Die Feuerwehr Stuttgart hat auf Foto: Alexandra Kratz

Die Feuerwehr Stuttgart hat auf dem Möhringer Riedsee geübt, wie man Menschen rettet, die sich auf zu dünnes Eis begeben haben und eingebrochen sind.

Möhringen - Seit Tagen ist das Thermometer nicht mehr über den Gefrierpunkt geklettert. Und auch an diesem Morgen ist es frostig. Doch die Kälte macht Michael Stelzer und seinem zwölfköpfigen Trupp von der Feuerwache 5 Degerloch offensichtlich nichts aus. Sie nutzen die Gelegenheit, um am Möhringer Riedsee zu üben, wie man Menschen rettet, die ins Eis eingebrochen sind. „Das machen wir immer, wenn sich die Chance bietet. Schließlich haben wir in Stuttgart viele offene Gewässer“, sagt der Einsatzleiter Stelzer.

Inzwischen haben zwei seiner Kollegen die roten Überlebensanzüge angezogen. Die beiden Männer haben etwas Pech, denn sie sind bereits das zweite Team, das an diesem Tag in den See muss. Die Anzüge sind bereits patschnass und kalt. Die Feuerwehrleute nehmen es mit Humor. Dann geht einer von ihnen raus aufs Eis – oder besser gesagt: er robbt vorsichtig über die spiegelglatte Fläche.

In der Mitte des Sees angekommen, muss er ordentlich stampfen und springen – um im Eis einzubrechen. Doch: „Wenn man einmal drin ist, ist es schwer, aus eigenen Kräften wieder herauszukommen“, sagt Stelzer. Denn die Ränder des Loches sind fragil und brechen immer wieder kraterförmig weg, wenn man sich darauf stützt.

Das A und O einer Rettungsaktion

Inzwischen hat sich der zweite Feuerwehrmann im Überlebensanzug auf den Weg gemacht. Seine Kollegen sichern ihn mit einem Seil. Der Lebensretter kniet auf zwei Leitern. „Damit wird das Gewicht verteilt. Das ist das A und O bei einer solchen Aktion“, sagt Stelzer.

Bei dem Verunglückten angekommen, schiebt er eine Leiter an den Rand des Wasserlochs, damit sich sein Kollege daran festhalten und herausgezogen werden kann. Das funktioniert. Allerdings gibt Stelzer zu bedenken, dass bei einem „echten Einsatz“ der Verunglückte schon allein aufgrund der Kälte und des Schocks oft sehr geschwächt ist. Im Fall der Übung ist der Rest ganz einfach. Die beiden Männer in der Mitte des Sees werden von ihren Kollegen mit Hilfe des Seils in wenigen Sekunden ans Ufer gezogen.

Doch auch wenn die Feuerwehr regelmäßig die Rettung aus dem Eis übt, ist es den Mitgliedern lieber, wenn sie ihr Wissen nicht anwenden müssen. Ohnehin ist das Betreten zugefrorener Seen und Speicherbecken in Stuttgart verboten. So steht es auch in einer Pressemitteilung vom November vergangenen Jahres. Tafeln im Uferbereich weisen auf das Verbot hin.

Jedes Jahr kommt es zu Unfällen auf dem Eis

„Wer die Schilder ignoriert, betritt die Eisfläche auf eigene Gefahr“, schreibt die Stadt. Bei einigen flachen Gewässern tolerieren die Behörden die Nutzung der Eisflächen jedoch. So sind beispielsweise auf dem Probstsee in Möhringen in strengen Wintern häufig Schlittschuhläufer zu sehen. Die Stadt warnt dennoch: Häufig ist die Eisschicht nicht stark genug, um einen Menschen zu tragen, so dass es Jahr für Jahr zu teilweise tödlichen Unfällen kommt.