Marie Céline Kühnel bringt fortan Studium und Kommunalpolitik unter einen Hut. Foto: Natalie Kanter

Marie Céline Kühnel ist seit Dezember Stadträtin in Leinfelden-Echterdingen. Die 22-jährige Studentin will sich für junge Menschen stark machen und in der Bildungspolitik mitmischen.

Leinfelden-Echterdingen -

Oberbürgermeister Roland Klenk drückt Marie Céline Kühnel Anfang Dezember ihre Ernennungsurkunde in die Hände. Fotografen halten den Moment für die Ewigkeit fest, den die junge Frau aus Leinfelden rückblickend als „total unwirklich“ beschreibt. Und sagt: „Ich war total aufgeregt.“ Auch weil sie es als große Ehre empfindet, fortan die Interessen der Bürger von Leinfelden-Echterdingen im Gemeinderat zu vertreten. „Ich bin hier groß geworden. Das ist eine tolle Stadt“, sagt sie. Und: „Ich will mich dafür einsetzen, dass dies auch für die folgenden Generationen so bleibt.“

Die Lehramtsstudentin war bei der Wahl im Mai 2014 auf dem siebten Platz der Liste der Christdemokraten gelandet. Ende 2015 ist sie für Bernd Stäbler in das Gremium nachgerückt, der aufgrund beruflicher Verpflichtungen und auf eigenen Wunsch ausgeschieden ist. Sie ist mit Sitz und Stimme im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss sowie im Arbeitskreis Schulentwicklung vertreten.

Kinder und Jugendliche noch mehr fördern

Die 22-Jährige, die das Durchschnittsalter der Mandatsträger deutlich senken wird, will sich für die Interessen der junger Menschen stark machen. So hält sie beispielsweise die Initiative zweier junger Männer, in der Großen Kreisstadt einen Jugendgemeinderat zu gründen, für unterstützenswert. „Es ist gut, wenn sich junge Leute politisch engagieren“, sagt sie. Das passt zu dem Versprechen, mit dem sie zur Wahl angetreten ist: „Ich will die Kommunalpolitik interessant und ansprechend für junge Menschen gestalten. Die Identifikation von jungen Menschen mit unserer Stadt ist mir sehr wichtig“, war im Wahlprogramm zu lesen.

Kühnel will sich dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche noch mehr gefördert werden und die Anzahl von Angeboten für Jugendliche weiter steigt. Auch wenn Leinfelden-Echterdingen hierbei schon sehr gut dastehe. Die Neustadträtin, die in ihrer Freizeit gerne Tennis spielt und mit einer Freundin regelmäßig durch Wald und Wiesen läuft, lobt insbesondere die „tolle Vereinsstruktur“ in der Stadt.

Lehramtsstudentin steht hinter der Realschule

Die Leinfelderin hat 2012 am Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium ihr Abitur gemacht und studiert nun an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg Deutsch, Geschichte und Biologie auf Lehramt. Als angehende Lehrerin will sie sich natürlich auch für das Thema Bildung stark machen. „Wir haben sehr gute Schulen“, sagt sie. Dies solle möglichst auch so bleiben. Sie steht hinter dem Nein des Gemeinderats zu einer Gemeinschaftsschule in L.-E. Und sagt:„Ich bin Befürworterin der Realschule.“

Zur Erinnerung: Insbesondere die bürgerlichen Parteien hatten sich gegen die Einführung dieser neuen Schulart in L.-E. ausgesprochen und damit auch gegen eine Weiterentwicklung der Ludwig-Uhland-Schule.

Zunächst aber muss sich die Nachrückerin in das Thema Finanzen der Großen Kreisstadt einarbeiten. „Das ist das erste große Thema“, sagt sie. Haushaltsberatungen stehen an. Sie hat sich dazu auch schon ein paar Dinge notiert, die sie vorschlagen, aber noch nicht in der Zeitung lesen will. Weil das ja alles noch Neuland für sie ist. Fraktionskollegin Claudia Zöllmer gibt ihr Nachhilfe.

Eltern stehen hinter der Nachwuchspolitikerin

Unterstützung erfährt Kühnel natürlich auch von ihren Eltern. „Sie haben sich total gefreut für mich“, sagt sie. „Und stehen voll hinter mir.“ Die junge Frau ist die erste politisch Aktive in der Familie. Auch wenn Politik dort immer ein Thema war. „Es war beispielsweise klar, dass wir zur Wahl gehen“, sagt sie.

Sie selbst hat sich bereits für die Ziele der Jungen Union eingesetzt. So ist auch Ilona Koch, mittlerweile Fraktionsvorsitzende der CDU in L.-E., auf Kühnel aufmerksam geworden. Koch hat sie gefragt, ob sie für den Gemeinderat kandidieren will. An ein tatsächliches Mandat aber hat die Studentin zunächst nicht geglaubt.

Umso überraschender kam dann Mitte November ein folgenreicher Anruf. Ilona Koch war am anderen Ende der Strippe und informierte sie über den Rücktritt von Bernd Stäbler und fragte sie, ob sie nachrücken wolle. „Kurze Zeit später kam der offizielle Brief der Stadt“, erinnert sich die 22-Jährige.

Wenig Vorbereitungszeit

Zeit sich auf ihr politisches Ehrenamt vorzubereiten, hatte Kühnel also nicht wirklich. Für einen Augenblick hat sie sich auch gefragt, ob es ihr gelingen wird, Studium und ein politisches Mandat unter einen Hut zu bringen. Mittlerweile aber sagt sie: „Ich schaffe das.“ Nur ihr ehrenamtliches Engagement bei der Bürgerstiftung wird sie wohl aufgeben. Als Lernpartnerin gibt sie bis dato Schülern Nachhilfe. „Das werden sonst zu viele Ehrenämter“, sagt sie.

Serie
Alle Jahre wieder stellt die Redaktion der Filder-Zeitung in dieser Serie ganz unterschiedliche Menschen vor, die in den zurückliegenden zwölf Monaten etwas Besonderes – sei es in positivem oder negativem Sinn – erlebt haben.