Viele Menschen lieben Feuerwerke, andere können ihnen nichts abgewinnen. Foto: Steinert

In Kirchheim wehren sich die Anwohner der Klosterwiese gegen die ihrer Meinung nach zu hohe Zahl an Feuerwerken. Haben sie Erfolgsaussichten?

Kirchheim - Für die einen sind sie die reinste Augenweide, für die anderen eine unnötige und ärgerliche Lärmbelästigung: In Kirchheim ist jetzt der Streit über Feuerwerke eskaliert. Als der in Kirchheim beheimatete Pyrotechniker Tony Zeccola Anfang Juli aus Anlass einer Hochzeit auf der Kirchheimer Klosterwiese ein Feuerwerk zünden will, werden er und der Bräutigam von zwei Anwohnern massiv bedrängt und beschimpft. Er schaffe „weltkriegsähnliche Zustände“, muss er sich anhören, reiße mit seinem Geballere die Menschen aus dem Schlaf und verängstige sie.

Vor allem bemängeln viele Anwohner der Klosterwiese, dass sich dort die Zahl der Feuerwerke in diesem Jahr massiv erhöht habe und fordern die Verwaltung auf, die Möglichkeit zum Abbrennen solcher Pyrotechnik zu begrenzen. In der Tat habe es in den vergangenen Wochen einige private Feuerwerke gegeben, bestätigt der Sprecher der Stadt, Dennis Koep. Von einer massiven Steigerung könne aber keine Rede sein. Zwar habe es in den vergangenen beiden Jahren lediglich einmal fünf und einmal sieben Feuerwerke in Kirchheim gegeben, 2014 seien aber zwölf angemeldet gewesen. Im laufenden Jahr gehe die Stadtverwaltung von rund zehn feurigen Spektakeln bis zum Jahresende aus.

Feuerwerke sind keine günstige Angelegenheit

Der von Anwohnern geäußerte Verdacht, private Feuerwerke kämen immer mehr in Mode, kann auch Tony Zeccola nicht bestätigen. „Das ist ja eine Geldfrage“, sagt er. Sei es vor wenigen Jahren noch möglich gewesen, ein fünf- bis sechsminütiges Feuerwerk für 800 Euro zu erwerben, so müsse der Kunde heute auch wegen der gestiegenen Sicherheitsvorschriften schon mit Kosten in Höhe von mindestens 1200 Euro rechnen. Zeccola: „Das schränkt den Kundenkreis schon ein.“

Rein rechtlich befinden sich professionelle Pyrotechniker wie Zeccola auf der sicheren Seite. Zwar können die Städte und Gemeinden die Plätze beschränken, auf denen Feuerwerke abgebrannt werden können. So ist beispielsweise in Kirchheim ebenso wie in Esslingen der Bereich der Altstadt aus Sicherheitsgründen gesperrt. Auch rund um andere historische Gebäude, Kirchen, Krankenhäuser und Altenheime gibt es feuerwerksfreie Zonen. In Kirchheim führt das dazu, dass sich vor allem die Klosterwiese für das Abbrennen von spektakulären Feuershows anbietet.

An den verbleibenden Plätzen brauchen Feuerwerker, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen, keine Genehmigung der Städte. Sie müssen ihre Pläne nur ankündigen und sich an den vorgegebenen Zeitrahmen halten. Alles andere käme ja auch einem Berufsverbot für uns gleich“, erläutert Tony Zeccola. Die meisten Feuerwerke müssen spätestens um 23 Uhr abgeschossen sein.

Der Star ist Joachim Berner

Insgesamt sei der Markt an Pyrotechnikern im Großraum Stuttgart groß. Neben dem international renommierten Starfeuerwerker Joachim Berner, der das Lichterfest am Killesberg gestaltet und für die Durchführung der Flammenden Sterne in Ostfildern verantwortlich zeichnet, gebe es eine Handvoll weitere Pyrotechniker, die ausschließlich von den Feuershows lebten. Daneben hätten zahlreiche weitere Firmen Pyrotechnik im Angebot. Es gebe mindestens 60 bis 70 Personen, die in der Region über einen solchen Schein verfügen.

Probleme gibt es offenbar aber vor allem in Kirchheim. In den anderen großen Städten im Kreis sind keine Beschwerden bekannt. In Ostfildern etwa habe es neben den Flammenden Sternen 2017 lediglich drei private Feuerwerke gegeben, erzählt Andrea Wangner, die Sprecherin der Stadt. Auch Gerhard Gorzellik, dem Leiter des Esslinger Ordnungsamts, sind keine Klagen zu Ohren gekommen.

Das tröstet die Anwohner der Kirchheimer Klosterwiese allerdings nur wenig. Mit Interesse blicken sie nach Dresden. Dort versucht die Stadt gerade mit einer neuen Verordnung, die am 1. August in Kraft tritt, die überbordende Zahl der in der Stadt stattfindenden Feuerwerke zu begrenzen: Im vergangenen Jahr hat es in der sächsischen Metropole rund 100 Feuerwerke gegeben. Allerdings rechnet die Stadt damit, dass sich die örtlichen Pyrotechniker juristisch gegen die Beschränkung zur Wehr setzen könnten.

Zu einer rechtlichen Auseinandersetzung, davon ist Tony Zeccola überzeugt, müsse es in Kirchheim erst gar nicht kommen. Wer sich tatsächlich durch ein beginnendes Feuerwerk erschreckt fühle, könne sich gerne bei ihm in eine Liste eintragen. Er werde die Betroffenen dann über anstehende Feuerwerke informieren.