Für Bauern ist es unverständlich, warum es solche Schilder überhaupt braucht. Foto: Archiv Sägesser

Man stelle sich vor: Hunde verrichten ihr Geschäft auf den Salatfeldern der Bauern. Darüber dürften sich nicht nur die Bauern selbst ärgern, sondern jeder, der das isst. In Filderstadt war dieser Missstand der Stadt eine Mitteilung wert. In Stuttgart-Plieningen wettert der landwirtschaftliche Obmann.

Filder - Hundebesitzer freuen sich über ihre Vierbeiner. Die hiesigen Landwirte indes ärgern sich regelmäßig, wenn Hunde auf ihren Äckern herumlaufen und dort ihr Geschäft verrichten. Was zum Beispiel vor Kurzem auch Grund genug für die Stadt Filderstadt war, die Bürger noch einmal an ihre Pflichten zu erinnern. Menschen und Hunde sollen landwirtschaftliche Flächen und Wiesen nur auf den Wegen betreten, und außerdem müssen Hundehalter das Geschäft ihres Hundes einpacken und angemessen entsorgen. Beides diene dem Schutz der Setzlinge und der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die Uni Hohenheim indes hält das Thema für keines und verweist darauf, dass Krankheiten zwar theoretisch übertragen werden könnten, praktisch aber eher nicht.

 

„Wenn eine Kuh verreckt, ist der Schaden groß“

Michael Gehrung, seines Zeichens landwirtschaftlicher Obmann von Plieningen, hat eine ziemlich eindeutige Meinung. „Da liegt rund alle drei Meter einer“, sagt er und meint die Haufen am Wegesrand. Wenn die Wiesen dann gemäht werden, lande der Kot klein gehackt im Futter der Kühe. „Wenn eine Kuh daran verreckt, weil ein Hund ins Feld gemacht hat, dann ist der Schaden groß“, sagt Gehrung.

Die Befürchtung: Hundekot überträgt Krankheiten. Der für Kühe schädliche Parasit heißt Neospora Caninum. Ihm dienen Hunde und Kühe gleichermaßen als Wirt. Durch ihn können Kühe aber unfruchtbar werden oder einen ungewollten Schwangerschaftsabbruch erleiden.

Die Hohenheimer Professorin Ute Mackenstedt gibt jedoch Entwarnung. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Parasitologie. Wenngleich sich Kühe tatsächlich über infizierten Hundekot anstecken können, so sei es doch sehr unwahrscheinlich, dass ein Stadthund Träger des Parasiten ist. Um sich anzustecken, müssten die Hunde nämlich infiziertes rohes Fleisch fressen. Die meisten Hunde essen aber industriell verarbeitetes Futter. Außerdem sagt Professorin Mackenstedt, dass „eine weitere Schutzzone dadurch entsteht, dass Hunde regelmäßig entwurmt werden“. Daher sei es nicht der Hund aus der Stadt, sondern der Hofhund, von dem die Gefahr ausgehe. Er hält sich in der Nähe der Ställe auf, kann die Nachgeburten der Kühe fressen und überall sein Geschäft verrichten.

Hundehalter würden sich nicht reumütig zeigen

Die gesetzlichen Regelungen sind dennoch klar. Wenngleich sich einige Hundehalter im Freien von der Pflicht befreit fühlen, die Hundehaufen aufzusammeln, so ist es doch auch hier vorgeschrieben. In einigen Fällen stellte der Landwirt Gehrung die Hundehalter zur Rede. „Wirklich reumütig zeigen sich die Hundehalter nicht. Die Ausreden sind so gigantisch, auf die Idee muss man erst mal kommen.“

Schäden durch Hunde entstehen übrigens zweifelsohne, wenn diese über Flur und Wiesen rennen und dabei das Vlies auf den Feldern beschädigen. Der dünne Stoff wird auf den Äckern als Schutz für die Setzlinge verwendet. „Das Vlies hält es zwar aus, wenn der Hund nur darüber läuft, aber wenn er rast oder darauf rumspringt, dann bricht das Vlies schnell runter“, sagt der Bonländer Bauer und Freie-Wähler-Stadtrat Gebhard Handte. Als Folge könne es passieren, dass der Wind durch die Löcher der beschädigten Abdeckung bläst und Teile mitreißt. Das Vlies, dass nun häufiger ersetzt werden muss als sonst, ist außerdem nicht ganz billig. Handte beziffert die Kosten des Vlieses für 100 auf 100 Meter auf ungefähr 1800 Euro.