Willfried Nobel (rotes Hemd) weist auf die Bedeutung der Streuobstwiesen hin. Foto: Häusser

Willfried Nobel hat zu seinem letzten „öko-logischen Stadtspaziergang“ nach Sielmingen eingeladen. Der Professor für Ökologie betonte bei dem Rundgang vor allem, dass die Streuobstwiesen in Filderstadt zu schützen seien.

Sielmingen - Das ist heute der siebte und letzte Spaziergang dieser Art“, erklärte Willfried Nobel zu Beginn eines dreistündigen Rundgangs durch Sielmingen. Und er hat in seiner unnachahmlichen Art gleich einen trockenen Witz hinterher geschoben. „Deshalb heißt es jetzt auch nicht: Sielmingen - das Letzte, es heißt: Sielmingen – die Letzte“, sagte er.

Mit rund 20 Interessierten machte sich der Professor für Ökologie, mit dem Schwerpunkt Siedlungsökologie, dann auf, um auf seiner Meinung nach gute und weniger geglückte Bauprojekte aufmerksam zu machen. Gleich zu Beginn nahm er ein Projekt aus der zweiten Kategorie ins Visier – das Ärztehaus an der Reutlinger Straße. Die Sielminger hätten zwar bei einer Umfrage 2010 als dringlichstes Problem die mangelnde Ärzteversorgung in ihrem Stadtteil bezeichnet. Daraus könne man aber nicht folgern, dass man ein Ärztehaus an der Reutlinger Straße bauen müsse. Dort passe es schon wegen des Verkehrslärms nicht hin. In der Folge werde entlang der Straße noch mehr gebaut. „Wenn dort, wie vorgesehen, Wohnbebauung hinkommt, braucht man einen drei Meter hohen Lärmwall“, sagte der Ökologie-Professor.

Neuer Flächennutzungsplan

Nobel wies darauf hin, dass es demnächst im Gemeinderat um den Flächennutzungsplan der Zukunft gehe. „Da bin ich mal gespannt, was da rauskommt. Ich kann mich dann ja genüsslich zurücklehnen“, frotzelte der 66-Jährige, der erst vor wenigen Tagen als Stadtrat zurücktrat. „Da wäre ich aber enttäuscht“, kam prompt die Reaktion von Eberhard Mayer, der zu den Zuhörern gehörte.

Der Biotopkartierer Mayer erläuterte anschließend in einem Co-Referat die Bedeutung der Streuobstwiesen, die sich früher wie ein Gürtel um die Stadtteile legten. Er wies nicht nur auf die vielen Tiere hin, die sich dort wohlfühlen. Er betonte auch die kulturlandschaftliche Bedeutung der Wiesen und ihrer Bäume. Zusammen mit dem Pomologen Walter Hartmann kartiert er seit Jahren sämtliche Obstbäume im Stadtgebiet. „Wenn wir dieses Jahr fertig sind, werden es 23 000 sein“, sagte er.

Mayer warb dafür, sich für die Streuobstwiesen stark zu machen. Es gebe in Filderstadt ein Netzwerk, das Eigentümern, die ihr Stückle nicht mehr bewirtschaften können, helfe bei der Pflege und beim Mähen. Eine Obstbörse sorge schließlich dafür, dass Leute, die gern Obst hätten, mit den Eigentümern zusammenkommen, sagte er am Rande der Streuobstwiese mit dem Namen Beckens Gärtle, die an den Obersielminger Friedhof grenzt.

„Neue Häuser ins Ortsinnere“

Willfried Nobel machte dann deutlich, dass es zum Schutz der Streuobstwiesen darum gehe, neue Häuser im Ortsinnern zu bauen. Ein positives Beispiel sei diesbezüglich das Gebiet bei der Heckenrosenstraße. „Dort kamen die Eigentümer auf die Stadt zu“, sagte er. Nach anfänglichen Schwierigkeiten um das Wegerecht sei jetzt ein gutes Projekt entstanden. Ähnlich begeistert zeigte sich der Ex-Stadtrat schließlich von der neuen Begegnungsstätte Wie an der Weilandstraße. „Das ist eine sehr geglückte Einrichtung“, sagte er. Sie sorge mit ihrem offenen Bereich für eine Begegnung der Menschen mit deutschen und ausländischen Wurzeln.