Nach der diesjährigen Corona-Pause könnte es 2021 wieder funkeln. Foto: dpa/Felix Kästle

Ja zum Seenachtfest, Nein zum festen Klimaziel: 15 Monate nach der Ausrufung des Klimanotstands in Konstanz sind die Schüler von Fridays for Future frustriert.

Konstanz - Das schon als Auslaufmodell gehandelte Konstanzer Seenachtfest hat wieder eine Zukunft. Die Stadt werde die Veranstaltung für die kommenden Jahre erneut europaweit ausschreiben, sagte der Oberbürgermeister Ulrich Burchardt (CDU) bei einer Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Auch das wegen seiner hohen Feinstaubemissionen umstrittene Feuerwerk könne demnach Bestandteil der vorgelegten Konzepte sein.

Vor einem Jahr hatte Burchardt selbst Europas größtes Seefeuerwerk in Frage gestellt. Es passe nicht mehr in die Zeit, sagte er damals und stieß eine landesweite Debatte über Feuerwerke in Zeiten des Klimawandels an. Seine Meinung hat der OB nicht geändert, doch zeigte eine Bürgerumfrage, dass an dem Fest, das alljährlich 45 000 Besucher an den See zieht, mehr Konstanzer hängen als gedacht.

Die Stimme des OB macht den Unterschied

Kritik kam von den Aktivisten von „Fridays for Future“ (FFF). Zwar sei das Feuerwerk kaum klimarelevant, sagte die 16-jährige Schülerin Frida Mühlhoff. Das Bekenntnis zu einem Fest, das riesige Mengen von Müll und Verkehr produziere, symbolisiere aber die generelle Abkehr der „Klimastadt“ vom eingeschlagenen Kurs. Ebenfalls am Donnerstagabend hatte es der Gemeinderat knapp abgelehnt, die Klimaneutralität der gesamten Stadt als Ziel für das Jahr 2030 festzuschreiben. „Wir hätten zusammen mit Heidelberg und Tübingen der Kipppunkt sein können, der den grundsätzlichen Wandel einleitet“, sagte Mühlhoff. „Wir sind schockiert.“ Eine Stimme – die des OB – hatte den Unterschied ausgemacht.

Historisch ist die Sitzung auf jeden Fall

Die bundesweit beachtete Ausrufung des Klimanotstands durch den Gemeinderat vor 15 Monaten habe sich als pures Marketing entpuppt, sagte Mühlhoff. Burchardt sah hingegen einen „historischen Beschluss“. Denn der Gemeinderat beauftragte das ifeu-Institut Heidelberg, den „schnellstmöglichen“ Pfad zur Klimaneutralität zu ermitteln. Auch beim Ziel 2035 „werden Sie sich wundern, was auf Sie zukommt“, sagte der ifeu-Mann Hans Hertle. Eine historische Sitzung war es auf jeden Fall: „Der Club der Wahnsinnigen“, wie es ein Stadtrat ausdrückte, tagte 14 Stunden und zwölf Minuten.