Weder Lasershow noch Feuerwerk: Am Schlossplatz sind keine Böller und keine Menschenmassen erwünscht. Foto: Andreas Rosar// Fotoagentur Stuttgart

Stuttgarts OB Fritz Kuhn kündigt wegen Corona eine Feuerwerk-Tabuzone in der Innenstadt an – Polizei plädiert für Absperrungen am Schlossplatz wie im Vorjahr

Stuttgart - Das Jahr endet mit einem Knaller: Das Stadtzentrum innerhalb des City-Rings und 15 weitere Plätze sollen eine Verbotszone für Feuerwerksraketen und Silvesterböller werden. Rund um den Schlossplatz, aber auch an den Plätzen außerhalb, an denen seit Oktober ein Alkoholkonsumverbot gilt, sind Feuerwerkskörper zum Jahreswechsel tabu. Das hat OB Fritz Kuhn am Freitag mitgeteilt. Der Grund: Corona.

„Das Feuerwerksverbot auf dem Schlossplatz hat sich bewährt“, so der Oberbürgermeister, „das nehmen wir dieses Jahr auf und erweitern es auf die aktuelle Pandemiesituation.“ Mindestabstand, Maske und Ansammlungen vermeiden – die einfachen Regeln gegen die Ansteckungsgefahr würden unter Alkohol gerne mal vergessen, sagt Kuhn. Daher gelte das Alkoholkonsumverbot der vergangenen Tage auch an Silvester.

Lasershow letztes Jahr war eine Vorstufe

Schon vor Corona-Zeiten hatte die Stadt versucht, gegen wilde Böllerei und Alkoholexzesse auf dem Schlossplatz vorzugehen. Jahr für Jahr herrschte höchste Gefahr für Passanten und Feiernde, die von Unbekannten mit Raketen beschossen wurden. Zum Jahreswechsel 2019/2020 gab es erstmals Zuckerbrot und Peitsche: Mit Lasershow und Bühnenprogramm organisierte die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart ein alternatives Fest für den Schlossplatz – mit 10 000 Teilnehmern. Das Lichterspektakel verlief ohne Zwischenfälle. Die Polizei stellte nur noch 23 Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz fest.

Über eine Wiederholung in diesem Jahr hat sich in.Stuttgart keine Gedanken mehr machen müssen: Im Zeitalter der Pandemie mit Teil-Lockdown und Kontaktbeschränkungen sind 10 000 Menschen in Sektlaune auf dem Schlossplatz oder am Eckensee undenkbar. Einen Vorteil der Lasershow am Schlossplatz hätte die Polizei aber schon ganz gerne wieder genutzt. „Es hat sich aus unserer Sicht vor allem auch bewährt, den Schlossplatz freizuhalten“, formuliert es Polizeipräsident Franz Lutz. Was er damit meint: Die damaligen Absperrungen rund um den Platz waren für die Einsatzkräfte sehr nützlich. Die Gitter hatten die Überwachung erheblich erleichtert. Mit acht Zugängen wurden die Besucherströme kanalisiert, die Beamten konnten jeden Passanten besser unter die Lupe nehmen. Und damit war klar: Der Platz ist sauber, es gibt eine Problemzone weniger.

Polizei plädiert für Absperrungen am Schlossplatz

Verbot auch am Feuersee oder Marienplatz

Allerdings gilt das neue Böllerverbot nicht mehr nur auf dem Schlossplatz – sondern auch außerhalb des Stadtkerns. Etwa am Marienplatz im Stuttgarter Süden oder am Feuersee im Westen oder auf dem Killesberg im Höhenpark. Für die Polizei eine besondere Herausforderung: „Wir müssen auch damit rechnen, dass sich die Schwerpunkte in die Peripherie verlagern“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Die Beamten müssten da flexibel reagieren. Zu Silvester werden mehrere Hundert Beamte zusätzlich eingesetzt – etwa in der Größenordnung nach der Eckensee-Randale. Allerdings: „Wir können nicht lückenlos überall gleichzeitig sein“, sagt Lauer.

Freilich: Im privaten Bereich der Wohnviertel ist das Böllern weiterhin erlaubt. Das weiß auch OB Kuhn. Daher verkündet er nicht nur Verbote, er appelliert auch an die Vernunft. Man wolle nicht mit einer neuen Infektionswelle ins neue Jahr starten, so Kuhn. Daher: „Wilde Feierei und Böllerei muss dieses Jahr wirklich nicht sein.“