Der Fünf-Personen-Trupp um Marcel Zahn und Michael Golowanow bereitet mit dem Spreizer die Personenrettung vor. Foto: Malte Klein

Dem Stoßtrupp kommen im Tunnel verletzte Personen entgegen. Doch die Feuerwehrleute gehen weiter und konzentrieren sich darauf, den Brand zu löschen. Warum?

Echterdingen - Dicker Rauch quillt aus dem Portal am westlichen Ende des Entlastungstunnels unter der Landesmesse. Was der Grund dafür ist, lässt sich von außen nicht ausmachen. Allerdings riecht es verbrannt. Und weil die Sicht und die Luft bei dieser Jahresübung der Freiwilligen Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen so schlecht sind, ziehen sich Feuerwehrleute neben den Einsatzwagen ihre Atemschutzgeräte an.

Für Autofahrer ist der Tunnel an diesem Samstagmittag gesperrt. Denn dort üben nun 70 Feuerwehrleute aller Stadtteile von Leinfelden-Echterdingen. „Sie wussten zwar, dass sie an diesem Samstag an einer Übung teilnehmen, aber nicht wo und was“, sagt Timo Balbach. Der Kommandant der Einsatzabteilung Echterdingen hat sich das Szenario überlegt und es vorbereitet. „Im Tunnel ist es zu einem Verkehrsunfall mit Verletzten gekommen.“ Ein Peugeot ist frontal mit einem Mercedes zusammen gestoßen. Ein Fiat ist wiederum auf den Mercedes aufgefahren. Zwei Wagen liegen auf dem Dach. „Die haben das Lenkrad verrissen und die Autos haben sich überschlagen“, erklärt Balbach das Szenario. Fünf Personen waren in den Autos, zwei sind in den Wracks eingeschlossen. Doch bevor diese gerettet werden können, müssen die kontrolliert brennenden Feuer neben den Autos gelöscht werden.

Der Einsatzleiter ist zufrieden mit seinen Kameraden

Hartmut Raff, der stellvertretende Stadtkommandant von L.-E., erklärt, warum die Übung besonders ist: „Wir wenden die Stoßtrupptaktik an. Es bilden immer fünf Leute einen Trupp.“ Sie gehen zusammen in den Tunnel und sind spezialisiert. „Sonst ist es so, dass wir erst die Leute rausholen und dann den Brand löschen. Hier ist es umgedreht.“ Diese Taktik kommt in Straßen- und Bahntunneln zum Einsatz, wenn die Wege lang sind. Der erste Trupp erkundet, die Feuerwehrleute des zweiten Trupps löschen und die des dritten Trupps retten. „Wir löschen das Feuer erst, damit die Kameraden die Unfallbeteiligten in Ruhe retten können. Wenn es noch brennt, ist die Gefahr zu groß“, sagt Raff.

Als ihre Kameraden den Straßentunnel mit Belüftern entraucht haben, gehen Marcel Zahn und Michael Golowanow von der Feuerwehrabteilung Musberg in den Tunnel. Sie haben eine Rettungsschere und einen Spreizer dabei und wollen sich um die Verletzten des Übungsszenarios kümmern. Aber erst müssen sie diese befreien. Sie setzen den Spreizer an und weiten das hintere Fenster der Beifahrerseite des Fiat Puntos auf. Besonders anstrengend sei das nicht. „Wir lassen das Gerät für uns arbeiten“, sagt Golowanow. Es funktioniert hydraulisch. Als das Fenster deformiert ist, öffnen sie mit der Rettungsschere die Tür. „Wir mussten erst das Fenster auseinander drücken, damit wir einen Spalt haben, an dem wir die Tür aufhebeln können“, sagt Zahn. Sie kennen das bereits aus der Praxis.

Markus Zimmermann, der Abteilungskommandant von Leinfelden und Einsatzleiter bei der Übung, ist sehr zufrieden mit seinen Kameraden. „Die Schwierigkeit für sie war, dass sie sich erst auf das Brandlöschen konzentrieren.“ Denn dem Stoßtrupp kamen verletzte Personen vom gestellten Unfall entgegen. „Sie haben sich nicht ablenken lassen, sondern sich um den Brand gekümmert und Leute für die Verletzten nachgefordert“, sagt Balbach.