„Was heute der bezahlbare Wohnraum ist, wird morgen das bezahlbare Essen sein“, mahnt Stadtrat Ernst Schumacher (FW) . Foto: Denise Kupka

Der Flächennutzungsplan wird vorerst nicht geändert. Das letzte Wort hat aber der Gemeinderat, wenn er am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammenkommt..

Filderstadt - Die Entwicklung von Filderstadt soll nicht behindert werden. So will es jedenfalls die Mehrheit des Technischen Ausschusses. Die Freien Wähler und die Grünen scheiterten bei der Sitzung am Mittwoch mit Anträgen zum Flächennutzungsplan (FNP), die eine Streichung von potenziellen Bauflächen vorsahen. Offen ist, ob der Gemeinderat am nächsten Mittwoch dieses Votum bestätigt.

59 Hektar sollten gestrichen werden

Von den 98 Hektar Bauland, die im Entwurf des Plans enthalten sind, wollten die beiden Fraktionen im Technischen Ausschuss insgesamt 59 Hektar streichen, so dass letztlich nur noch 39 Hektar Ackerfläche für das Bauen bis zum Jahr 2030 übrig geblieben wären. Dies hätte bedeutet, dass für Wohn-, Gewerbe- und Mischgebietsflächen 28 und für den städtischen Bedarf elf Hektar zur Verfügung gestanden wären.

„Sie brauchen aber allein 25 Hektar für Wohnungsbau, wenn Sie die jetzige Bevölkerung halten wollen“, sagte Stadtplaner Roland Köhler von der Arbeitsgemeinschaft Reschl Stadtentwicklung sowie Pesch und Partner. Das fehlende Angebot würde sich auf die Immobilien- und Mietpreise niederschlagen, sagte er.

Auch Frank Schwemmle (SPD) warnte: „Die Bevölkerung würde schrumpfen, weil die Jugend wegziehen müsste.“ Dies befürchtete auch Jugendgemeinderat Lucas Osterauer. „Sie sollten nicht auf Kosten der jungen Generation Flächen streichen“, sagte er zu den Stadträten. Man müsse der Jugend eine Perspektive bieten, sagte Oberbürgermeister Christoph Traub. Ein Viertel der Filderstädter sei jünger als 27 Jahre. „Wir sollten uns der Entwicklung nicht komplett verschließen“, erklärte Willy Stoll (CDU/FDP). Ansonsten werde Filderstadt hinter den Nachbarkommunen zurückbleiben.

Dem hielt Ernst Schumacher (FW) die Bedeutung der Filder als Standort der Lebensmittelproduktion entgegen. Nur auf den Fildern und im Raum Ludwigsburg habe es in diesem trockenen Jahr durchschnittliche Erträge gegeben. „Was heute der bezahlbare Wohnraum ist, wird morgen das bezahlbare Essen sein“, sagte er und plädierte für einen besseren Schutz des Filderbodens. Armin Stickler (Grüne) wies darauf hin, dass zu jedem Hektar, der überbaut werde, auch noch eine neue Infrastruktur – zum Beispiel in Form von Straßen – dazukomme. Er sagte, man wolle den Spielraum für künftige Generationen erhöhen, indem jetzt Bauflächen gespart würden. In einem langen Procedere wurde schließlich über die rund zehn Flächen abgestimmt, die Freie Wähler oder Grüne aus dem FNP ganz entfernen oder halbieren wollten. Oft ging die Abstimmung sehr knapp aus. Dann stimmten die Freien Wähler (drei Stadträte) und die Grünen (zwei) zusammen mit Helmut Schumacher (CDU/FDP) für die Reduzierung. Dagegen votierten OB Traub, die drei SPD- Stadträte und die restlichen drei CDU-Stadträte.

„Der Entwicklung nicht verschließen“

Grünzäsur soll wegfallen

Mit sieben zu sechs Stimmen wurde beispielsweise verhindert, dass die Fläche nördlich der Firma Gemalto in Sielmingen herausgenommen wird. Dafür schlug Willy Stoll vor, eine Fläche zwischen Gemalto und der Firma Thyssen als Alternative in den Plan aufzunehmen. Dies scheitert jedoch daran, dass die Region diese Fläche bisher als Grünzäsur ausweist. Die Stadt soll nun, laut Beschluss des Ausschusses, einen Vorstoß machen, um dies zu ändern.

Während Freie Wähler und Grüne Flächen streichen wollten, versuchte die CDU/FDP-Fraktionsgemeinschaft eine bereits entfernte Fläche wieder aufzunehmen. Nördlich der Echterdinger Straße sah sie Platz für neue Gebäude. Doch die Verwaltung stellte klar, dass sich dort eine Kaltluftschneise befinde. Die Mehrheit der Stadträte stimmte schließlich gegen die Aufnahme des Gebiets in den FNP.