Der Ortskern von Bernhausen würde bei einer Untertunnelung entlastet. Das Foto zeigt die Linden-Kreuzung). Foto: Otto-H. Häusser

Der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub will mit einer unterirdischen B 312 die Staus auf den Fildern verringern. Das Echterdinger Ei würde so entlastet werden. Die Idee kommt überraschend und löst Staunen aus.

Filderstadt - Der Vorschlag kommt völlig überraschend und lässt einen zunächst einmal staunen. Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub schlägt vor, dass Bernhausen untertunnelt wird. Die B 312 soll von der Talstraße in Bernhausen bis zur Autobahnauffahrt Plieningen unter die Häuser von Bernhausen gelegt werden.

Dem Oberbürgermeister ist bewusst, dass seine Idee große Verwunderung auslöst und als utopischer Traum eingestuft werden kann. Es hat ihn jedoch gedrängt, nach einem Weg zu suchen, mit dem die Staus und Verkehrsbehinderungen auf den Fildern minimiert werden können.

Seiner Meinung nach reicht es nicht aus, die B 27 auf sechs Spuren auszubauen. „Dies erachte ich sowohl persönlich als auch für die Stadt Filderstadt als zu kurz gesprungen“, schreibt Traub an das Referat Straßenplanung im Regierungspräsidium Stuttgart. Dessen Abteilungsleiter Jürgen Holzwarth hatte den Filderstädter Gemeinderat im April über die Pläne zum Ausbau der B 27 informiert.

Traub blickt in dem Schreiben auf die 1970er Jahre zurück, als die B 312 und die B 464 an die neue B 27 angeschlossen wurden. Diese Bündelung und Verknüpfung der genannten Verkehrsachsen sei damals nachvollziehbar gewesen. „Zwischenzeitlich stellt sich jedoch die Frage, ob ein Bundesstraßenzug zukünftig und langfristig diese Verkehrsfunktion noch alleinig übernehmen kann“, sagt er und fügt hinzu: „Aus unserer Sicht darf es nicht sein, dass die B 27 die Funktion einer Autobahn übernimmt und die Leistungsengpässe der A 81 abfedern soll.“

Tunnel hätte viele Effekte

Falls die B 312 von der Bernhäuser Talstraße bis zur Plieninger Autobahnauffahrt unterirdisch verlaufen würde, erhofft sich Traub dadurch viele Effekte: Die Leistungsfähigkeit des Echterdinger Eis würde erhöht, weil dort nach Berechnungen der Stadtverwaltung rund 25 000 Fahrzeuge pro Tag weniger fahren würden.

Der Landverbrauch würde geringer ausfallen. Dazu könnte auch ein Verzicht auf eine Sielminger Umfahrung beitragen. Traub hält es auch für möglich, dass der achtstreifige Ausbau der A 8 ausgehend von den Einfädelspuren bei Plieningen in beiden Fahrtrichtungen der Autobahn beginnt. Ein besonderer Nebeneffekt der Untertunnelung wäre übrigens eine deutliche Verkehrsberuhigung im jetzigen Flughafentunnel. Er würde nämlich nur noch von Radfahrern und Fußgängern genutzt.

Schließlich würden mit der neuen Straßenführung der Flughafen, die Messe, die Airport-City und der Fernbahnhof aus südlicher Richtung besser angebunden. Dieser Effekt würde mit einer anderen Straßenführung, die Traub als Alternative ins Spiel bringt, noch verstärkt. In diesem Fall würde die B 312 von der Talstraße entlang der S-Bahntrasse zum Flughafen geführt. Parallel zum bestehenden S-Bahntunnel müsste dann eine weitere Röhre gebohrt werden. „Im Zuge dieser Baumaßnahme könnte die Erweiterung des bislang lediglich eingleisigen S-Bahntunnels auf ein zweites Gleis mitgedacht werden“, schreibt Traub in seinem Brief, der auch an die Verkehrsministerien des Bundes und Landes, an die Bundes- und Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Nürtingen, an den Oberbürgermeister von L.-E., Roland Klenk, an die Flughafen-Geschäftsführung und an die Filderstädter Stadträte ging.

Alle sollen sich an einen Tisch setzen

In diesem Zusammenhang schreibt Traub: „Ich erwarte aufgrund der Bedeutung der B 27 für die Region, das Bundesland Baden-Württemberg und damit auch für die bundesweiten Verkehrsbeziehungen ein Höchstmaß an Innovation und Unterstützungsbereitschaft aller erforderlichen Ebenen.“ Traub hofft, dass sich alle für die Verkehrsplanung zuständigen Stellen an einen Tisch setzen. „Wenn jeder für sich plant, können die Probleme nicht gelöst werden“, sagt er.

Zu den Kosten, die bei der Realisierung seiner Idee entstehen würden, kann der OB nichts sagen: „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ Die Kosten für den B-27-Ausbau seien auch noch nicht bekannt. Das Regierungspräsidium, das die Idee von Traub prüfen will, geht davon aus, dass ein Meter des erforderlichen Tunnels zwischen 50 000 und 60 000 Euro kosten würde. Bei einer geschätzten Tunnellänge von mindestens zwei Kilometern entstünden demnach Kosten von mehr als hundert Millionen Euro.