Der närrische Lindwurm ist am Samstag auch durch die Klagenfurter Straße gezogen. Foto: Eveline Blohmer

Die Narrenzunft hat zum Straßendapp geladen und ein Rezept gegen das Altern preisgegeben.

Feuerbach - Die Narren bleiben die meiste Zeit maskiert und treiben mit den Passanten freundlichen Schabernack“, lautet die offizielle Ansage der Narrenzunft Feuerbach für den Straßendapp. Doch nach fast 20 Jahren Straßendapperei sind die Hästräger nun entlarvt. Das bunte Treiben, das sie im Ortskern angezettelt hatten, dient einem einzigen Zweck: ewiger Jugend. Die Fasnet ist nämlich ein Quell selbiger, wie sich am Samstag zeigen sollte. Der Schabernack mit den Passanten kam trotzdem nicht zu kurz. Am Ende ist er gar eine wichtige Zutat für das Jugend-Rezept?

Nachdem der Feuerbacher Bock mit seinem langen Stecken das Zeichen gegeben und der Spielmannszug der Gesellschaft Zigeunerinsel Stuttgart aufgespielt hat, wuseln Wolfskehlen, Waschweiber, Schaffle, Cannstatter Felben und Weilemer Hörnleshasa an der Stadtkirche St. Mauritius los. Auf ihrem Zug über den Wochenmarkt, durch die Klagenfurter, Stuttgarter und Rendlenstraße wird in Haaren gewuschelt, mit Stoffkarotten und Würstchen an Stecken geneckt und der eine oder andere untergehakt. Besonders juvenil benehmen sich dabei die Heuler-Hexen aus Filderstadt Sielmingen, die wie die Kinder gern mal im hölzernen Näschen popeln.

82-Jähriges Hutzelmännlein ist kaum zu halten

Der Hirschbrunnen an der Klagenfurter Straße ist an diesem Tag eher ein Jungbrunnen. Unter die Menge von Hästrägern und kostümierten Feuerbachern, die sich um ihn scharen, hat sich auch Peter Anstätt gemischt. Der 82-Jährige gehört zu den Stuttgarter Hutzelmännlein und ist seit 14 Jahren Maskenträger. Während seine Frau Annetta aus Eduard Mörikes „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“ zitiert, wippt er beschwingt zur Musik des Spielmannszugs. „Der ist kaum zu halten“, sagt seine Hutzelmännlein-Kameradin Gabi Wünsch-Nick.

Hinter ihr sorgen derweil die Feuerbacher Waschweiber für Nachwuchs: Ein neues Mitglied wird getauft und muss dazu Babybrei löffeln. Was tut man nicht alles für ewige Jugend! Rita Schiele hat offenbar ein unschlagbares Rezept: Im farbenprächtigen Clownskostüm zieht die 88-Jährige umher und freut sich wie eine Achtjährige über den Trubel: „Ich bin gestern Nacht erst aus Konstanz gekommen. Da fahre ich zum Schmotzigen Donnerstag immer hin. Herrlich ist das“, schwärmt die Junggebliebene und freut sich schon auf die Narrensause, die im Anschluss an den Straßendapp im Bürgerhaus stattfindet. „Letztes Jahr hemmer tanzt wie verrückt, mir Mädels“, sagt die Feuerbacherin und schwelgt mit ihrer Freundin Heidi Habicht in Erinnerungen an das Männerballett: „Da bleibt man jung.“ An Tänzern mangelt es auch beim Straßendapp nicht: Die beiden Jugendgarden von St. Theresia in Weilimdorf, die Royal Club Dancers und Resis Mädelsgarde unterstützen das Harmonikaorchester Feuerbach beim Schlumpflied. Die Jugend selbst ist beim Straßendapp auch nicht untätig. Vor allem die Kleinsten sind am Bonbons Sammeln und Masken bestaunen. „Aus sicherer Entfernung gefällt es ihm ganz gut“, sagt Christian Frenzel und deutet auf den kleinen Eisbären auf seinen Schultern. Seine Frau Susanne meint, es könnte mehr los sein – aus dem Allgäu kommend ist sie anderes gewohnt. Die Feuerbacher Narren haben das Geheimnis ewiger Jugend gut gehütet. Bis jetzt.