Erzieherin und Hausleiterin Regina Nicklaus (Mitte) und die Vorstandsmitglieder Judith Wilms und Daniel Link Foto: Caroline Holowiecki

Eltern, die noch einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen, sollten sich den 3. Februar freihalten. Dann laden alle Eltern-Kind-Initiativen in Stuttgart zum Tag der offenen Tür. Wir haben die Zwergenfarm in Degerloch bereits vorab besucht.

Degerloch - Der Morgen-Stuhlkreis muss aktuell etwas zusammenrücken. Ein Teil des großen Spielzimmers in der Degerlocher Kita Zwergenfarm ist abgetrennt. Eine Kulissen-Leinwand mit selbst gemalten Waldmotiven ist gespannt, davor kann man einen Vorhang auf einer Wäscheleine zuziehen. Die Erzieherin Desiree Vitha klebt Blätter an einen Baum und lächelt erwartungsvoll. Bald, im März, werden die Kinder das Stück „Hi-Ha-Honig“ aufführen. Desiree Vitha hat es sich ausgedacht. „Ich sammle mit den Kindern Ideen und versuche, etwas zu schreiben“, erklärt sie. Jedes Jahr aufs Neue macht die stellvertretende Hausleiterin der Kita das.

Es ist eine von vielen Besonderheiten dieses Betreuungskonzepts. Die augenscheinlichste: Die Zwergenfarm ist ein Verein, die Eltern sind Mitglieder und Träger gleichermaßen. Am Samstag, 3. Februar, laden alle 42 Eltern-Kind-Gruppen in Stuttgart zu einem Tag der offenen Tür. Eltern können sich dann informieren, und für die Kinder gibt es Programm.

Mäuse, Hasen, Monsterhasen

Die Zwergenfarm in Degerloch wurde 2002 aus der Not geboren. Weil es zu wenige Krippenplätze gab, taten sich im Sommer 2002 ein Dutzend Familien zusammen, nur wenige Monate später zogen die ersten zehn Zwerge auf ihre Farm. Heute beherbergt die alte rosa Villa 22 Kinder zwischen einem und sechs Jahren, eingeteilt in Mäuse, Hasen und Monsterhasen, also Vorschulkinder, sowie sechs Erzieher. Betreut wird von 8 bis maximal 17 Uhr, die Kosten von knapp über 200 Euro orientieren sich an den kommunalen Gebühren. Die Kita ist auf dem Gelände des Seniorenheims „Haus auf der Waldau“. Dementsprechend gibt es immer wieder Begegnungen. Zu den Generalproben für „Hi-Ha-Honig“ etwa sind die Senioren eingeladen.

So familiär wie auf dem Gelände geht es auch in der Zwergenvilla selbst zu. Die Eltern und die Erzieher arbeiten eng zusammen. Mamis und Papis gehen in regelmäßigen Abständen der Köchin zur Hand, kaufen ein – hauptsächlich vegetarische, Bio- und Demeter-Waren – und räumen nach dem Essen wieder auf. Zudem werden Elterndienste zugeteilt: Wer dran ist, ist auf Abruf, falls Küchendienstler oder Betreuer ausfallen. Außerdem haben alle Vereinsmitglieder feste Ämter: Gartenpflege, Hausmeisterservice oder Personalthemen sind in der Eltern-Kind-Gruppe verteilt. Die Hausleiterin Regina Nicklaus weiß: Nicht jeder kann und will das leisten. „Fakt ist, dass es schwierig ist, wenn beide Elternteile voll schaffen.“ Das Vorstandsmitglied Judith Wilms etwa ist selbstständig, kann sich ihre Zeit also einteilen. Auf der Zwergenfarm verbringt sie durchaus Zeit, „ich gebe das Kind nicht einfach nur ab“. Vom Konzept ist sie überzeugt: „Ich kriege viel mehr mit, was die Kinder machen und wie es ihnen geht.“ Auch Desiree Vitha lobt, dass alle Erwachsenen jeden Tag gemeinsam etwas auf die Beine stellten, „das ist faszinierend, und es funktioniert auch“.

Dieses Jahr können nur sechs Kinder aufgenommen werden

Trotz des hohen Arbeitsaufwands ist die Eltern-Kind-Gruppe für viele Familien überaus attraktiv, vor allem ihre U-3-Kinder möchten etliche in der großen Kita mit Kletterhäusern, eigenem Speisesaal, Bewegungsraum, Schlafzimmer und Garten unterbringen. Die Warteliste füllt einen ganzen Ordner, auch Bewerbungen von außerhalb kommen. Viele werden ins Leere gehen, denn in diesem Jahr können voraussichtlich nur sechs Kinder aufgenommen werden.

Aber nicht nur bei potenziellen Neuzugängen ist die Zwergenfarm beliebt. Zum Sommerfest kommen stets Ehemalige. Die Verbindungen bleiben. Das Vorstandsmitglied Daniel Link etwa war einst FSJler in der Einrichtung. „Kinder von früher kommen jetzt als Praktikanten“, sagt Regina Nicklaus lachend, „das ist kein schlechtes Zeichen.“