Harald Wochelen wartet schon lange auf eine Baugenehmigung Foto: FACTUM-WEISE

Seit Jahren wartet eine Feuerwerksfirma auf eine Baugenehmigung: Weil Knallkörper als Sprengstoff gelten, dürfen sie nur abseits von Ortschaften aufbewahrt werden. Die Sindelfinger Stadtverwaltung hat den Antrag bislang nicht abschließend klären können.

Sindelfingen - Der Anruf aus dem Rathaus kam um 17 Uhr: Ob Harald Wochelen mit seiner Firma Skyfire in sechs Stunden ein Feuerwerk zum Sindelfinger 750-Jahr-Jubiläum zünden könnte? Der eigentliche Auftragnehmer hatte kurzfristig abgesagt. „Es war eine Punktlandung“, sagt Harald Wochelen zu der Show im Frühjahr 2013. Dagegen lässt die Stadt den Unternehmer seit zwei Jahren ziemlich in der Luft hängen. Im Februar 2012 hat er einen Bauantrag gestellt, um neben dem von ihm als Lager genutzten Maichinger Wasserspeicher eine Halle bauen zu dürfen. Doch Verwaltung und Gemeinderat haben die Entscheidung in der Sache jetzt wieder um ein weiteres Jahr zurückgestellt.

„In einem dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland ist es sehr kompliziert“, sagt Harald Wochelen über sein Geschäft. Vor 16 Jahren gründete er mit zwei Partnern Skyfire – und seither ist er auf der Suche nach Lagermöglichkeiten in Sindelfingen. Denn professionelles Feuerwerk unterliegt dem Sprengstoffgesetz: Für die unterschiedlichen Klassen gibt es unterschiedlich strenge Vorschriften, aber grundsätzlich gilt, dass explosives Material nirgendwo gehortet werden darf, wo sich Menschen dauerhaft aufhalten. „Man landet automatisch im Außenbereich“, sagt der 51-Jährige. Dort wurde er 2002 fündig – mit dem Maichinger Wasserspeicher. Den ausgedienten Betonbunker kaufte er später sogar der Stadt ab.

Aber Skyfire sprengt längst die Kapazitäten, die Ausrüstung verteilt sich auf die Garagen der drei Firmenchefs. „Wir fahren sinnlos Kilometer, verbrauchen endlos Zeit“, sagt Harald Wochelen. Könnte er größere Mengen einkaufen, würde er zudem mehr Rabatt erhalten. Und mit einem zweiten Lager, das für kraftvollere Knallkörper vorgeschrieben ist, könnte er noch sensationellere Shows anbieten. „Wir sind nicht niemand“, sagt Harald Wochelen. Vor zwei Jahren belegten die Sindelfinger bei den Pyro-Games in Garmisch-Partenkirchen den ersten Platz, vor zwei Wochen wurden sie bei dem Festival in Mannheim Zweiter. Eigentlich wollten sich die drei Feuerwerker ganz auf ihre Firma konzentrieren und ihre bodenständigen Anstellungen aufgeben. „Aber nicht mit diesem Bremsklotz am Bein.“

Über einen Grundstückstausch mit der Stadt wollte Harald Wochelen die Expansion ermöglichen. Doch der Bau der Bundesstraße 464 kam ihm in die Quere: Im Lauf des Verfahrens trat Sindelfingen die Hälfte des Nachbargrundstücks statt an ihn an das Regierungspräsidium ab. Als Ausgleichsmaßnahme pflanzte die Behörde Streuobstbäume, beinahe auch in der Zufahrt von Skyfire.

Die verbliebene Hälfte würde der Firma genügen für ihre sieben mal 15 Meter große Halle, wofür der Bauantrag gestellt wurde. Auf einem weiter entfernt liegenden Grundstück soll darüber hinaus eine Garage als Lager aufgestellt und mit Erde überdeckt werden. Weil es sich um Sprengstoff handelt, ist das Landratsamt für die Genehmigungen zuständig, aber die Stadt Sindelfingen muss zustimmen.

Und der Gemeinderat geht die Sache grundsätzlich an. Die Verwaltung sei von dem Gremium beauftragt worden, sogenannte Konzentrationszonen für Sprengstofflageransiedlungen auszuweisen, teilt Thomas Leonhardt vom Amt für Stadtplanung und Umwelt mit. Um diese Zonen zu finden, musste ein Spezialbüro angeheuert werden. Darüber hinaus seien die Anforderungen von Skyfire immer größer geworden, schreibt der Stadtplaner. Es sei noch nicht abschließend geklärt, ob das Unternehmen überhaupt im Außenbereich bauen dürfe. Möglicherweise würde es mit einem Lager am Wasserspeicher neben der B 464 den Naturschutz oder die natürliche Eigenart der Landschaft beeinträchtigen. Auf dem Weg ins Naherholungsgebiet sei Lastwagen-Verkehr absolut nicht zu gebrauchen, hatte Wolfgang Döttling vom Maichinger Ortschaftsrat noch moniert.

„Der Einschnitt für die Bundesstraße stört niemand“, wundert sich Harald Wochelen. „Bis zum Bauantrag hat sich auch niemand an uns da draußen gestört.“ Bei seiner langen Suche nach Flächen für den Sprengstoff stellte er fest, dass es dafür nur fünf Grundstücke auf Sindelfinger Gemarkung gibt. Zwei davon sind seit dem Tausch mit der Stadt in seinem Besitz. „Jeder sieht gerne ein großes Feuerwerk“, sagt er, „aber eine Lösung für uns hat man nicht.“