Die einzige Beschwerde bei der Fiesta International in Fellbach war diejenige, dass es abends viel zu schnell zu Ende ging. Foto: Gottfried Stoppel

Drei Tage lang Urlaubsgefühle auf dem Guntram-Palm Platz: Wie Fellbacher aus vielen Nationen das zurück gewonnene Miteinander feiern.

In Fellbach war es am Wochenende heißer als in Rom oder Barcelona, die kühle Brise vom Meer fehlt halt einfach im vorderen Remstal. Trotzdem herrschte mediterrane Lebensfreude. Eine große Lust, miteinander zu schwätzen, zu essen und zu trinken, war zu spüren und die Freude darüber, dass man endlich wieder gemeinsam feiern kann.

Zwei Jahre Zwangspause

Zwei Jahre lang war die Fiesta International wegen der Coronapandemie ausgefallen, heuer konnte sie wieder stattfinden, und zwar bereits zum 45. Mal. „Corona ist zwar noch nicht vorbei, aber wir haben die Pandemie so weit im Griff, dass wir dieses Jahr wieder feiern können“, stellte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Eröffnung des Traditionsfestes am Freitagabend fest. Das Leben sei für viele schwerer geworden in den vergangenen Monaten – die Auswirkungen des Klimawandels, des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, steigende Energie- und Lebensmittelpreise bedrückten die Menschen. „In solch belastenden Situationen brauchen wir auch einmal ein paar Stunden, die nur den schönen Seiten des Lebens gewidmet sind“, sagte Zull.

An vielen Fellbacher Vereinen – unter ihnen auch die Migrantenvereine – sind die Coronajahre nicht spurlos vorübergegangen. „Wir haben uns zwar von der Mitgliederzahl her nicht groß verändert, aber das Miteinander ist ein wenig verloren gegangen. Die Hälfte unserer Mitglieder haben wir ewig nicht mehr gesehen“, so formuliert es Hüseyin Babuscu, Vorsitzender des Türkischen Vereins Fellbach. Noch immer findet er aber genügend Freiwillige, die Schüsseln voller türkischer Köstlichkeiten zubereitet haben. Fast 10 000 Euro investiere der Verein bei jeder Fiesta. Und wenn es dann tagelang schüttet wie vor drei Jahren oder so heiß ist wie diesmal steht der Erfolg in den Sternen.

Bei der Hitze wird das Feiern erst abends angenehm

„Für dieses heiße Wetter müssen wir abends, wenn es endlich angenehm wird von den Temperaturen her, viel zu früh Schluss machen“, bedauert Babuscu. Diese Klage hört man auch bei den anderen Vereinen. Erst nach 19 oder 20 Uhr seien die Besucher in großer Zahl gekommen, davor war es den meisten einfach viel zu heiß. Sogar Tänze und andere Vorführungen wurden möglichst ein wenig nach hinten verschoben. „Und ab halb acht bildeten sich plötzlich lange Schlangen an den Essens- und Getränkeausgaben“, sagt Babuscu, der das nicht nur am eigenen Stand beobachtet hat.

Dieselbe Klage hört man beim Griechischen Kultur- und Elternverein. „Dieses Fest ist unsere Haupteinnahmequelle, der Verein lebt das ganze Jahr davon“, sagt der Vereinsvorsitzende Joannis Salabasis. Auch Francesco Santoro vom Centro Italiano bedauert: „Nach fast drei Jahren tote Hose ist es einfach schade, dass man bei einem solchen Wetter nicht flexibler mit dem Ende am Abend sein kann“, sagt er. Das Publikum habe nicht akzeptieren wollen, warum es ab 22.30 Uhr nichts mehr zu trinken gab, pflichtet Alexander Lay von der Brasilianisch-Deutschen Interessengemeinschaft bei.

Rita Kerlen ist direkte Anwohnerin und schüttelt darüber ebenfalls den Kopf: „Wir haben bisher überhaupt nichts von dem Fest gehört, und heute feiern wir mit“, sagt sie und geht mit ihrem Mann in Richtung Bühne. Für ihr Publikum haben die Vereine zusätzlich zur Arbeit am Stand ein buntes Programm auf die Beine gestellt.