An den typischen Fraßbildern unter der Rinde ist der Borkenkäferbefall erkennbar. Foto: dpa

Experten warnen vor einer massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers. Er frisst sich vor allem durch Fichten, die wegen des vergangenen trockenen Sommers geschwächt sind. Woran erkennt man befallene Bäume? Und was tut die Stadt, um die Schäden zu begrenzen?

Filder - Der vergangene Sommer hat gute Voraussetzungen für diverse Borkenkäferarten geschaffen. Auf den trockenheitsgeschwächten Fichten finden sie ideale Lebens- und Brutbedingungen. Experten warnen vor einem weiteren Anstieg der Schädlingspopulation, bedingt durch ein für den Borkenkäfer günstiges Klima. Auch in den Wäldern auf der Filderebene sind die Schäden erkennbar.

Wo sind die Borkenkäfer unterwegs?

Vor allem in Waldstücken, in denen vergleichsweise viele Fichten vorkommen. „Dies sind der Dürrlewang-Wald, der Neue Wald bei Büsnau, der Weidach- und Zettachwald zwischen Möhringen und Plieningen sowie der Bereich Ohnhold in der Nähe der Ohnholdstraße am Asemwald“, erklärt Annette Hasselwander, Pressebeauftragte des städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamts (GFF).

Warum sind die Fichten gerade jetzt so empfindlich?

„Die Gefahr durch Borkenkäfer steigt nach der extremen Dürre im letzten Sommer rasant an“, sagt Hasselwander. Die meisten Borkenkäferarten fänden nur in kränkelnden oder absterbenden Bäumen geeigneten Brutraum. „Der Buchdrucker als gefährlichster Fichtenborkenkäfer besiedelt dagegen in Zeiten hoher Käferdichten auch gesunde Bäume. Optimale Bruterfolge erreicht er in wüchsigen Fichtenbeständen, deren Wasserversorgung zeitweilig geschwächt ist. Denn dann haben die Fichten keine Feuchtigkeitsreserven, um die Käfer mit Harzausscheidungen abzuwehren.“

Woran erkennt ein Laie, dass der Borkenkäfer am Werk war?

An Bäumen, die noch stehen, sei braunes Bohrmehl auf der Rinde, am Stammfuß, auf der Bodenvegetation und auf Spinnweben zu entdecken, zählt Hasselwander auf. Zudem seien Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz, zu erkennen. Betroffene Fichten weisen helle Flecken, sogenannte „Spiegel“ auf der Rinde auf, an den Stellen, an denen Spechte nach den Käfern picken. „Dadurch fallen größere Rindenstücke ab und das helle Splintholz wird sichtbar“, sagt Hasselwander. Unter der Rinde bilden sich die charakteristischen Fraßbilder und der Baum wirft Nadeln ab. Bei Baumstämmen, die bereits am Boden liegen, sind ebenfalls die Fraßbilder und Bohrmehl erkennbar.

Wie reagiert die Stadt auf den Befall?

Mit Hilfe von Kontrollgängen. Diese beginnen im Frühjahr und gehen bis September, „je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus“, sagt Hasselwander. Kontrolliert werde gezielt in Bereichen, in denen der Borkenkäfer im Vorjahr aktiv gewesen sei, an „südexponierten Lagen“ und dort, wo der Bestand „aufgerissen“ sowie durch Wind oder Schneebruch beschädigt sei. Schätze die Stadt die Gefahrenlage als extrem hoch ein, werden alle Fichtenbestände kontrolliert. In älteren Beständen werde Baum für Baum begutachtet.

Gibt es Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung?

„Sind die von Borkenkäfern befallenen und bruttauglichen Hölzer identifiziert, sind sie so rasch wie möglich einzuschlagen und aufzuarbeiten“, sagt die Frau vom GFF. Das sei notwendig, weil sich die Käfer auch auf abgestorbenem Holz wohlfühlen und von dort auf andere Bäume wandern. Das befallene Holz werde entweder aus dem Wald abtransportiert oder an „ungefährdete Orte“ gebracht. Das können reine Laubwaldgebiete ebenso sein wie Orte außerhalb des Waldes, „die mindestens 500 Meter, besser 1000 Meter von Nadelbaumbeständen entfernt liegen“. Könne die Holzabfuhr nicht rechtzeitig erfolgen, könne man die Stämme entrinden, allerdings nur, solange die Käferbrut ausschließlich als Larve oder Puppe vorliege. „In diesem sogenannten ‚weißen Stadium’ sterben die Individuen nach der Entrindung ab“, erklärt Hasselwander.

Wie sieht die Prävention aus?

Regelmäßiges Beobachten führe zu einem rechtzeitigen Erkennen des Borkenkäferbefalls, teilt das GFF mit. Die rasche Aufarbeitung und Holzabfuhr befallener Bäume sei ebenfalls Teil der Prävention, ebenso die Entfernung „bruttauglichen Materials“ wie Stamm- und Kronenresten aus dem Wald. „Bruttauglich für den Buchdrucker sind Hölzer mit frischer Rinde, mit einem Durchmesser über sieben Zentimeter. Bei akuter Gefahr durch den kleineren Kupferstecher sind auch geringere Durchmesser kritisch“, erläutert Hasselwander. Zudem sei es wichtig, frisch beschädigte Bäume, etwa durch Sturm oder Schneebruch, sowie schwache und absterbende Bäume intensiv zu beobachten. „Sie bieten ideale Brutbedingungen und können Ausgangspunkte für Massenvermehrungen sein“, warnt Hasselwander.