Susanne Holstein, Ulli Blomeier-Zillich und Herbert Stehle (v.l.) stellen in der Burgenlandgalerie aus. Foto: Susanne Müller-Baji

Zum 30-jährigen Bestehen des Burgenlandzentrums geht es bei der neuen Ausstellung in der Galerie überwiegend um Architektonisches – aber nicht nur.

Feuerbach - Das Drinnen und das Draußen – bei wenigen Ausstellungen beim Kunstverein Feuerbach war die Verbindung so stark, wie bei der aktuellen, die gleichzeitig auch das 30-jährige Bestehen der Burgenlandgalerie feiert: Herbert Stehle stellt in seinen Skulpturen die Grundsätze der Baukunst auf den Kopf, bei Ulli Blomeier-Zillich spielen Hausstrukturen mit schwebenden Elementen. Die stärkste Beziehung zum Burgenlandzentrum hat aber Susanne Holstein: Ihr Vater, der Feuerbacher Architekt Eberhard Holstein (1910 - 1995), hat seinerzeit den 1983 eröffneten Komplex geplant.

Zur Einstimmung trifft man überall in der Galerie auf die eigenwilligen Objekte von Herbert Stehle: Häuser in Schräglage oder auf Mauern balancierend, Durchbrüche ohne erkennbare Funktion und Treppen, die gerne mal ins Nichts führen. Einige der Plastiken sind aus Holz, viele von ihnen aber auch aus Beton gefertigt: „Ich fertige dazu Verschalungen und gehe im Grunde genau so vor wie auf dem Bau“, erzählt der Künstler aus Heiligenberg am Bodensee. Mit einem ganz großen Unterschied: „Ich darf alles, was ein Architekt nicht darf.“ Was symbolisieren die Häuser für ihn? „Sie stehen für ein Lebensgefühl, für geborgen sein oder einen Schwerpunkt haben.“

Auch in Ulli Blomeier-Zillichs Arbeiten tauchen immer wieder Häuser auf, und wie die übrigen Elemente negieren auch sie die Naturgesetze, schweben, tänzeln oder streben gen Himmel. Wie in der dreiteiligen Arbeit „Windspiel“ erzeugt die Konstanzer Malerin spielerische Farbräume, die im Laufe des künstlerischen Schaffensprozesses aber auch ihre ganz eigene Dynamik entwickeln können. Ein Haus bedeute für sie Schutz, sagt Ulli Blomeier-Zillich. Ihr sei zudem aufgefallen, dass ihre Häuser immer einzeln stehen und sich ein wenig abzusondern scheinen – sagt sie, und bringt so ein wenig Schwere in die luftige Leichtigkeit.

Wiedersehen mit dem Werk des Vaters

In den oft grafischen Arbeiten der Künstlerin und Architektin Susanne Holstein fällt dagegen besonders die völlige Abkehr von statischen Strukturen auf. Im Gegenteil: Oft darf der Zufall in den experimentellen Blättern mitspielen, bis die Gischt in den Kreideblättern schäumt, schwarze Verwerfungen sich zu Bergmassiven türmen oder geritzte Verletzungen tief durch den hellen Farbgrund dringen. Und draußen in der Kunstvereinsvitrine sitzt nun ein gekonnt gezeichnetes Rabenpaar und blickt auf eines von Herbert Stehles Turmhäusern und auf das Burgenlandzentrum gleichermaßen.

Das ist für Susanne Holstein aber weit mehr als nur ein Gebäude: Die abschließenden Arbeiten an dem Neubau hat sie als Mitarbeiterin im Architekturbüro miterlebt, mittlerweile lebt sie in Potsdam. Das Wiedersehen mit dem Werk ihres Vaters habe sie sehr bewegt, auch wenn manches daran heute überholt wirke: „Aber es war ganz sein Ding: Wo sonst haben Sie das sonst – eine Bücherei, ein Seniorenheim, ein Supermarkt, eine Kirche, eine Galerie und mehr; und das alles in einem Komplex.“ So betrachtet könnte der Ausstellungsbesuch auch zur Gelegenheit werden, das Burgenlandzentrum zum 30. Geburtstag mal mit anderen, mit neuen Augen zu sehen.