Das Geburtstagsstück des Figurentheaters Phoenix: „Mond Mond Mond“ nach einem Jugendbuch von Ursula Wölfel Foto: Stoppel

Das Figurentheater Phoenix feiert Geburtstag und gestaltet eine Jubelwoche, die theamatisch bis zu den Anfängen als Studiotheater zurückreicht.

Schorndorf - Kinder, die den wandernden Mond von ihrem Planwagen aus sehen, eine liebevolle Mischung von Figuren und leibhaftigen Darstellern, ein fantastisches Szenario, das doch tragische Anklänge enthält: Mit dem Stück „Mond Mond Mond“, das am Samstag und Sonntag im Figurentheater Phoenix uraufgeführt wird, bleibt das Familienensemble aus Schorndorf seinen Wurzeln treu.

Doch es ist nicht nur ein neues Stück – ein Geburtstag wird gefeiert. Seit 30 Jahren sind Ute und Soran Assef im Figurentheater Phoenix unterwegs. „Die Fantasie war für uns immer das Wichtigste“, sagt Ute Assef. In einer Jubelwoche wird diese Tradition gefeiert – sie läuft auch wie ein roter Faden durch die zahlreichen Aufführungen, die das Phoenix in den 30 Jahren seines Bestehens und in etlichen Gastspielen in einer weiteren Umgebung dargeboten hat.

1986 eröffnete das Theater in einem gemieteten Haus in der Schlichtener Straße in Schorndorf, das von einem großen Obstgarten umgeben war. Eigentlich sei in dem Gebäude der Theaterfundus untergebracht gewesen, sagt Ute Assef. Um die Miete finanzieren zu können, bot man dort ein Theaterprogramm an: Märchenstücke, literarische Bearbeitungen, Gastspiele von anderen Puppentheatern. Die Assefs hatten damit einen Nerv getroffen, denn Studiobühnen gab es im Rems-Murr-Kreis damals nicht. Bis aus Backnang, Stuttgart und Esslingen seien die Besucher gekommen, das Phoenix erspielte sich zu dieser Zeit sein Publikum – Menschen, die noch heute kommen und darum bitten, dass bestimmte Stücke wieder aufgeführt werden, sagt Soran Assef.

Einfachheit als Prinzip

Aus der Einfachheit der Bühne gestalteten die Assefs ihren Stil. Einen Vorhang oder gar ein Podest hatte das alte Phoenix-Theater nicht. Die Besucher saßen auf einfachen Stühlen, etwas beengt fanden 70 Besucher Platz. „Die Leute haben es gemocht“, sagt Soran Assef. Ihren Stil zu spielen entwickelten die beiden selbst. Ute Assef ist Puppentheaterspielerin, Soran Assef klassischer Schauspieler.

Der gebürtige Schweizer hat Anfang der 1980er Jahre an einer Theaterschule in Verscio im schweizerischen Tessin studiert, die vom berühmten Clown Dimitri ins Leben gerufen wurde. Es sei ein klosterähnliches Leben gewesen, sagt Soran Assef. Die Absolventen erkenne er auf einen Blick. Man werde dort angehalten, seinen ganz eigenen Stil zu entwickeln. Auch wenn er inzwischen froh ist, in Deutschland zu sein, wo die Kultur seiner Beobachtung nach mehr gefördert wird – missen möchte Soran Assef diese Ausbildung nicht. Gerade in den theaterpädagogischen Projekten, die das Theater nun anbiete, sei ihm diese Lehrzeit eine große Hilfe gewesen.

Kleine Theaterfamilie

An den Anfängen des Theaters erkennt man auch, wie nah sich die Theaterszene im Rems-Murr-Kreis einst war. Ute Assef machte einst gemeinsam Puppentheater mit Veit-Utz Bross. Ihren künftigen Mann lernte sie bei einer Produktion von Frieder Nögge kennen, der bis zu seinem Tod vor 15 Jahren das Nögge-Atelier-Theater in Backnang betrieb. Das erste gemeinsame Stück spielten die späteren Phoenix-Macher jedoch im Stuttgarter „Forum 3“ in der Gymnasiumstraße. Es sei eine Bearbeitung des Dramas von Kaspar Hauser gewesen, erinnert sich Soran Assef.

Mit dem eigenen Figurentheater kamen die leichteren Themen, besonders jene für Kinder. Es gebe wohl kaum ein Kind aus dem Raum Schorndorf, das in seiner Kindergartenzeit nicht eines dieser Stücke gesehen habe, sagt Soran Assef. Besonders der Bär, der in verschiedenen Rollen in etlichen Stücken einen Auftritt hat, entwickelt sich zum Star. Neulich seien sie zu Fuß unterwegs gewesen und auf eine Gruppe jüngerer Leute getroffen. Als sie vorbeigingen, habe einer aus der Gruppe begonnen, ein Lied aus einem der Stücke zu singen. „Bin ein Bär, bin ein Bär . . .“. Ute und Soran Assef lächeln bei dem Gedanken, mit ihren Stücken die Fantasie der Kinder einst so lebhaft angeregt zu haben, dass die Erinnerung daran bis heute fortwirkt.