Die Krankenhäuser in der Region müssen werdende Mütter abweisen, weil sie keine Kapazitäten mehr haben. Auch an der Filderklinik, die ohnehin sehr beliebt bei jungen Eltern ist, passiert das.
Bonlanden - Es erinnert ein bisschen an die Weihnachtsgeschichte, als Maria und Josef in Bethlehem von Haus zu Haus gingen und nach einem Ort suchten, an dem das Jesuskind geboren werden konnte. Denn werdende Mütter haben es derzeit schwer, einen Platz in einer Geburtsklinik zu bekommen. Sie berichten, dass sie mehrere Krankenhäuser anfahren und jedes Mal weggeschickt werden, weil es keine freien Kapazitäten mehr gibt.
„Auch bei uns kommt es vor, dass wir Schwangere abweisen müssen. Geburten sind in den wenigsten Fällen planbar – wenn alle Räume und Kreißsäle belegt sind, haben wir keine andere Möglichkeit“, sagt Marleen Job, die Pressesprecherin der Filderklinik in Bonlanden. Sie ergänzt: „Wir verstehen, dass dies für die werdenden Eltern eine belastende Situation ist. Wir haben aber auch eine Verantwortung gegenüber den bereits Aufgenommenen und müssen deren bestmögliche Versorgung sicherstellen. Das versuchen wir auch den abgewiesenen Eltern zu vermitteln.“
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Geburtenboom an der Filderklinik
Die Filderklinik ist bei werdenden Eltern überaus beliebt, auch über die Region hinaus. Stand November 2021 gab es dort 2305 Geburten. Das sind mehr als 100 Geburten mehr als im Vorjahreszeitraum. „Wir hatten bereits 2020 mit knapp 2400 Geburten einen neuen Rekord in unserer Klinik. Diesen werden wir in diesem Jahr erneut brechen“, sagt Marleen Job. Der Geburtenboom in der Klinik reiße nicht ab. Während der Pandemie sei die Anzahl nochmals gestiegen. Dies zeige, „dass die Patientinnen die Atmosphäre unseres Hauses und die Qualität unserer medizinischen Versorgung zu schätzen wissen“, sagt Marleen Job. Hinzu kommt, dass in der Coronazeit zehn Prozent mehr Kinder gezeugt wurden. Für das Personal der Filderklinik ist es eine Herausforderung.
„In unserer Geburtshilfe ist die Auslastung extrem hoch. Wir waren 2020 bereits an der Grenze. Nur durch die Schaffung weiterer Hebammenstellen konnten wir den hohen Andrang bewältigen“, sagt die Pressesprecherin. Man dürfe nicht vergessen, „dass wir ein kleines Krankenhaus sind, aber mehr Geburten begleiten als viele Unikliniken“.
Hebammen tragen komplette Schutzausrüstung
Die Pandemie erschwere die Arbeit zusätzlich. „Wir betreuen natürlich auch covid-positive Schwangere bei der Entbindung. In kompletter Schutzausrüstung zu arbeiten, bei einer Tätigkeit, die per se schon körperlich anstrengend ist, verlangt unserer Geburtshilfe viel ab“, stellt Marleen Job klar. Zugute komme dem Krankenhaus, dass es keinen hohen Krankenstand gebe. Und: „Wir haben ein tolles, sehr engagiertes Team an Geburtshelfern.“ Aber natürlich freue man sich über weitere Verstärkung. Helfen könnte da die Tatsache, dass es seit diesem Semester den Studiengang Hebammenwissenschaften gibt. „In der Filderklinik bilden wir Studentinnen in ihren Praxisphasen aus“, sagt Marleen Job.
Die Schutzausrüstung ist nur eine Komponente, um Patientinnen, Kolleginnen und Kollegen vor einer Übertragung des Virus’ zu schützen. Zudem gibt es in der Filderklinik die Möglichkeit, dank eines Anbaus mit zwei zusätzlichen Kreißsälen, diesen Trakt von den übrigen Kreißsälen zu trennen, um so Geburten unter Isolationsbedingungen besser handhaben zu können.
Werdende Mütter sollten Zahl der Kontakte deutlich reduzieren
Trotzdem rät das Team der Filderklinik werdenden Müttern, „dringend, in den Wochen um den errechneten Geburtstermin weitestgehend alle Kontakte zu vermeiden“ – mit Rücksicht auf das Team und andere werdende Mütter. „Denn die Zeit, die die Hebamme benötigt, um jedes Mal die persönliche Schutzausrüstung anzulegen, bevor sie das Zimmer beziehungsweise den Kreißsaal betritt, darf man nicht unterschätzen“, erklärt Marleen Job.
Außerdem empfehle die Filderklinik Schwangeren eine Impfung, um sich und andere vor dem Coronavirus zu schützen. Marleen Job betont aber auch: „Allerdings liegt unsere Aufgabe in der Betreuung der Frauen bei der Geburt. Die meisten dieser Frauen sehen wir erst zur Entbindung. Die Aufklärung zur Impfung sollte daher unbedingt vorab durch den Frauenarzt erfolgen, der die Frau während der Schwangerschaft betreut“, so die Pressesprecherin.