So wie derzeit die Wände der Filderhalle in die Höhe wachsen, taten es während der Ausschreibung die Kosten. Foto: Thomas Krämer

Die Kommunen müssen bei Neubauten wegen deutlicher Preissteigerungen mit höheren Kosten rechnen. Auch Ausschreibungen sind immer seltener ein Selbstläufer. Ein Blick nach Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt.

Filder - Rund 4,4 Millionen Euro hätte die Verlängerung der U 5 bis zur Markomannenstraße 2011 kosten sollen. Nun, sieben Jahre später, müsse man mit einer Summe von 7,5 Millionen Euro rechnen. „Ich bin beim Ergebnis selbst erst einmal erschrocken“, hatte SSB-Chefplaner Volker Christiani gegenüber den Mitgliedern des Technischen Ausschusses vor wenigen Wochen bekannt. 7,5 Millionen Euro statt 4,4, Millionen Euro: Das ist eine Steigerung um rund 70 Prozent bei vergleichbarer Leistung.

Die gute Konjunktur verhilft den Kommunen gerade zu Rekordeinnahmen. Doch sie treibt in Verbindung mit niedrigen Zinsen die Kosten für Neubauten und Sanierungen in die Höhe. „Wir haben gerade bei jedem Bauvorhaben mit höheren Preisen zu rechnen“, sagt Eva Noller. Doch es sind nicht nur gestiegene Kosten, die der Baubürgermeisterin Sorgen bereiten. Die beginnen schon früher. „Es kommt vor, dass wir auf die zwingend erforderlichen Ausschreibungen von Bauleistungen kein Ergebnis bekommen“, sagt sie. Die Folge: Man muss ein zweites Mal ausschreiben. Das bringt nicht nur eine zeitliche Verzögerung mit sich, sondern zeigt den Anbietern auch: Da ist ein Auftraggeber in Not. Daraus die Folge: höhere Baukosten.

Die Preissteigerungen sind enorm

Die Filderhalle sei dafür ein gutes Beispiel. „Bei der zweiten Ausschreibung haben wir bei einigen Gewerken bis zu 40 Prozent höhere Preise“, sagt Noller. Und zwei Gewerke beim Stern-Kinderhaus liegen ein Drittel über dem Ansatz. Beim Neubau der Turn- und Festhalle in Musberg sowie dem neuen Domizil der Stadtwerke steht man erst am Anfang. „Auch da sieht es schwierig aus“, sagt Noller.

Und das ist kein spezifisches Problem für Leinfelden-Echterdingen. „Im Moment hat jede Kommune ähnliche Probleme“, sagt Klaus Heim. Während Noller jedoch Engpässe beim Rohbau sieht, bereitet dem Filderstädter Hochbauamtsleiter die Haustechnik Sorgen. „Die Preissteigerungen sind enorm“, sagt er und sieht das Risiko kommen, dass keine Angebote mehr abgegeben werden. Schwierigkeiten hat er vor allem bei den großen, europaweiten Ausschreibungen. „Das regionale Handwerk ist noch relativ flexibel“, sagt der Amtsleiter. Immerhin: Bauverzögerungen hat er noch keine feststellen müssen, „nur deutlich höhere Kosten“. Wie es beim Neubau der Gemeinschaftsschule in Bernhausen werden wird, lässt sich noch nicht so genau abschätzen. „Bei der Fassade wird mir aber schon ein wenig bange“, ergänzt er. Heim hat auf die Preissteigerungen reagiert und den Risikopuffer erhöht. Der habe früher bei fünf Prozent gelegen, „heute schlagen wir zehn Prozent auf die Kostenrechnung drauf“, sagt er. In Leinfelden-Echterdingen versucht man auch, der Misere mit einer längeren Vorlaufzeit zu begegnen. Dadurch können die Baufirmen zum einen besser planen, zum anderen signalisiert der Auftraggeber, dass der Zeitdruck nicht so groß sei.

Vor zehn Jahren waren die Preise kaum auskömmlich

„Wir sind gut ausgelastet“, sagt Ralf Vohrer, der Geschäftsführer des Sielminger Bauunternehmens Schöllkopf. Die steigenden Preise seien zumindest teilweise der gewachsenen Nachfrage geschuldet, erklärt er. „Wir kommen aus einem tiefen Tal“, sagt Vohrer mit Blick auf die vielen Bauunternehmungen, die in den vergangenen Jahren aufgeben mussten. „Vor fünf, zehn Jahren waren die Preise kaum auskömmlich“, sagt er. Den vollen Auftragsbüchern stehen heute zu wenige qualifizierte Mitarbeiter gegenüber. „Wir kämpfen gegen die Überalterung und um Auszubildende“, sagt der gelernte Maurer, der aus erster Hand weiß, wie hart die Arbeit auf dem Bau sein kann.

Daher muss er den Forderungen des knappen Personals nach höheren Löhnen nachgeben und auch die gestiegenen Preise bei Stahl, Beton und Dämmstoffen in seine Angebote einrechnen. „Ein Polier hat eine anspruchsvolle Aufgabe und verdient dafür zu wenig“, betont Vohrer.

Entspannung ist erst einmal nicht in Sicht. „Zinsen sind ein wichtiger Parameter“, sagt Noller, „wenn sie steigen, wird die Investition in Beton abnehmen.“ Das Thema Personalmangel werde die Kommunen aber noch eine Weile begleiten. „Es gibt zu wenig Absolventen,“ sagt sie.