Wiedergewählter Fifa-Chef Blatter (li.), DFB-Präsident Niersbach Foto: Getty

Der Welt-Fußballverband (Fifa) steht wegen des Korruptionsskandals vor einem Scherbenhaufen. Aber der wiedergewählte Präsident Sepp Blatter triumphiert und stichelt gegen die gescheiterten Salon-Revolutionäre der Europäischen Fußball-Union (Uefa).

Zürich - Am Ende ist es wie immer: König Sepp verlässt das Schlachtfeld zwar nicht mit triumphaler Geste, aber durchaus erhobenen Hauptes. Und das ist weit mehr, als sich seine Kritiker vor dem Züricher Fifa-Kongress vorstellen konnten. Die Aufständischen aus Europa dagegen versorgen, so gut es geht, ihre Wunden und suchen im sich langsam lichtenden Pulverdampf den Weg zurück zu einer geschäftsmäßigen Normalität.

 

Wie schwierig das noch werden könnte, zeigte sich schon in den Stunden nach dem Kongress, der mit den Attributen schwarz und skandalös in die Geschichte des Welt-Fußballverbandes eingehen wird.

„Ich verzeihe jedem, aber ich vergesse nicht“, ätzte der wiedergewählte Fifa-Präsident Sepp Blatter und deutete an, dass es in Zukunft ein wenig zugig werden könnte im Vereinsheim seiner Widersacher. Michel Platini, dem gescheiterten Anführer der Salon-Revolutionäre aus den europäischen Nationalverbänden, mögen dabei die Ohren geklungen haben. Der Uefa-Chef, erzählte Blatter mit betonharter Miene, sei am Tag vor der Präsidenten-Wahl um die Mittagszeit in seinem Büro aufgekreuzt, um „einen guten Whisky unter Freunden“ zu trinken. Dies habe er dankend abgelehnt. Dann sei Platini zur Sache gekommen: „Sepp, du machst den Kongress, und am Schluss gibst du bekannt, dass du zurücktrittst. Du bekommst ein gigantisches Fest, und dein Büro hier bei der Fifa kannst du behalten.“

Eine Reaktion darauf von Platini gab es am Wochenende nicht, aber das Mienenspiel von Sepp Blatter sagte mehr als tausend Worte: Was glauben diese Anfänger eigentlich, mit wem sie es zu tun haben? Die Europäische Fußball-Union (Uefa), vermutete der Schweizer, habe noch immer nicht verwunden, dass der frühere Uefa-Chef Lennart Johansson (Schweden) 1998 bei der Wahl zum Fifa-Boss unterlegen war. „Sie können nicht verstehen, dass ich damals Präsident geworden bin.“ Und die Amerikaner, argwöhnte Blatter, hätten mit ihrem Vorgehen den Gegenkandidaten Prinz Ali al Hussein bewusst unterstützt. Sie seien ja eine Art politischer Sponsor Jordaniens. Im Übrigen sei es aber wie im Fußball: „Mal verlierst du, beim nächsten Mal kannst du wieder gewinnen.“

Und wer grob gefoult wird, möchte man in Reihen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) hinzufügen, merkt sich die Rückennummer und keilt bei passender Gelegenheit zurück. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach jedenfalls, behauptet der Fifa-Boss, sei vom früheren Fifa-Exekutiv-Mitglied Franz Beckenbauer am Telefon „zusammengefaltet“ worden, weil er sich gegen Blatter positioniert habe. Dem widersprach der Kaiser am Tag darauf. Halbherzig zwar, aber immerhin: „Es steht mir gar nicht zu, den DFB-Präsidenten zusammenzufalten.“

Der DFB selbst reagierte erstaunt. „Keine Ahnung, wie Blatter auf so was kommt, ein Telefonat mit dem Inhalt hat gar nicht stattgefunden“, beeilte sich Pressechef Ralf Köttker mitzuteilen. Im Übrigen sei es ein Beschluss des gesamten DFB-Präsidiums gewesen, für den Wechsel an der Fifa-Spitze zu stimmen.

So oder so. Die Tage von Zürich lassen keine andere Bilanz zu: Der Verlierer ist . . . Europa! Nicht einmal alle Mitglieder der Uefa hatten geschlossen gegen Blatter votiert, darunter Platinis Heimatverband, die Franzosen. Gestartet als Tiger, geendet als Bettvorleger, bemühen sie sich nun um Normalität. Und DFB-Chef Wolfgangs Niersbach hält offenbar wenig davon, weitere Drohkulissen aufzubauen. Einen WM-Boykott schließt er aus, auch sein neues Amt in der Fifa-Exekutive will er nicht ruhen lassen.

Danny Jordaan, Präsident des südafrikanischen Fußball-Verbands, bestätigte inzwischen die im Zuge der Korruptionsermittlungen aufgetauchte Zahlung von 9,1 Millionen Euro. Es sei aber kein Bestechungsgeld gewesen. Die Summe sei erst geflossen, nachdem Südafrika zum WM-Ausrichter ernannt worden war. Es ging an Länder in Nord- und Zentralamerika und in die Karibik – zur Entwicklung des dortigen Fußballs.