Gianni Infantino steht vor seiner ersten großen Bewährungsprobe als Fifa-Präsident. Foto: DPA

Präsident Gianni Infantino muss beim Fifa-Kongress beweisen, dass er die Reformen voranbringen kann. Von der Vollversammlug in Mexiko soll ein Signal ausgehen. Kurz vor Beginn des Kongresses steht aber ein Partyzelt im doppelten Sinne im Zentrum - und nicht der Fußball.

Mexiko-Stadt - Vor seiner ersten großen Bewährungsprobe als Fifa-Präsident hat sich Gianni Infantino ein richtiges PR-Eigentor geschossen. Den Fußball will der neue starke Mann nach den diversen Korruptionsskandalen wieder ins Zentrum rücken. So lautet das Mantra des Weltverbandschefs. Beim Promikick der von ihm gegründeten Legendenelf vor dem Fifa-Kongress in Mexiko-Stadt stand auf Höhe des Mittelkreises im traditionsreichen Aztekenstadion aber ein monströses Partyzelt für die Fußball-Funktionäre aus aller Welt und VIP-Gäste des Stadionsponsors.

Luis Figo, Fabio Cannavaro, Ronaldinho und Co. blieb nur eine knappe Platzhälfte für ihr launiges Promotionspiel mit José Mourinho auf der Trainerbank. Die fatale Botschaft der bizarren Szenerie, die Journalisten nur von weit entfernten Rängen im Betonkoloss verfolgen durften: Es ist noch ein langer Weg für die FIFA zu mehr Transparenz und Bodenhaftung. Beim 66. Ordentlichen Kongress des Weltverbandes am Freitag im Centro Banamex der mexikanischen Hauptstadt soll an diesem Glaubwürdigkeitsprojekt gefeilt werden.

„Ich bin entschlossen, diese Reformen schnellstmöglich umzusetzen und die Zukunft unserer Organisation zu sichern, damit wir uns wieder voll auf den Fussball konzentrieren können“, beteuert Infantino in der Begrüßungsschrift für den Kongress, der der erste reguläre nach der skandalumtosten Ära von Ex-Chef Joseph Blatter sein wird.

Verhaftungen sind nicht zu erwarten

Es sind im Gegensatz zu den brisanten Wahlkongressen im Mai 2015 und Februar 2016 nicht die ganz großen Themen, die die Vollversammlung der noch 209 Fifa-Mitgliedsverbände bestimmen. Verhaftungen von Funktionären im Morgengrauen wie im Vorjahr in Zürich sind auch nicht zu erwarten. Die Delegierten werden sich per Sachthemen dem Reformprozess widmen.

Die bisherige Infantino-Bilanz zeugt noch nicht von großen Fortschritten bei der versprochenen Runderneuerung. Ein Generalsekretär wird weiter gesucht. Kein neues Council-Mitglied ist gewählt. Das wird auch in Mexiko noch nicht passieren. Und die Kandidatenliste für die wichtige Governance Kommission kannten am Vorabend des Kongresses noch nicht einmal die Angehörigen des Fifa-Rates um das deutsche Mitglied Wolfgang Niersbach.

Dieser lobt Infantino für dessen „ungeheure Energie“ und hat Respekt für die „Tatkraft“ des Schweizers. Doch es ist bezeichnend, dass sich die Fifa-Delegierten an Detailthemen aufreiben, wie einer Definition des Begriffs „unabhängig“, die Eingang in die Statuten finden soll.

Umstrittenes Wahlkampfversprechen

Greifbarer ist die Abstimmung über den überarbeiteten Etatentwurf des Weltverbandes bis 2018, den Infantino beim Kongress durchbringen will. Am Ende des Zyklus’ soll nach der WM 2018 ein Plus von 90 Millionen Dollar stehen. Im Paket stehen aber erst mal die um 122 Millionen Dollar zu geringen Wirtschafterwartungen für das Geschäftsjahr 2015. Schuld am Defizit - daraus macht die Fifa kein Geheimnis - sind vornehmlich Rückstellungen für Anwaltskosten.

Brisant ist ein vermeintlich unscheinbarer Unterpunkt. Ein umstrittenes Wahlkampfversprechen von Infantino wird mit abgesegnet werden. Fünf Millionen Dollar pro Verband hatte der Schweizer ausgelobt, obwohl er als Präsident keine Gelder mehr nach Gusto verteilen kann. Die Erhöhung der Zuwendungen um mehr als 200 Prozent, die den Gesamtetat mit mehr als eine Milliarde Dollar belasten, gehören aber auch zum Budget, das unter Tagesordnungspunkt 10.6. zur Abstimmung steht.

Geopolitisch interessant sind die Aufnahmeanträge des Kosovo und Gibraltars. Beide kleinen Fußball-Nationen werden wohl künftig zum Weltverband gehören, der dann 211 Mitglieder hat. 55 und damit die meisten kommen dann aus Europa, dem weiterhin mit Abstand mächtigsten Fußball-Kontinent.