Ein Forschungsprojekt, das den schönen Namen Ramona trägt, sucht nach neuen Wegen, den ökologischen Ausgleich umzusetzen. Auch Filderstadt ist daran beteiligt. Wir sagen, was dahinter steckt.
Filderstadt - Das Forschungsprojekt heißt Ramona. Da dieser schöne Frauenname zumeist als Beschützerin übersetzt wird, passt er gut zu den Zielen der Aktion, die nun begonnen hat. Denn Ramona soll nicht nur dem Naturschutz, sondern auch der Landwirtschaft helfen. Es soll ein ökologischer Ausgleich für die Bodenversiegelung durch Neubauten gefunden werden, der möglichst wenig Äcker in Biotope umwandelt. Denn bisher leidet die Landwirtschaft bei der Ausweisung von Baugebieten doppelt. Zunächst werden die betroffenen Ackerflächen versiegelt und dann ein arten- und naturschutzrechtlicher Ausgleich vorgenommen. Sprich: der Landwirtschaft werden erneut die für die Produktion von Lebensmitteln erforderlichen Böden entzogen.
Weil die Gemarkung von Filderstadt nachweislich viele der besonders guten und ertragreichen Filderböden aufweist, hat sich die Große Kreisstadt für das Forschungsprojekt beworben. Zusammen mit der Landeshauptstadt Stuttgart, den Universitäten in Aachen und Hohenheim, dem Naturschutzbund Stuttgart und dem Verband Region Stuttgart.
Extra einen Fachmann eingestellt
Alle Beteiligten haben bei der Forschung spezielle Aufgaben. Filderstadt wird sich vor allen der praktischen Umsetzbarkeit widmen. Um die Untersuchung vor Ort vornehmen zu können, hat die Große Kreisstadt einen Fachmann eingestellt. Andre Raichle widmet sich seit Anfang März im Umweltschutzreferat dieser Aufgabe. Seine halbtägige Arbeit wird zu hundert Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Stadt-Land-Plus“ finanziert.
Drei Jahre lang kann sich der gelernte Landschaftsplaner und -ökologe der Aufgabe widmen. Er will zunächst die Projekte, die in Filderstadt als Ausgleichsmaßnahmen gelaufen sind, sichten und auswerten, wie er sagt. Das wird nach Einschätzung der Filderstädter Umweltschutzreferentin Simone Schwiete einige Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich sind schon viele derartige Projekte gelaufen.
Teilweise wurde der ökologische Ausgleich vor Ort gemacht. „Zur Kompensation des Baugebiets an der Sägmühlenstraße in Sielmingen wurde der Fleinsbach dort renaturiert“, nennt die Umweltschutzreferentin ein Beispiel. Für andere Bauprojekte sei dagegen ein externer Ausgleich gefunden worden. Um die Bodenversiegelung zu kompensieren, sei unter anderem der Neuhäuser Bach als Biotop gestärkt worden.
Auf den Äckern die Saatabstände vergrößern
Ramona will sich zwar all diese Erfahrungen zunutze machen. Gleichzeitig wird aber auch ein neuer Ansatz gesucht. „Man könnte beispielsweise auf den Äckern die Saatabstände vergrößern“, sagt Andre Raichle. Dadurch werde für Bodenbrüter und andere Tiere wie Hasen ein Rückzugsbereich geschaffen. Die Landwirte könnten dann für die geringere Erntemenge finanziell entschädigt werden.
Als eine weitere Möglichkeit, etwas für den Naturschutz zu tun und die Landwirte möglichst wenig zu beeinträchtigen, sieht Raichle das Anlegen von sogenannten Rainen, die einen Acker zum Feldweg hin begrenzen. Falls Landwirte die Angst hätten, dass der Wind von solchen Rainen Unkrautsamen auf ihre Felder blasen könnte, sei auch der Einsatz von Pflanzen möglich, die nicht stark aussamen. Nach einer standardisierten Bewertung der neuen Ansätze werde es ein Ergebnis geben. „Am Ende steht fest, wie die Sache gelaufen ist“, sagt Raichle. Dann wisse man auch, ob es ein Entwicklungspotenzial für die neuen Maßnahmen gebe. „Dann kann aber auch herauskommen, dass es nicht geht, weil man nicht alle Aspekte unter einen Hut kriegt“, sagt Schwiete, hofft aber trotzdem auf ein positives Ergebnis.