Beim simulierten Brandort wird ein Eingeschlossener gefunden: Die Hemminger Feuerwehr im Übungseinsatz im Keller der Gemeinschaftshalle. Foto: factum/Bach

Bei der Hauptübung zeigt die Hemminger Feuerwehr, was sie kann – und schaut mit Freude nach vorn: In wenigen Wochen zieht sie um in ihr neues Haus. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun.

Hemmingen - Keine Schauübung ohne Wasser: Diese Regel hat jeder Feuerwehrkommandant verinnerlicht, wenn er der Bevölkerung die Leistungskraft seiner Truppe bei Übungen demonstriert. Drum ist auch am Samstagnachmittag die Hemminger Gemeinschaftshalle von oben geduscht worden – obwohl eigentlich ein Brand im Keller angenommen wurde. Die laut Szenario eingeschlossenen Monteure wurden gefunden, trotz dichten Disconebels. Den dritten Monteur, der aufs Dach hatte flüchten können, so die Annahme für die Übung, haben sie schon bei der Anfahrt gesehen und mit der Drehleiter retten können. Darüber war der Darsteller Moritz froh. „Da oben auf dem Blechdach war es ganz schön heiß“, sagt er, als er sich im Liegen von den Strapazen erholt.

„Gehen Sie nie durch Rauch“

Moritz sowie seine Kameraden Robin und Daniel haben ihre Rollen überzeugend gespielt. Rauchgeschwärzte Gesichter hatte man den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr ebenso geschminkt wie Brandverletzungen. Das Rote Kreuz kümmerte sich um sie, während die erwachsenen Feuerwehrleute schon wieder die Spuren der Übung beseitigten. Der eindringliche Rat des Sprechers Alexander Fuchs für die 200 Zuschauer: „Gehen Sie, wenn’s brennt, niemals durch den Rauch.“ Denn der sei tiefschwarz, giftig und so glühend heiß, dass zwei Atemzüge für schwerste Schädigungen genügten und auch tödlich enden könnten. Eine Übung wie diese läutet in Hemmingen traditionell die Tage der offenen Tür der Feuerwehr in den Sommerferien ein. Alle Fahrzeuge werden gezeigt, auch die Drehleiter wird ausgefahren. Und die Eile beim Ausrollen der Schläuche ist echt. Wirklich heiß ist es bei der Übung nicht geworden – am Göckelesstand im 44 Jahre alten Feuerwehrhaus hingegen schon. Die Enge im Innern spürt jeder Besucher. Auch die ist ein Grund für den Neubau des Feuerwehrhauses an der Konrad-Haller-Straße.

Am Samstag haben sich der Feuerwehrkommandant Marco Spera und der Bürgermeister Thomas Schäfer auf der Baustelle umgesehen: Ein imposantes Gebäude entsteht, zweckmäßig und zeitgemäß, keinen Luxus demonstrierend. Der ehemalige Ortsbaumeister Josef Lang hat die Grundstrukturen des Gebäudes neben der Energiezentrale entworfen, ein Ingenieurbüro mit der Feuerwehr die Detailplanung erstellt. „Wir haben nicht überzogen, uns an der Norm orientiert und funktionell geplant“, sagt der Bürgermeister – in der Fahrzeughalle ebenso wie bei den Büros oder dem Saal, der Schulungsraum genannt wird. Auch zum Umkleiden ist künftig genug Platz – bisher sind die Spinde an einer Wand der Garage. Auch um Kosten zu sparen werden etwa die Elektroleitungen Aufputz verlegt. Den Umzug von der Seestraße in die Konrad-Haller-Straße will die Feuerwehr Mitte Oktober selbst stemmen.

„Funktionell geplant“

Alles soll größer werden, auch die Abteilung für die Frauen. Bisher sind vier dabei. Die Jugendfeuerwehr, die Abteilung des Nachwuchses, erhält ebenfalls einen eigenen Raum. Insgesamt hat die Wehr zur Zeit 54 Einsatzkräfte. Eines ist im alten wie im neuen Haus gleich, das freut nicht nur den Kommandanten: „Etliche Kameraden wohnen ganz in der Nähe, bei Alarm ist auch künftig unser erstes Fahrzeug bereits nach drei bis vier Minuten unterwegs.“

Geschichte der Feuerwehrhäuser im Ort

1874
Die Hemminger Feuerwehr wird als Verein gegründet. Die Gerätschaften werden in Scheuern untergebracht, später im Rathaus.

1890
Das Feuerwehrmagazin wird unter dem Saal beim Pfarrhaus eingerichtet.

1974
An der Seestraße wird ein Kombihaus eingeweiht: Kindergarten und Feuerwehrhaus.

2018
Das neue Feuerwehrhaus im Gewerbegebiet wird gebaut.