Die Trockenheit bewirkt, dass das Getreide zu viel Eiweiß hat und zu kurze Halme. Foto: Factum-Weise

Die Hitze macht den Pflanzen zu schaffen. Die Obmänner der Landwirte auf der Filderebene zeigen sich trotzdem weitgehend zufrieden. Was die Streuobstwiesen angeht, zeichnet der Experte jedoch ein düsteres Bild.

Filder - Die Getreideernte, die dieses Jahr zwei Wochen früher als sonst anstand, sei ganz ordentlich ausgefallen, berichten die Landwirte von den Fildern. Bei der Sommergerste habe jedoch im April und Mai der Regen gefehlt, sagt Axel Brodbeck. Er ist der Obmann der Bauern im Stadtbezirk Möhringen. Sein Kollege aus Bernhausen, Ernst Schumacher, stellt fest: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Und er hat eine Erklärung dafür. Es habe zwar an Niederschlag gefehlt. Der Lösslehmboden auf den Fildern habe jedoch die Feuchtigkeit lange gespeichert. „Da haben wir beispielsweise gegenüber der Pfalz mit ihren Sandböden einen Vorteil“, sagt Schumacher.

„In solchen Zeiten spielt unser Boden seine Stärken aus“, meint auch Markus Bauer, landwirtschaftlicher Obmann in Sielmingen. Er glaubt jedoch, dass der Lösslehm nicht noch mehr Hitze verkraften könne. „Wahrscheinlich müssen wir daran denken, andere hitzeresistentere Sorten anzubauen“, sagt er. Markus Bauer schätzt den Ernteverlust dieses Jahr insgesamt auf zehn bis 15 Prozent. Er sei mit dem im Nordosten von Deutschland nicht vergleichbar.

Dem Gras fehlt das Wasser

Während der Mais einigermaßen mit der Dürre zurechtgekommen sei, fehle beim Gras eindeutig das Wasser. Deshalb habe man den zweiten Schnitt vorgezogen, um wenigstens einen Teil als Heu verwenden zu können. Normalerweise sei das Gras beim zweiten Schnitt mindestens doppelt so lang wie jetzt. Bauer, der 50 Milchkühe und weitere 50 Rinder hält, ist froh, dass er noch Futterreserven vom vergangenen Jahr hat. „Deshalb ist es bei uns nicht so, dass wir Heu zukaufen müssen.“ Ob es in diesem Jahr noch einen dritten Grasschnitt gebe, sei fraglich. „Das ist nur dann möglich, wenn es bald einen zweitägigen Landregen gibt“, sagt er – also das Gegenteil von Platzregen.

Dieser Meinung ist auch Michael Gehrung, Obmann der Bauern von Plieningen. Er ist überzeugt davon, dass das Gras in dem Stuttgarter Stadtteil beim zweiten Schnitt noch niedriger als anderswo war. „In Plieningen hat es weniger geregnet als in anderen Orten auf den Fildern“, hat er festgestellt. Das Getreide habe wegen der langen Trockenheit zu viel Eiweiß und zu kurze Halme gehabt. Letzteres treffe besonders diejenigen Bauern, die auf Stroh angewiesen seien.

Auch in Stetten bräuchten die Wiesen dringend Wasser, sagt Walter Vohl, der dortige Obmann der Landwirte. Dies gelte auch für das späte Kraut. Bei den Kartoffeln könne starker Regen nicht mehr zusätzliches Wachstum bewirken. Die Knollen seien wegen der Hitze kleiner als in anderen Jahren „Es wäre aber gut, wenn es noch leicht draufregnen n würde“, sagt der Landwirt. Damit der Boden geschmeidiger werde und bei der Ernte die Schalen der Kartoffeln nicht beschädige.

Die Apfelernte ist gut, sogar zu gut

Die Apfelernte, die wegen der Hitze früher stattfindet, falle in diesem Jahr gut aus. Allerdings würden bei vielen Bäumen die Äste ob der großen Last brechen. Vohl meint, dass dies auch damit zusammenhängt, dass das Holz wegen des fehlenden Wassers brüchiger wird. Dem widerspricht jedoch der Pomologe Walter Hartmann, der auch schon an der Universität Hohenheim gelehrt hat. „Die meisten Bäume sind einfach zu alt“, sagt er. Früher seien die Äste mit Stangen gestützt worden. Es gebe in diesem Jahr zuviel Äpfel und Birnen. Zum Einen leide darunter der Preis, zum Zweiten würden die Bäume, die heuer viel tragen, erfahrungsgemäß im nächsten Jahr weniger oder gar kein Obst haben.

Walter Hartmann bedauert sehr, dass die meisten Bäume auf den Streuobstwiesen nicht mehr ausreichend gepflegt werden. „Sie werden nicht geschnitten und auch nicht gedüngt“, sagt er. Wenn dies so weitergehe, gebe es in 20 Jahren auf den Fildern keine Streuobstwiesen mehr.