Kinder leiden deutlich häufiger an Fieber als Erwachsene. Foto: dpa/Christin Klose

Vor allem Kinder haben häufig Fieber. Meist ist das harmlos. Dennoch stellen sich Eltern die Frage: Wie lässt sich die Temperatur senken – und wann gehe ich besser zum Arzt?

Fieber kann uns ganz schön mitnehmen. Wir fühlen uns müde, ausgelaugt, haben Kopf- und Gliederschmerzen. Für einen gesunden Menschen ist das in aller Regel nicht gefährlich. Im Gegenteil: Fieber ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers – nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern. Es müssen also nicht gleich die Alarmglocken schrillen, wenn ein Kind fiebert. „Selbst von hohem Fieber geht an sich keine Gefahr aus, solange die zugrunde liegende Erkrankung nicht gefährlich ist“, sagt der Kinderarzt Tilo Sauter aus Leinfelden-Echterdingen.

Ab wann spricht man von Fieber?

Die Temperatur im menschlichen Körper schwankt, morgens ist sie meist am niedrigsten. Bei Erwachsenen liegt sie im Normalfall zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Manchmal kann sie steigen, etwa bei intensiver sportlicher Betätigung oder wenn man sehr warme Kleidung trägt.

Wann haben Kinder Fieber?

Bei Kindern liegt sie laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte mit Sitz in Köln zwischen 36,5 und 37,5 Grad. Abends ist sie meist höher. Vor allem bei Kindern, die viel herumgetobt haben. Doch ab wann handelt es sich um Fieber? Mit 37,6 bis 38,5 Grad Celsius hat das Kind erhöhte Temperatur. Ab 38,5 Grad spricht man von Fieber, bei über 39,5 Grad von hohem Fieber. Bei einer Körpertemperatur von über 41 Grad hat man extrem hohes Fieber, ob erwachsen oder Kind.

Wie misst man am besten?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Mediziner empfehlen Stellen, die dem Körperinneren am nächsten sind. Um einen genauen Wert zu bekommen, ist es somit am besten, man misst rektal mit einem Fieberthermometer, also im Po. Laut der Krankenkasse AOK folgen danach die Messung unter der Zunge und im Ohr (Abweichung von bis zu 0,4 Grad) sowie in der Achselhöhle. Bei letzterer sollte man etwa 0,5 Grad Celsius hinzurechnen.

Vor allem für Kinder und auch für ältere Menschen eignen sich Stirnthermometer. Sie machen sanftes, schnelles Messen möglich: durch Auflegen oder kontaktlos an der Stirn. Die Temperatur wird dabei durch Infrarotstrahlung gemessen. Keine Sorge, gefährlich sind diese Geräte keinesfalls. Sie nehmen vereinfacht gesagt lediglich die Wärmestrahlung unseres Körpers auf.

Wozu ist Fieber gut?

Fährt der Körper die Temperatur rauf, wehrt er sich gegen Erreger, sprich: Er mobilisiert seine Abwehrkräfte. Das Immunsystem kommt so gewissermaßen in einen Zustand, in dem es gegen Viren und Bakterien ankämpfen kann. Denn die können sich bei Fieber schlechter vermehren als bei normaler Körpertemperatur.

Haben Kinder eine heiße Stirn, werden die Eltern aber zuweilen unruhig und sorgen sich. Dabei ist Fieber auch bei den Kleinen ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem funktioniert.

Haben Kinder häufiger Fieber?

Ja, bei Kindern triff Fieber deutlich häufiger als bei Erwachsenen auf. Schon bei harmlosen Infekten erhöht sich ihre Körpertemperatur. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem viele Erreger noch nicht kennt und daher noch keine Abwehrstoffe gebildet hat. Somit reagieren Kinder beim ersten Kontakt mit einem Virus oder einem Bakterium mit Fieber, teils mit hohem.

Ist Fieber eine Erkrankung?

Nein, Fieber ist keine Krankheit, sondern bei Erwachsenen wie Kindern ein Symptom. Es kann bei den unterschiedlichsten Krankheiten auftreten. Zudem ist es wie gesagt eine Schutzreaktion des Körpers. Ob Erwachsener oder Kind: Wenn wir fiebern, helfen wir uns zunächst quasi selbst. Gefährlich wird es allerdings, wenn das Fieber sehr hoch ist und zudem lang anhält.

Was schützt vor Überhitzung?

Es gibt viele Mechanismen, die den Körper vor Überwärmung schützen. Zunächst erweitern sich die Blutgefäße in der Haut. Dadurch fließt mehr Blut durch, und es kann mehr Wärme nach außen abgegeben werden. Reicht das nicht aus, steigert der Körper die Schweißproduktion. Gesteuert wird dies vom vegetativen Nervensystem.

Zum einen wird beim Schwitzen ebenfalls Wärme über die Haut nach außen abgegeben. Zum anderen hat die nach außen abgegebene Flüssigkeit, sprich: der Schweiß, einen kühlenden Effekt.

„Wir Ärzte sind immer wieder mit der irrigen Vorstellung konfrontiert, dass es direkt durch die erhöhte Temperatur zu einer Schädigung des Körpers kommen kann“, sagt der Kinderarzt Tilo Sauter. Aus dieser Angst heraus würden dann zuweilen Fiebersenker eingesetzt, wo sie gar nicht nötig sind. Kindern fiebersenkende Zäpfchen oder Saft zu geben, sei dennoch in Ordnung – und zwar dann, wenn sie sich sehr krank fühlen. „Oder wenn wenn sie wegen des starken Krankheitsgefühls nicht mehr trinken“, so Sauter.

Wie kann man Fieber senken?

Bei Fieber ist zunächst ganz wichtig, dass der Betroffene viel trinkt, damit der Körper nicht austrocknet. Zudem sollte man unbedingt zur Ruhe kommen, also sich ins Bett oder aufs Sofa legen. Geeignet sind Wasser, dünne Fruchtsaftschorle und Tee. Erwachsenen wie Kindern helfen auf der Stirn. „Wer einmal die Erfahrung gemacht hat, dass diese Hausmittel helfen, wird vielleicht in Zukunft auch weniger Fiebermedikamente einsetzen“, sagt Sauter.

Welche Medikamente helfen?

Doch was, wenn Hausmittel nichts bringen? Laut Kinderärzten sind Paracetamol und Ibuprofen bei Kindern dann die passenden Mittel. Bei Babys wird meist Paracetamol verordnet, denn der Wirkstoff ist schon ab drei Kilo Körpergewicht zugelassen.

Ibuprofen kann Kindern über drei Monate und ab einem Gewicht von sechs Kilo bekommen. Es wirkt stärker entzündungshemmend als Paracetamol und abschwellend. Wichtig bei beiden Wirkstoffen: Eltern müssen unbedingt die altersgemäße Dosierung beachten.

Und in welcher Form gibt man die Medikamente am besten? Als Zäpfchen, Saft oder Tabletten? Das spielt grundsätzlich keine Rolle. Saft lässt sich zwar am individuellsten dosieren. Man sollte jedoch zu dem greifen, womit das Kind am besten zurecht kommt. Generell ist es aber so, dass bei kleinen Babys Zäpfchen am unkompliziertesten sind.

Wann sollten Kinder zum Arzt?

Laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sollte man zum Arzt oder ihn zumindest kontaktieren, wenn hohes Fieber beim Kind länger als zwei Tage anhält. Bei Babys unter drei Monaten reicht ein Anstieg auf über 38 Grad.

Zudem ist ein Arztbesuch angezeigt, wenn der Allgemeinzustand stark beeinträchtigt ist, etwa wenn das Kind extrem schwach ist, sehr schnell atmet, einen schnellen Puls hat, teilnahmslos wirkt, nichts trinkt – oder wenn weitere Symptome hinzukommen, etwa Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen oder Ausschlag. Auch wenn das Fieber schubweise oder gar ein Fieberkrampf auftritt, sollte das Kind unbedingt untersucht werden.

Wo gibt es weitere Infos?

Der Arzt kann zum Thema Fieber umfassend informieren. Der Kinderarzt Tilo Sauter weist aber auch auf die Fever-App hin: „Die Universität Witten/Herdecke hat die App, die Eltern im richtigen Umgang mit Fieber unterstützen soll, in Kooperation mit einigen Fachgesellschaften entwickelt.“ Man kann sie kostenfrei laden, braucht aber zur Aktivierung einen Code vom Kinderarzt.