Speichermedien von 1999: Nicht nur die Formate sind veraltet, auch die Daten können verloren sein Foto: /Richard Drew

Unsere Daten und Erinnerungen bewahren wir immer seltener als gedruckte Fotos auf. Doch oft vergessen wir dabei, dass die Lebensdauer elektronischer Speichermedien stark begrenzt ist. Es gibt allerdings Ansätze, um diese deutlich zu verlängern.

Stuttgart - Wenn die Fotoalben, die Filmsammlung und Dokumente, die einmal als Erinnerung dienen sollten, plötzlich weg sind, ist die Trauer groß. Jeder, dessen Festplatte schon einmal das Zeitliche gesegnet hat, kennt dieses Gefühl. Zwar gibt es auch Datenrettungsdienste, die versprechen, das verloren geglaubte Familienarchiv wiederherzustellen, doch sind diese teuer und nicht immer erfolgreich. Und im Nachhinein lässt sich schlecht ein Backup, eine Kopie der Daten, auf einer anderen Festplatte erstellen.

Auch wenn es vielen nicht bewusst ist: Elektronische Speichermedien besitzen ein Verfallsdatum und dieses reicht oft nicht weit genug, um die Daten an die nächste Generation weiterzugeben. CDs halten unter Idealbedingungen 50-80 Jahre, gebrannte CDs sogar nur fünf bis zehn. Blu-Rays schaffen immerhin 82 bis 85 Jahre, gebrannt aber „nur“ 50. 30 Jahre können als Archivmedien genutzte Festplatten erreichen, im laufenden Betrieb sind es gerade einmal zwei bis zehn. Auch bei Flashspeichern in SSDs, USB-Sticks und Handys sollten Nutzer nicht mit mehr als zehn bis 30 Jahren Haltbarkeit rechnen.

Archive suchen neue Ansätze

Problematisch ist dies vor allem für historische oder kulturelle Archive. Denn längst meißeln wir unsere Nachrichten nicht mehr in Steintafeln. Und ständige Backups sind bei so großen Datenmengen nicht praktikabel. Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen Warner Bros. Entertainment. Das Filmstudio hat im Laufe der Geschichte ein riesiges Archiv der Filmgeschichte aufgebaut. Aktuell werden digitale Filme zur Archivierung dort noch auf Analogfilm übertragen und in Kühlhallen mit kontrollierter Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagert.

Am Montag haben Microsoft und Warner Bros. einen neuen Ansatz namens „Project Silica“ vorgestellt. Den Unternehmen ist es gelungen, den vollständigen „Superman“-Film aus dem Jahr 1978 auf einem untertassengroßen Glasstück zu speichern. Die Quarzglasscheibe soll die Daten unter anderem auch unter dem Einfluss hoher Temperaturen, Mikrowellen, Magneten und selbst nach dem Scheuern mit Stahlwolle erhalten können.

Kostengünstige Lösungen für Privatanwender

Möglich wird das, weil ein Laser die Daten dreidimensional in Form mehrerer Gitter einbrennt. Durch Algorithmen zum maschinellen Lernen können die Bilder und Muster unter Einsatz von polarisiertem Licht wieder ausgelesen werden. „Project Silica“ ist momentan zwar noch eine Machbarkeitsstudie, stellt aber einen Ausblick dafür dar, wie Daten künftig nachhaltig gesichert werden können.

Es gibt aber auch Lösungen, die für Privatanwender erschwinglich sind. So beispielsweise die M-Disc, eine modifizierte DVD oder Blu-Ray, die die Daten nach Herstellerangaben bis zu 1.000 Jahre sichert. Eine entsprechende Blu-Ray-Disc mit 25 Gigabyte schlägt mit ungefähr vier Euro zu Buche, ist allerdings nur einmalig beschreib- und die Daten nicht löschbar. Kompatible Blu-Ray-Brenner, die M-Discs unterstützen, sind bereits ab 70 Euro erhältlich.

Ein Backup erspart böse Überraschungen

Dennoch ist es immer empfehlenswert, eine Kopie seiner Daten zu sichern. Denn es ist immer möglich, dass ein Speichermedium den Dienst verweigert. In diesem Fall ist es gut, gerade bei Daten mit einem persönlichen Wert, auf ein Backup zurückgreifen zu können. Am Besten, bevor das Haltbarkeitsdatum überschritten ist.