Martin Weinkötz, Henri Hager, Christian Tröndle und der Apotheker Karsten Hitzemann (von links) mit dem goldenen Plastikschatz, der Kinderleben retten soll. Foto: Marta Popowska

Ein Verein aus Waldshut macht bei einer Coca-Cola-Aktion mit und verliert den Wettbewerb. Die gesammelten Flaschenverschlüsse werfen die Mitglieder aber nicht einfach weg, sondern suchen nach einer Möglichkeit, etwas Gutes damit zu tun – und werden fündig.

Feuerbach - Karsten Hitzemann staunt nicht schlecht, als die drei Männer die grauen Kisten aus dem Vereinsbus hieven. In der Oktobersonne schimmert ihr goldener Inhalt. Den ganzen Weg aus Waldshut sind sie zu dem Apotheker in Feuerbach gefahren, um ihm fast 40 000 goldene Colaflaschen-Deckel zu übergeben. Was ein Apotheker mit Plastikdeckeln will? Gutes tun. Gesammelt werden die Verschlüsse, um sie dem Verein „Deckel drauf“ zu übergeben, der die hochwertigen Kunststoffe an Recyclingunternehmen verkauft. Der Erlös je 500 Plastikdeckel hat den Gegenwert einer Polio-Impfung, die Kindern in Afghanistan, Pakistan sowie Nigeria verabreicht werden. Denn in diesen Ländern ist die Kinderlähmung, wie die Infektionskrankheit Polio auch genannt wird, nicht ausgerottet.

Dass Henri Hager, Christian Tröndle und Martin Weinkötz an diesem Donnerstagvormittag gleich mit einem Bus voller Plastikdeckel anrücken würden, war Karsten Hitzemann nicht klar. Der Apotheker ist sichtlich überrascht. An der Sammelaktion beteiligt er sich mit seinen drei Apotheken erst seit September. „Ich habe im Juli beim Schulfest meiner Tochter davon erfahren“, sagt er. Die Idee fand er gut, registrierte seine drei Apotheken auf der Internetseite als Sammelstellen. Wie hier in der Filiale „Am Feuerbach“ sind auch in den anderen Sammelbehälter aufgestellt, in die Kunden Plastikdeckel einwerfen können. Mit ihrer Ladung müssen Henri Hager und seine Kollegen mit dem Vereinstransporter allerdings am Hintereingang vorfahren, um auszuladen, denn in die Sammelbehälter passt ihre Spende nicht.

Dass der VfB Waldshut und der Apotheker zusammengefunden haben, ist reiner Zufall. Die Mitglieder des VfB Waldshut hatten sich vergangenen Februar an einem Vereinswettbewerb des Getränkeherstellers Coca Cola beteiligt.

Wollten die Deckel nicht einfach wegwerfen

„Es war ein ganz schöner Aufwand, so viele Deckel zu sammeln“, sagt Henri Hager, B-Jugendtrainer. Denn für die Vereinsaktion kamen nur bestimmte Coladeckel infrage, für die Deckel-drauf-Aktion dürfen sie von allen Getränkeflaschen und -kartons stammen, die einen Durchmesser von vier Zentimetern nicht überschreiten.

Mithilfe von Vereinsmitgliedern und vor allem Getränkehändlern gelang es den Waldshutern, fast 60 000 Stück zu sammeln. „Am Ende hatten wir Platz 9 in der Gesamtwertung“, sagt Hager. Ihr Lohn war ein Besuch beim VfB Stuttgart. Doch auf dem Plastik blieben sie sitzen. „Wir wollten die Deckel nicht einfach in den Gelben Sack werfen und haben uns erkundigt, was man damit machen könnte“, sagt Hager. Doch die Suche sei im Sande verlaufen. Sammelstellen, wie die bei Karsten Hitzemann, habe es in ihrem Umkreis nicht gegeben.

Beim nächsten Mal wollen sie 100 000 Deckel sammeln

Der Zufall sollte es einige Zeit später gut mit ihnen meinen. Hagers ehemalige Arbeitskollegin Anette Röckle fährt den Ortsbus in Feuerbach. „Ich habe im Vorbeifahren das Schild vor der Apotheke gesehen und mich an die Aktion des Vereins erinnert“, sagt sie. Prompt berichtete sie Hager davon. Der zögerte nicht lange, mobilisierte zwei Helfer und so fanden die Deckel ihren Weg nach Stuttgart. Dass es nicht mehr ganz 40 000 sind, liege daran, dass man bereits welche an eine andere Aktion in Holland gespendet habe, erklärt er. Immerhin entspricht die Menge 80 Polio-Spritzen. Und beim VfB zeigt man sich nicht müde, für den guten Zweck weiter zu sammeln.

„Könnten wir wieder eine Ladung vorbeibringen?“, fragt Hager, als die Deckel umgefüllt sind, und richtet den Blick an Hitzemann. Der bejaht. „Jetzt, da wir nicht mehr nur Coladeckel sammeln müssen, schaffen wir bis Anfang November bestimmt 100 000“, erwidert Hager.