Der Fischmarkt ist von mehreren Standorten des Rettungsdienstes aus schnell zu erreichen. Foto: 7aktuell

Ein Ehepaar wundert sich beim Fischmarktbesuch: Eine Frau kippt ohnmächtig um, und auf dem Gelände ist kein Sanitäter, der helfen kann. Entspricht das den Vorschriften?

Stuttgart - Bei vielen Veranstaltungen ist vorgeschrieben, dass Sanitäter anwesend sind: Wer dieser Tage ein Konzert auf dem Schlossplatz oder im Schlosshof besucht, wird die Helfer in Uniform sehen. Doch eine einheitliche Regelung, wann die Organisatoren einer Veranstaltung Helfer für den Notfall anheuern müssen, existiert nicht: „Das wird von Fall zu Fall nach den örtlichen Gegebenheiten entschieden“, sagt Sven Matis, der Sprecher der Stadt.

Fischmarktbesucher leisten auf dem Karlsplatz Erste Hilfe

Mitunter haben die Festbesucher dafür wenig Verständnis. So berichten Brigitte und Reinhold Busch aus dem Stuttgarter Westen, was sie auf dem Fischmarkt erlebten: „Eine Dame auf dem Karlsplatz wurde ohnmächtig, sie fiel rückwärts mit dem Kopf auf die Pflastersteine. Wir mussten feststellen, dass es keinen Sanitätsdienst auf dem Platz gab. Wir waren empört!“, schreiben sie an unsere Zeitung. Die Veranstalter hätten mit einer Durchsage gefragt, ob ein Arzt anwesend sei. Umstehende hätten sofort einen Notruf abgesetzt, und eine Frau habe der umgekippten Fischmarktbesucherin Erste Hilfe geleistet. Zehn Minuten später sei ein Rettungswagen da gewesen. „Wir haben ein Sicherheitskonzept, das vorsieht, sofort einen Notruf abzusetzen. Alle Standbetreiber wissen das“, sagt Anne Rehberg, die Sprecherin der Fischmarktbetreiber. Das sei mit der Stadt so abgestimmt. „Die Stadt hat das Konzept genehmigt, ohne einen festen Sanitätsdienst“, erläutert Rehberg.

Das Ordnungsamt prüft jedes Fest und jede Veranstaltung einzeln

Das bestätigt der Pressesprecher Sven Matis. „Die Kollegen im Ordnungsamt prüfen jeden Einzelfall. Beim Fischmarkt seien mehrere Rettungswachen sehr nahe, es können Rettungskräfte in wenigen Minuten da sein“, erläutert er. Das sei eines der Kriterien. Die Experten würden Parameter wie die Örtlichkeit und deren Erreichbarkeit für Krankenwagen prüfen. Außerdem würden die Besucherzahl und der zu erwartende Besucherkreis in die Bewertung einbezogen sowie natürlich die geplante Aktivität. Der letzte Punkt spielt etwa bei Sportveranstaltungen eine wichtige Rolle: So ist zum Beispiel der Lauf für Kinderrechte auf der Waldau am vergangenen Wochenende keine Massenveranstaltung gewesen. Da aber viele Menschen bei großer Hitze Sport machten, waren Sanitäter da.

Die Besucherzahl ist auch das ausschlaggebende Kriterium, warum der Weihnachtsmarkt über extra Sanitätspersonal verfügt, der Fischmarkt aber nicht: Beim Adventsevent rechnet die Stadt mit durchschnittlich 14 000 Menschen in den Gassen zwischen den Buden. Wenn Backfisch und Labskaus am Karlsplatz kredenzt werden, verteilten sich rund 3500 Menschen auf etwa 5000 Quadratmetern. Beim Fischmarkt seien die „Melde- und Alarmierungswege“ Teil des Sicherheitskonzepts.

Bei dem vom 20. bis 23. Juli anstehenden Marienplatzfest gelten ähnliche Bedingungen wie beim Fischmarkt: „Wir haben ein Sicherheitskonzept, die Leute wissen, wen sie alarmieren müssen“, sagt der Organisator Reiner Bocka. Die Feuerwache Süd und das Marienhospital sind nahe, so dass man von kurzen Einsatzzeiten ausgehen könne. „Für kleine Blessuren haben wir Material am Infostand“, fügt Bocka hinzu. Außerdem haben die Macher des Festes einen Joker, nämlich eine Ärztin in ihrer Mannschaft. „Sie ist so gut wie die ganze Zeit über da“, sagt Bocka.Das Deutsche Rote Kreuz leistet bei Veranstaltungen wie dem Sommerfest, auf dem Wasen oder beim Stuttgart-Lauf jährlich 25 Großdienste mit mehr als 100 Helfern, sagt der DRK-Sprecher Udo Bangerter. In der Schleyerhalle, der Porschearena sind bei mehreren Hundert Veranstaltungen zwischen zwei und zwanzig Helfer gefragt. Dazu kommen 150 bis 200 Einsätze bei kleineren Festen in der Stadt.