Wahrscheinlich wird die Möhringer Riedseeschule bald eine reine Grundschule. Foto: Kratz

Die Pestalozzischule soll Werkrealschule bleiben, die Riedseeschule eine reine Grundschule werden.

Filder - Es werden wohl immer weniger: Derzeit gibt es 32 Werkrealschulen in Stuttgart. Doch weil immer weniger Eltern ihre Kinder dort anmelden, sollen in den nächsten sieben Jahren knapp 20 geschlossen werden, nur 13 Werkrealschulen bleiben erhalten. In einer Beschlussvorlage, die heute Thema im Verwaltungsausschuss sein wird, werden diese Schulen „leistungsstarke und entwicklungsfähige Standorte“ genannt. Bleiben soll etwa die Pestalozzischule in Rohr, unter anderem wegen ihrer Lage auf dem Gelände des geplanten Vaihinger Campus’. Auslaufen soll dagegen der Werkrealschulzweig der Möhringer Riedseeschule und zwar spätestens bis zum Schuljahr 2017/2018. Bereits im kommenden Schuljahr, so steht es in der Beschlussvorlage, sollen dort keine Fünftklässler mehr aufgenommen werden.

Eine endgültige Entscheidung wird der Gemeinderat erst im Januar treffen. Ulrike Brittinger, Leiterin des Staatlichen Schulamts, betont: „Die Liste enthält keine Aussage über die Qualität der Werkrealschulen. Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist sehr gut. Fakt ist aber auch, dass die Eltern sie nicht mehr nachfragen.“ 480 Fünftklässler gebe es derzeit an den 32 Stuttgarter Werkrealschulen – nicht nur angesichts mangelnder Ressourcen an anderen Schulformen sei dies viel zu wenig, so Brittinger.

Das Schulgesetz sieht weiterhin das dreigliedrige Schulsystem vor

Wer sein Kind ab dem kommenden Schuljahr an einer Werkrealschule anmelden will, kann es entweder nach Rohr an die Pestalozzischule schicken oder an die Werkrealschule in Heumaden. An der Möhringer Riedseeschule möchte vor der abschließenden Entscheidung im Januar niemand das Thema kommentieren. Nur so viel: „Die Schulleitung, die Lehrer und der Elternbeirat finden es sehr schade, dass die Riedseeschule in Klasse fünf im nächsten Schuljahr vielleicht keine Schüler mehr aufnehmen darf“, sagt Silke Plaas, die stellvertretende Schulleiterin.

Wie lange wird es bei den 13 Werkrealschulstandorten bleiben? Schulamtsleiterin Brittinger weist daraufhin, dass das Schulgesetz des Landes weiterhin das dreigliedrige Schulsystem vorsehe. „Deswegen muss die Stadt als Schulträger diese drei Schularten weiterhin anbieten, darunter die Werkrealschule.“

Tatsächlich lässt sich aus der Beschlussvorlage der Verwaltung jedoch auch herauslesen, dass die Stadt langfristig ohne Hauptschulen plant. Von einem „zweisäuligen Modell“ ist die Rede: vom Gymnasium und der Gemeinschaftsschule.

„Die Gemeinschaftsschule bietet uns ganz andere Möglichkeiten mit den Schülern zu arbeiten“

In Möhringen hat sich die Anne-Frank-Realschule auf den Weg gemacht, eine Gemeinschaftsschule zu werden – so formuliert es Schulleiterin Beate Müller. Man plane, im Oktober 2013 den Antrag zu stellen. „Wir bekommen seit Jahren ein ganz neues Klientel an Schülern, da war es ein logischer Schritt. Die Gemeinschaftsschule bietet uns ganz andere Möglichkeiten mit den Schülern zu arbeiten“, sagt Müller. Doch was bedeutet dies für die Werkrealschüler der Riedseeschule? „Sie können ihren Abschluss dort machen“, sagt die Schulamtsleiterin Ulrike Brittinger. Es gebe dort auch genügend Lehrer, um die Rückläufer aufzunehmen, also Schüler, die von der Realschule oder dem Gymnasium auf die Riedseeschule wechseln.

Die Sanierung der Schulen, die geschlossen werden sollen, gehen dennoch weiter. Zumindest die Arbeiten, die unerlässlich für die Sicherheit und den Erhalt der Gebäude sind. „Der Schulbetrieb wird aber gewährleistet“, sagt Roland Steiner vom Schulverwaltungsamt. Dies gelte auch für die Riedseeschule. Zu den baulichen Veränderungen, die auf die Anne-Frank-Schule zukommen, könne er nichts sagen. „Wir brauchen erst die Schülerzahlen und das Konzept, dann können wir planen.“