Da braut sich etwas zusammen für die Filderstädter: Im Zuge der S-21-Arbeiten am Flughafen soll die zweitgrößte Stadt im Landkreis von der S-Bahn angehängt werden. Foto: Fritsch

Es brodelt in Filderstadt. Seit durchgesickert ist, dass die Stadt für ein Jahr vom S-Bahn-Verkehr abgehängt werden soll, formiert sich der Protest. Gemeinderat und Verwaltung wollen dies nicht hinnehmen. Es werden sogar Demonstrationen in Betracht gezogen.

Filderstadt - Die Verärgerung über die Deutsche Bahn ist in Filderstadt sehr groß. Vor allem die Informationspolitik wird kritisiert. „Da wird uns einfach was vor den Latz geknallt“, sagt der Fraktionschef von CDU/FDP, Willy Stoll.

Kurz vor Weihnachten hatte unsere Zeitung aufgedeckt, dass die Bahn im Zuge der Bauarbeiten für Stuttgart 21 am Flughafenbahnhof die Schienenstrecke zwischen Echterdingen und Bernhausen für mindestens ein Jahr sperren will. Ersatzweise sollen im Jahr 2022 die Fahrgäste mit Bussen hin- und herbefördert werden. Unklar, ist ob es, wie von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann gefordert, am Flughafen einen Interimsstopp für die S-Bahn geben wird. Die Freien Wähler halten den Ersatzverkehr für untragbar. „Zumal dadurch weiterer Verkehr auf die sowieso überlasteten Straßen verlagert wird“, sagt ihr Fraktionschef Stefan Hermann.

Täglich rund 11000 Fahrgäste

„Die ganze Planung ist katastrophal“, erklärt Walter Bauer, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er hält auch nichts von dem Interimsbahnhof: „Das gibt dort ein Chaos.“ Der Omnibusverkehr in Bernhausen sei optimal auf die S-Bahn abgestimmt. Dieses System werde für mindestens ein Jahr zerschlagen. Bauer gibt zu bedenken, dass auch andere Kommunen als Filderstadt an den Bahnhof angeschlossen seien. „Wolfschlugen, Neuhausen und Aichtal sind ebenso betroffen.“

Insgesamt würden am Bernhäuser Bahnhof täglich rund 11 000 Fahrgäste umsteigen, hatte Oberbürgermeister Christoph Traub in seiner Neujahrsrede erklärt. „Wir versuchen, die Leute zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bringen, und dann passiert so was“, sagt Willy Stoll.

Vor diesem Hintergrund ist sich Walter Bauer sicher, dass die Betroffenen aus Protest gegen die Sperrung auch auf die Straße gehen. Er schlägt deshalb Demonstrationen sowie Unterschriftensammlungen gegen die Pläne der Deutschen Bahn vor. Die übrigen Fraktionssprecher signalisieren ihre Unterstützung. „Es ist auf jeden Fall legitim, zu solchen Mitteln zu greifen“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Catherine Kalarrytou.

„Nicht in Planungen einbezogen“

Sie kritisiert, dass Filderstadt nicht in die Planungen eingebunden werde: „Wir bekommen immer nur mitgeteilt, was passieren soll.“ Früher habe die Bahn gesagt, dass es wegen der S-21-Bauarbeiten nur phasenweise Sperrungen der S-Bahnstrecke geben werde. Nun sei plötzlich von einer Stilllegung von mindestens einem Jahr die Rede. „Das konterkariert unseren Mobilitätsentwicklungsplan“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die Mindestforderung aus Filderstadt ist deshalb eine Verkürzung der angedachten Sperrzeit. „Die Bahn muss Alternativen vorlegen“, sagt Kalarrytou. Am 18. Februar werden drei Vertreter des Schienenkonzerns in Filderstadt erwartet. Sie wollen dem Gemeinderat die Planungen im Detail vorstellen und Fragen beantworten. Derer dürfte es viele geben. Vor allem der SPD-Faktionschef Bauer sieht hohen Klärungsbedarf. Er übt nicht nur an der Sperrung der S-Bahn Kritik. Seiner Meinung nach ist auch der sogenannte Einschleifungsbereich Ost beim geplanten dritten Gleis im Flughafenbahnhof überflüssig. Damit wolle man offensichtlich die Weiterfahrt der S-Bahnen über die Schnellbahntrasse ins Neckartal ermöglichen.

Forderungen im Fall der Sperrung

Dagegen wehren sich jedoch alle politischen Kräfte in Filderstadt. Man werde genau beobachten, ob im Regionalverband, dem Aufgabenträger des S-Bahnverkehrs die Idee heranreife, sich auf den Ringschluss ins Neckartal über die Schnellbahntrasse feszulegen. erklärte dazu OB Traub. Nicht nur er sieht die Gefahr, dass eine Verlängerung der S-Bahnstrecke über Neuhausen ins Neckartal dann passé wäre.

Traub stellt übrigens für den Fall, dass es bei einer Sperrung der Bahnstrecke bleiben sollte, einige Forderungen. Vor Baubeginn müsse auf jeden Fall die U 6 bis zum Flughafen verlängert sein. Die Anschlussarbeiten für die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen in Bernhausen müssten während der Sperrung erfolgen. „Sonst würde die S-Bahnstrecke noch einmal zusätzlich gesperrt.“ Außerdem bringt der OB den Bau eines zweiten Gleises im Tunnel zwischen Flughafen und Bernhausen ins Spiel und den Bau eines zusätzlichen Bahnhofs beim Filder-Airport-Areal, wie ihn die SPD fordere, stehe zusätzlich im Raum.