dennis Ebi konnte all den Müll in der Natur irgendwann nicht mehr ertragen. Also handelt er. Foto: Patrick Steinle

Wenn Leute einfach ihren Müll in die Natur werfen, wird Dennis Ebi sauer. Im Baumarkt hat er sich deshalb kürzlich mit einem Werkzeug ausgerüstet. Eines, mit dem er den Unrat der anderen aus der Landschaft pickt. Warum tut er sich das an?

Plattenhardt - Dennis Ebi geht gern ein-, zweimal in der Woche spazieren. Da er in Plattenhardt wohnt, zieht es ihn meist in das Waldgebiet rund um den Weilerhau. Er ist gern draußen, sagt er. Doch leider kann er die Rundgänge nicht nur genießen. Wenn er unterwegs ist, sieht er zwar Blumen, Bäume und Tiere. Er sieht aber auch jede Menge Zeug, das eigentlich in die Mülltonne gehört. „Die Leute werfen ihren Abfall irgendwo hin, weil sie vielleicht zu bequem sind oder weil es ihnen egal ist, wenn überall Müll liegt“, sagt Dennis Ebi. „Das ist eben der Egoismus des Menschen.“

Und er will anscheinend anders sein. Denn seit etwa drei Wochen laufen seine Spaziergänge etwas anders ab. Der Biologe hat nun immer einen Müllsack und eine Greifzange dabei. „Es hat eine Weile gebraucht, bis ich auf die Idee gekommen bin, den Müll selbst zu sammeln“, sagt er. „Mittlerweile ist das schon eine Art Hobby. Ich will einfach nicht in Müll leben.“ Er hat inzwischen einen geschulten Blick und sieht Müll, der anderen vielleicht nicht aufgefallen wäre.

Oft landet der Müll direkt neben der Mülltonne

Dennis Ebi hat gut zu tun auf seinen Touren. In anderthalb Stunden fällt schon mal ein großer Müllsack an. „Dort, wo sich viele Personen aufhalten, liegt natürlich auch am meisten Müll herum“, sagt er. Für ihn sei es besonders wichtig, Styropor und Plastik mitzunehmen. Diese Stoffe seien nicht biologisch abbaubar, und Tiere könnten sie versehentlich fressen. „Jedes Stück Plastik, das nicht eingesammelt wird, landet irgendwann in den Weltmeeren“, sagt der Biologe. Wieder daheim, entsorgt er die Säcke in seinem Hausmüll. Einmal habe er bei einer Firma gefragt, ob sie seinen Beutel annehmen würde, ein Mitarbeiter willigte ein.

Seine Funde lassen Dennis Ebi immer wieder verblüfft zurück. „Ich verstehe es nicht, dass Leute ihren Müll vier oder fünf Schritte von einem leeren Mülleimer entfernt in den Wald oder auf die Straße werfen.“ Auch Pfandflaschen, die ja Geld wert sind, oder gefüllte Hundekotbeutel findet er. Dafür fehlt ihm jedes Verständnis.

Aber warum tut er sich das Ganze eigentlich an? Vielleicht, weil er nicht anders kann. „Die ganze Sache muss einem schon am Herzen liegen und auch Spaß machen“, erzählt Dennis Ebi. Und er merkt immer wieder, dass er das Richtige macht. Zum Beispiel, wenn er von anderen bewundert wird. „Es sprechen mich eher ältere Mitbürger darauf an und sagen mir, dass sie mein Vorhaben toll finden“, erzählt er. „Manche können gar nicht glauben, dass ich das freiwillig mache.“

Zum Müllsammeln braucht man keinen Doktortitel

Als er im Online-Netzwerk Facebook von seinen Ausflügen mit der Müllzange erzählt, erntet er viele zustimmende Kommentare. Er ist nicht der Einzige, den der Müll nervt. „Ob sie nun auch aktiv dagegen vorgehen, weiß ich nicht“, sagt Dennis Ebi. „Da ich kein Auto besitze, sammle ich den Müll in meiner Umgebung. Es wäre natürlich toll, wenn an anderen Orten der Müll ebenfalls gesammelt werden würde.“ Nach dem Motto: Jeder trägt einen kleinen Teil dazu bei. „Es reicht auch schon, wenn man sich rund um sein Grundstück um die Sauberkeit kümmert.“

Damit Dennis Ebi mit seiner Müllzange irgendwann kein Papierchen oder Plastiktütchen mehr findet, müsste allerdings schon etwas anderes geschehen: nämlich, dass sich jeder daran erinnert, dass es da eine Erfindung namens Mülleimer gibt. Wenn Dennis Ebi so etwas sagt, will er niemanden belehren.

Ebi sagt, er handelt aus Eigeninteresse, wenn er die Natur putzt, und freut sich, wenn andere in ihm einen Vorreiter sehen. „Man muss keinen Doktortitel haben, um auf die Idee des Müllsammelns zu kommen.“