Kaum ist Sepp Blatter erneut zum Fifa-Präsidenten gewählt worden, teilt der Boss gegen die Uefa aus und kündigt Überraschungen an.
Zürich - Voller Freude über seine wiedererstarkte Macht bereitete Joseph Blatter schon die nächste Konfrontation mit den gerade geschlagenen Gegnern aus Europa vor.
Noch bevor der 79 Jahre alte Schweizer in Zürich die vierte Wiederwahl als Fifa-Präsident mit seiner Familie feierte, nutzte er die Gelegenheit auf der Kongress-Bühne für Nadelstiche in Richtung Uefa.
Die angekündigte Ausdehnung des Exekutivkomitees für wohlgesonnene Konföderationen soll den europäischen Einfluss in der Weltregierung des Fußballs beschneiden. Und für die Exko-Sitzung am Samstag im noblen Fifa-Sitz mit Verhandlungen über die Plätze für die umstrittenen Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar annoncierte Blatter: "Wir haben ein Meeting, sie werden mir zuhören, sie werden einige Informationen und Botschaften erhalten - einige von ihnen werden überrascht sein."
Schon seine Ankündigung einer Kommission für Profifußball war ein Angriff auf die Uefa, die dies mit der ertragreichen Champions League als ihr Hoheitsgebiet ansieht. Auch die Momente nach der Wahl zeigten das frostige Verhältnis: Demonstrativ blieb Uefa-Präsident Michel Platini als einziger auf dem Podium sitzen. Als Blatter auf seiner Gratulationstour an seinem früheren Freund vorbeikam, entstand ein kleiner peinlicher Moment, bevor sich beide für einen jugendlichen Handschlag auf Brusthöhe entschieden.
Platini erwähnt Blatter überhaupt nicht
Platini erwähnte anschließend in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme den Namen Blatters überhaupt nicht, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach dem Wahlsieger vor den Kameras jedes Reformpotenzial ab: "Auch das, was Sepp Blatter heute gesagt hat, hat sich nicht unterschieden von dem, was er vor vier Jahren gesagt hat. Er hat auch vor vier Jahren gesagt, dass er das Schiff aus der schweren See rausführen wird, und jetzt ist die See noch ein bisschen rauer."
Ungeachtet des weltweiten Sturms der Entrüstung nach dem jüngsten Korruptionsskandal mit Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären in Zürich präsentierte sich Blatter am Abend "glückselig, wie ein Kind, das weiterspielen darf ("NZZ"). Zwar bleibt der kleine Makel, dass er sich nach mit dem 133:73 in der Abstimmung gegen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein nicht direkt im ersten Wahlgang durchsetzen konnte. Doch spätestens als der Jordanier seinen Verzicht auf das zweite Votum der 209 Mitgliedsverbände erklärte, fiel die Anspannung bei Blatter ab.
In einer zeitweisen konfusen Ansprache sagte der Walliser, dass "Gott, Allah und alle Mächte an die wir glauben, uns helfen sollen, die Fifa dorthin zurückzubringen, wo sie hingehört". Ein Großteil der europäischen Medien wollte jedoch in diesen Glauben so gar nicht einstimmen. "Das wunderschöne Spiel ist noch hässlicher geworden", titelte der "Daily Mirror" (Samstag) neben einem Bild von Blatter in Jubelpose.