Polizisten haben am vergangenen Jahreswechsel Stellung in der Stuttgarter Innenstadt bezogen. Die Stadt will jetzt zumindest auf dem Schlossplatz die Regeln ändern. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Den Schlossplatz an Silvester zu befrieden, ist eine gute Idee. Ein Feuerwerksverbot durchzusetzen, wird aber alles andere als einfach.

Stuttgart - Viele Stuttgarter halten die Idee, den Jahreswechsel auf dem Schlossplatz zu verbringen, schon seit Jahren für ziemlich verrückt. Während in der guten Stube der Landeshauptstadt ansonsten das Herz der Region schlägt, hat sie sich in dieser einen Nacht zu einem Ort entwickelt, den man meidet. Zwar herrscht dort nicht regelmäßig Katastrophenalarm, doch die Vorfälle haben sich gehäuft. Dass die Raketen dort kreuz und quer durch die Luft fliegen, war man schon eine Weile gewöhnt, doch spätestens seit den massiven Übergriffen auf Frauen vor einigen Jahren hat sich die Lage nochmals verschärft. Zuletzt ist die Polizei zur Vorbeugung zeitweise mit 500 zusätzlichen Beamten, Flutlicht und mobilen Wachen angerückt. Eine Situation, die so nicht tragbar ist und die die Stadt jetzt beenden möchte.

Die Idee, dort privates Feuerwerk zu verbieten und eine kleinere Veranstaltung anzubieten, ist gut. Familien sollen wieder kommen können, ein bisschen über den Platz bummeln, sich Musik anhören und Lichteffekte bestaunen. Die Hoffnung dahinter ist, dass sich fragwürdiges Publikum fern hält und die friedliebenden Bürger der Stadt ihren zentralen Platz wieder ohne Sorgen genießen können.

Allein: Ganz so einfach wird es nicht, diesen Knalleffekt zum Jahreswechsel zu erzeugen. Denn der könnte im wahrsten Sinne des Wortes auch nach hinten losgehen. Böller und Raketen sollen nicht abgeschossen werden dürfen, aber auch gar nicht erst mitgebracht. Das muss irgendjemand überwachen. Aufwändige Zugangskontrollen zu einer Veranstaltung, für die es keine Eintrittskarten gibt und die nicht großräumig abgesperrt werden soll, sind aber schwierig. Und was passiert, wenn doch die erste Rakete Richtung Bühne oder Zuschauer fliegt? Dann dürfte nichts anderes helfen als ein Polizeieinsatz, um Auswüchse zu verhindern und die friedliche Feier nicht ins Gegenteil zu verkehren. Es gibt also noch viel zu tun für die Organisatoren – und das in sehr kurzer Zeit. Es braucht jetzt zündende Ideen.

juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de