Diese Feuerwehrleute bilden ein Team. Sie werden gleich in den Tunnel der B 312 unter dem Flughafen gehen und Puppen, die Verletzte darstellen, heraustragen. Foto: Malte Klein

Im Tunnel unter der B312 in Bernhausen probieren Wehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt erstmals die Stoßtrupptaktik aus. Statt zwei bilden nun fünf Leute ein Team. Jochen Thorns, der Stadtbrandmeister von Filderstadt, sagt, dass die neue Arbeitsweise effektiver ist.

Bernhausen - Im Tunnel der B 312 unter dem Flughafen stehen zwei Autos quer und blockieren die Fahrbahn. Sie sind ineinander verkeilt. Allerdings sind sie nicht zusammengestoßen. Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr haben den grünen Peugeot mit einem Kran platziert und den lilafarbenen Ford mit einem Hublader gebracht. Sie sind Teil eines Szenarios, an dem die Freiwillige Feuerwehr Filderstadt am Freitagabend erstmals die Stoßtrupptaktik probt.

Dabei handelt es sich um eine Arbeitsweise, die Feuerwehrleute bundesweit umsetzen. „Die Stoßtrupptaktik bedeutet, dass fünf Personen ein Team bilden und nicht wie bisher zwei“, erklärt Jochen Thorns, der Stadtbrandmeister von Filderstadt, der die Übung leitet. Einer der fünf ist eine Führungskraft, die den Einsatz der anderen vier koordiniert. Für Thorns liegen die Vorteile auf der Hand: „So arbeiten in dem Team mehr Personen. Gerade wenn Verletzte getragen werden müssen, sind sie so nicht so schnell erschöpft als wenn es nur zwei wären.“ Die Stoßtrupptaktik ließe sich auch auf den S-Bahn-Tunnel übertragen.

Nebel aus der Maschine simuliert Rauch

Doch nun geht es um den 520 Meter langen Tunnel der B 312. An der Übung sind die Freiwillige Feuerwehr Filderstadt, die Flughafen Feuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr Esslingen und die Berufsfeuerwehr Stuttgart mit insgesamt 100 Leuten beteiligt. Etwa 200 Meter von der südlichen Tunnelausfahrt entfernt, steht um 20.45 Uhr Markus Beck von der Flughafen Feuerwehr neben einer Nebelmaschine im Tunnel. Sie spuckt in regelmäßigen Abständen Nebel aus. „Wenn sie Pause macht, heizt die Maschine auf“, erklärt Beck. Der Nebel steigt auf und wabert an der Decke entlang. Er gehört zum Szenario: Nach dem Zusammenstoß sollen die Fahrzeuge brennen und Rauch die Sicht erschweren. „Es gibt einen großen Unterschied zur Realität: Wenn Autos brennen, steigt schwarzer Rauch auf, der gefährlich ist.“ Wer den einatmet, läuft Gefahr, eine Rauchvergiftung zu erleiden. Als der Nebel dicht ist, gehen im Tunnel die Lichter aus. Aus Becks Funkgerät ertönt eine Stimme. „Der Alarm ist ausgelöst.“ Die Sensoren der Brandmeldeanlage haben reagiert.

Minuten später rauschen vor der südlichen Tunneleinfahrt zehn Feuerwehren und vier Rettungswagen heran. Die Fahrbahn füllt sich mit Feuerwehrleuten. Klaus Stäbler eilt von Wagen zu Wagen. Er ist der Abschnittsleiter des südlichen Tunnels. Durch sein Funkgerät ist er auf dem Laufenden. „Vor einem Lastwagen im Tunnel liegt eine Person“, meldet jemand. Sekunden später schickt er die nächsten Retter rein. Mit starken Lampen und einer Trage in den Händen gehen sie in den Tunnel. Nach einigen hundert Metern entdecken sie die Puppe auf dem Boden, und bringen sie aus dem Gefahrenbereich. Zwei Feuerwehrmänner richten den Wasserstrahl des Schlauchs auf den Ford im Tunnel. Sie tun so, als löschten sie. Unterdessen kontrolliert Sven Alt von der Feuerwehr Filderstadt, wie viel Sauerstoff seine Kollegen noch haben. Er wirkt zufrieden. Probleme macht die Funkverbindung. „Es kann nicht sein, dass da draußen 20 Mann stehen und wir zu niemandem Kontakt haben“, sagt jemand. Dann klappt es doch. Einsatzleiter Thorns zieht Bilanz: „Die Stoßtrupptaktik hat gut funktioniert. Die Leute waren schneller als sonst.“ Peter Schwenkkraus, der stellvertretende Leiter der Flughafen Feuerwehr weiß, woran der schlechte Empfang lag: „Der Tunnelfunk war nicht eingeschaltet.“ Thorns erklärt, dass der Funk und die Lüftung gekoppelt sind und beide abgeschaltet wurden. Während die Wehrleute neben den Fahrzeugen stehen, entweicht weißer Nebel aus dem Tunnel.