Ein Stockwerk wird als Bürgerhausetage genutzt. Foto: Leonie Hemminger

Aus der Bevölkerung wird der Wunsch geäußert, dass die Bürgerhaus-Etage umziehen soll.

Feuerbach - Die evangelische Kirche wird ihre Räume im Burgenlandzentrum vermieten. Daran besteht kein Zweifel. Den Beschluss, die Lutherkirche aufzugeben, fasste der Kirchengemeinderat schon im Winter 2010. Sinkende Mitgliederzahlen und die damit einhergehende angespannte finanzielle Lage haben die evangelische Kirche dazu veranlasst, dass man zwei der vier Kirchenstandorte im Bezirk bis spätestens 2017 aufgeben wird.

Nachdem für die Föhrichkirche schon eine Lösung gefunden wurde, gibt es mittlerweile auch einen potenziellen Mieter für die Lutherkirche. Das Behindertenzentrum (BHZ) Stuttgart hat Interesse an den rund 700 Quadratmetern mitten im Zentrum Feuerbachs bekundet (die Nord-Rundschau berichtete). Das BHZ würde gerne mit seinem neuen Projekt „Arbeit, Betreuung, Inklusion“ (ABI) in dem Gotteshaus im Burgenlandzentrum unterkommen. Doch seitdem die Projektbeteiligten des BHZ und der evangelischen Kirche mit dieser Idee an die Öffentlichkeit gingen, „grummelt es im Bezirk“, sagt Robert Thurner. Der Alt-Stadtrat und SPD-Bezirksbeirat ist Moderator der Arbeitsgruppe Städtebauliche Entwicklung, die sich im Rahmen des Feuerbacher Zukunftsforums im Jahr 2010 gebildet hat. „Unsere Gruppe beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit dem Burgenlandzentrum“, sagt Robert Thurner. „Und in der Gruppe ist man der Auffassung, dass die Lutherkirche als vielseitig nutzbare Begegnungsstätte erhalten bleiben muss.“ Die rund 15 Mitglieder starke Arbeitsgruppe könnte sich auch vorstellen, dass die Bürgeretage künftig nicht mehr auf dem Roser-Areal, sondern in der Lutherkirche Platz findet.

„Ja, davon habe ich schon auf dem Wochenmarkt gehört“, sagt Thomas Zügel. Der Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen hat sich mit dem Thema allerdings noch nicht näher befasst. Bislang hätte es dafür keinen Grund gegeben. Die Stadt hat mit Andreas G. Winter, dem Eigentümer des Gebäudes Stuttgarter Straße 15 und dem Leiter der Freien Musikschule, einen Mietvertrag über 20 Jahre abgeschlossen. „Wir haben jetzt gerade Halbzeit und eine Option, den Vertrag zu verlängern“, sagt Zügel. „Wir haben nicht die Absicht, frühzeitig aus dem Vertrag zu kommen.“ Und zu der Bürgeretage auf dem Roser-Areal auch noch die Lutherkirche anzumieten, das kann er sich nur schwer vorstellen. „Dafür müsste auch erst einmal der Bedarf ermittelt werden.“

BHZ arbeitet weiter an einem Konzept für die Lutherkirche

Ruth Maier, Feuerbacherin und unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins, sieht diesen Bedarf für den Bezirk, seine Bürger und Vereine gegeben. „Es war gut, dass Feuerbach vor Jahren eine Bürgeretage bekommen hat. Die Praxis zeigt jedoch dann Schwächen, wenn es sich um große Veranstaltungen handelt.“ Sie bemängelt unter anderem, dass nicht alle Besucher im Saal eine gute Sicht auf an die Wand projizierte Präsentationen haben. Das sei in der Lutherkirche anders. Zudem liege das Burgenlandzentrum einfach zentraler. Viele verschiedene Einrichtungen wie die Stadtteilbibliothek oder das Richard-Bürger-Heim würden die Räume der Lutherkirche heute schon nutzen, und es könnten noch viel mehr sein. Deshalb mache sie sich für ein Bürger- und Mehrgenerationenhaus in der Lutherkirche stark. Zur Finanzierung der Idee, schlägt Ruth Maier vor, dass das BHZ in die heutige Bürgeretage ziehen könnte.

Für Stefan Wegner, der das neue BHZ-Projekt koordiniert, ist das im ersten Moment aber keine Option: „Warum soll ich mich aktuell mit anderen Alternativen beschäftigen? Dazu gibt es keine Veranlassung.“ Er habe insgesamt elf Gebäude unter die Lupe genommen und die Lutherkirche als beste Lösung eingestuft. „Und auf diesen Standort konzentrieren wir uns jetzt“, sagt Stefan Wegner. „Wir sind gerade dabei, ein tragfähiges Konzept für die Lutherkirche zu erstellen und wollen in diesem Jahr noch ein bisschen weiter vorankommen.“ Klar sei aber schon jetzt, dass man aus der Lutherkirche keine Produktionsstätte machen möchte, was in Teilen der Bevölkerung schon befürchtet wurde. Es ginge eher um Beschäftigungsangebote, die noch näher definiert werden müssen. Letztendlich soll eine Machbarkeitsstudie klären, ob es für das BHZ Sinn macht, die Räume der evangelischen Kirche zu übernehmen.

Die Arbeitsgruppe Städtebauliche Entwicklung hat indes vorgeschlagen, einen Runden Tisch ins Leben zu rufen, um noch einmal über die neue Nutzung der Lutherkirche zu sprechen. Ruth Maier würde dazu einladen, wenn sich niemand anderes dafür bereit erklären würde. „Ein Runder Tisch macht aber erst Sinn, wenn das Konzept des BHZ steht“, sagt Robert Thurner.

Sowohl das BHZ, als auch die evangelische Kirche haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, an einem Runden Tisch teilzunehmen. Solange steht für den Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Stefan Ripp, fest: „Wir werden weiter mit dem BHZ verhandeln. Sind aber für alle Gespräche bereit und für weitere Alternativen offen.“