Nicht Schlichter, nicht Schiedsrichter: Ludwig Weitz will beim Filder-Dialog die Konfliktparteien versöhnen. Ein Ergebnis erwartet der Moderator nicht zwingend. Foto: Leif Piechowski

Ludwig Weitz, Mediator und Moderator der Debatte um Flughafenbahnhof, wertet faire Gespräche als Erfolg.

Stuttgart – Wie soll der Flughafen ans Schienennetz der Bahn angebunden werden? Der am Freitag beginnende Filder-Dialog soll die streitenden Parteien zueinanderführen. Er gilt als Prototyp für die von der grün-roten Landesregierung propagierte Bürgerbeteiligung – für Moderator Ludwig Weitz eine Herkulesaufgabe.

Herr Weitz, was erwarten Sie sich vom Filder-Dialog?
Ich erwarte, dass wir für die Menschen einen Raum schaffen, der Dialog ermöglicht. Die Leute sollen am Ende sagen, es war gut, dass wir darüber gesprochen haben, wie wir gesprochen haben, und der Dialog wird eventuell sogar noch ein Ergebnis haben.

In den Wochen vor der Veranstaltung gab es erhebliche Kritik am Verfahren und an Ihrer Person. Haben Sie das wahrgenommen?
Obwohl ich nicht ständig in Stuttgart arbeite, ist die Kritik durchgedrungen. Es war zum Teil berechtigte Kritik. Mir wurde klar, dass wir den Unterschied zwischen Bürgerbeteiligung wie im Filder-Dialog und einer Schlichtung beziehungsweise eines Faktenchecks deutlicher erklären müssen.

Lag ein Missverständnis vor, dergestalt, dass einerseits der offene Dialog propagiert wurde, andererseits die Spurgruppe, die den Dialog vorbereiten sollte, im Verborgenen agierte?
Man müsste die Kritiker fragen, was sie unter offenem Dialog verstehen. Der Filder-Dialog jetzt ist jedenfalls offener als ein klassisches Anhörungsverfahren im Rahmen der formalen Genehmigung, das ja noch kommt. Bei einer öffentlichen Anhörung ist die Standardsituation so, dass ein Bürger eine Anfrage stellt, die beantwortet wird. Wir wollen stattdessen ganz vielen Menschen gleichzeitig die Gelegenheit geben, sich zu äußern und Ideen zu entwickeln. Das tun wir, indem wir 20 Kommunikationsprozesse parallel organisieren.

Dafür sind die Planungen der Bahn doch schon viel zu weit fortgeschritten.
Da haben Sie recht. Es gibt zudem eine rechtsverbindliche Finanzierungsvereinbarung der Projektpartner und eine Volksbefragung mit einem Ergebnis. Es wäre gegenüber den Leuten unredlich zu sagen: Das ist ein total offenes Thema. Wer teilnehmen möchte, muss sich überlegen, ob er sich auf diese Gegebenheiten einlässt oder nicht. Das haben wir auch jedem der Teilnehmer noch mal schriftlich mitgeteilt.

Manche verlangten, einmal mit allen Beteiligten an einem Ort diskutieren zu können. Die sind jetzt enttäuscht.
Innerhalb der Spurgruppe wurde das Verfahren einvernehmlich festgelegt. Wir wollen uns sechs oder sieben Hauptvarianten anschauen, die aus Gründen der Chancengleichheit einheitlich vorgestellt werden. Diese werden dann am zweiten Termin diskutiert. Nicht gewollt ist – das finde ich richtig – , dass jeder Teilnehmer seine persönliche Idee vorstellt. In einer dritten Phase werden wir die Variante herausziehen, die den Vorstellungen des Plenums am ehesten entspricht. Dann kommen all jene noch mal zum Zug, die Verbesserungsvorschläge haben.