Nach dem Aus für die Gäubahntrasse werden wohl IC- und Foto: Archiv Tim Höhn

Die AG Stuttgart 21 berät nach dem Aus für die Gäubahntrasse über die nächsten Schritte. Experten sollen Varianten für den Lärmschutz in L.-E. erarbeiten.

Leinfelden-Echterdingen - Die Plätze im Sitzungssaal des Echterdinger Rathauses sind nicht mehr voll besetzt wie sonst beim Treffen der Arbeitsgruppe Stuttgart 21. Am Montagabend sind weit weniger Teilnehmer gekommen. Der Filderdialog ist vorbei, die Projektpartner haben ihre Stellungnahmen zu den Empfehlungen abgegeben und der Gäubahntrasse eine Absage erteilt. Jetzt läuft alles auf den umstrittenen Mischverkehr durch L.-E. hinaus und den von vielen befürchteten Lärm.

„Ich hatte mir gewünscht, dass es anders kommt. Aber ich hatte dieses Ergebnis befürchtet“, sagte Stadträtin Sabine Onayli (L.-E.-Bürger). „Der Filderdialog war ein Vorwand der Bahn um einen besseren Bahnhof am Flughafen unter der Flughafenstraße zu bekommen.“ Eine Bürgerbeteiligung sehe anders aus.

Janssen versteht nicht, dass L.-E. für Lärmschutz zahlen soll

Uwe Janssen, Vorstandsmitglied der Grünen in L.-E., sagte, er sei „nicht enttäuscht, weil ich mich nicht habe täuschen lassen“. Er finde die Lösung am Flughafen bemerkenswert und habe sie nicht für möglich gehalten. Deutlich Worte fand er für den Lärmschutz entlang der S-Bahn-Trasse durch L.-E., auf der auch Fern- und Regionalzüge von Singen fahren sollen. „Es ist erschreckend, dass wir in L.-E. mehr Lärmschutz entlang der S-Bahn-Trasse als gesetzlich nötig selbst zahlen sollen.“ Er frage sich, ob OB Roland Klenk zu früh aus dem Filderdialog ausgestiegen sei.

Harry Sandlaß, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat, sagte, er verstehe den OB. „Er wollte, dass die Projektpartner sagen, worüber nicht verhandelt werden kann.“ Sandlaß habe eine kleine Chance gesehen, dass es auf die Autobahntrasse hinausläuft. „Aber so wie es gelaufen ist, sind die Chancen gleich Null.“ Den versetzten Flughafenbahnhof hält er für sinnvoll. „Er birgt Chancen, den S-Bahn-Verkehr nicht zu beeinträchtigen.“

Siegel erwartet Probleme bei Flughafenzufahrt

Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder sagte, die Deutlichkeit der Entscheidungen habe ihn überrascht. „Die Mehrheit der Filderdialog-Teilnehmer ist gegen den Mischverkehr und für die Gäubahn. Ich hätte nicht gedacht, dass das in drei Tagen abgetan wird.“ Den Bahnhof unter der Flughafenstraße zu bauen könne zu Problemen mit der Flughafenzufahrt führen. Alt-Stadtrat Thomas Rommel hielt es für richtig, den Bahnhof so zu bauen. Ingrid Grischtschenko, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, kritisierte den Ausstieg des OB als Taktiererei.

Christian Angerer, Lärmexperte von Accon Environmental Consults, sagte: „Der Lärm- und Erschütterungsschutz an der S-Bahntrasse wird einen Schottertrog und Elastomermatten für 6000 Gleismeter brauchen.“ Michael Koch, Stadtplaner im Büro Planung + Umwelt: „Es ist absurd, dass L.-E. für besseren als den gesetzlichen Lärmschutz zahlen soll. Es wird so getan, als ob L.-E. der Täter wäre.“

Experten sollen Lärmschutzvarianten erarbeiten

„Wir müssen uns mit den Konsequenzen befassen, die die Ablehnung der Vorschläge durch die Projektpartner mit sich bringen“, sagte L.-E.s Baubürgermeister Frank Otte. Die von der Stadt beauftragten Experten werden sich auf das Planfeststellungsverfahren vorbereiten. „Wir werden abgrenzen, was das gesetzliche Maß für den Schutz ist und was sonst möglich und von den Kosten realistisch ist.“ Mehrere Varianten sollen erstellt werden. Ausgeschlossen sei, ein neues Gleisbett zu verlegen. Grischtschenko: „Wir geben uns nicht mit Kosmetik zufrieden. Wir wollen Lärmschutz für Fortgeschrittene.“