Die Rebhuhn-Zähler simulieren die Balzrufe der Hähne. Hähne, die ihr Revier verteidigen wollen, antworten dann – und Hennen folgen teils den Rufen. Foto: privat

Bei der jüngsten Zählung der Bodenbrüter auf der Filderebene wurden viele Exemplare der vom Aussterben bedrohten Vogelart registriert. Doch diese guten Nachrichten könnten schnell durch schlechte abgelöst werden.

Filder - Die Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre greifen, der Rebhuhnbestand auf den Fildern nimmt wieder zu. „Wir haben zwar keine riesigen Sprünge nach oben, aber es geht aufwärts“, freut sich Wolfgang Hinderer, Hegeringleiter Filder in der Jägervereinigung Esslingen. Im März haben an zwei Terminen mehr als fünf Dutzend ehrenamtliche Helfer nach auf den Fildern lebenden Rebhühnern gesucht. Mit Erfolg. „Beim ersten Termin am 7. März haben wir 76 Hühner ,verhört‘“, sagt Hinderer und erklärt, dass die Suche nach den Bodenbrütern vor allem durch die Balzruf-Imitation des Hahns erfolgt. Auf diesen reagierten andere Hähne und Hühner dann. Zwei Wochen später seien es rund 60 Hühner gewesen. „Da hatten sich aber bereits einige Hühner verpaart“, erklärt Hinderer den Zahlenunterschied.

Punktuell starke Zunahme der Population

Punktuell habe die Zahl der Rebhühner stärker zugenommen, sagt Hinderer. So sei die Population in Leinfelden-Echterdingen, Sielmingen und Neuhausen deutlich gestiegen, neu habe man Hühner in Richtung Aichtal registriert – und im Bereich Scharnhausen. Möglicherweise hätten einige Vögel aber auch nur ihren Standort verändert, sagt Hinderer. „Die Rebhühner wandern“, erklärt er. Eine Zunahme der Rebhühner sei vor allem zu erreichen, wenn Kommunen, Landwirte und Jäger an einem Strang zögen, sagt Hinderer. Dies geschehe auf den Fildern in den letzten Jahren mit einem zunehmend guten Erfolg.

Wolfgang Hinderer aus Aichtal ist seit inzwischen drei Jahrzehnten für den Rebhuhnschutz aktiv und hat vor allem mit dem Ornithologen Eberhard Mayer der Biotopkartierer Filderstadt eine lokale Allianz aus Naturschützern, Jägern, Landwirten und Kommunen aufgebaut, die dem Rückgang der Artenvielfalt entgegenwirkt. Trotz der intensiv genutzten Landschaft vor den Toren Stuttgarts konnten sich die vom Aussterben bedrohten Tiere so nicht nur halten. Der Bestand habe sogar zugenommen.

Lage ist alles andere als stabil

„Wir tun an der Basis unser Möglichstes, aber wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir nicht mehr weiterkommen. Da gibt es zu viele Themen, die auf höherer Ebene geklärt werden müssen“, sagt Hinderer und hofft, dass durch neue Förderprogramme auch weitere Erfolge erzielt werden können. Zudem sei die Lage alles andere als stabil. Schon ein strenger Winter oder der Wegfall von ein paar Blühflächen könne den Rebhuhnbestand verringern.

Die Aktivitäten kommen nicht nur den Rebhühnern zugute. „Wenn es ums Rebhuhn geht, dann geht es immer auch um andere Bodenbrüter“, sagt Hinderer. Gemeinsam mit Landwirten wurden so 2018 etliche Blühflächen und lückige Getreideäcker angelegt und zahlreiche Hecken gepflegt. Für rund 45 Hektar Blühfläche wurde zudem das Saatgut von der örtlichen Jägerschaft gesponsert. „Für den Ausgleich werden individuelle Lösungen gemeinsam mit den Landwirten gesucht, sei es über das Sonderprogramm Biologische Vielfalt des Landes, das kommunale Ökokonto oder Agrarförderprogramme“, sagt Anne Wischemann von der Wildforschungsstelle des Landes. Diese ist seit 2017 mit dem Landesjagdverband und dem Ministerium für ländlichen Raum am Projekt „Allianz für Niederwild“ beteiligt, für das die Filderebene seit Oktober 2017 eine Modellregion ist – mit einer Fläche die sich von Leinfelden-Echterdingen, über Filderstadt, Neuhausen, Wolfschlugen und Aichtal bis nach Nürtingen erstreckt.

Gute Brutbedingungen im letzten Jahr

Mit der Gesamtentwicklung und der jüngsten Kartierung ist auch der Landesjagdverband zufrieden. „Die Maßnahmen zeigen ihre Wirkung, und in Kombination mit guten Brutbedingungen letztes Jahr hat das einen richtigen Aufwind gegeben“, sagt René Greiner, der bei dem in Degerloch beheimateten Landesjagdverband das Projekt betreut.