Die Polizei hofft, dass Zeugen dabei helfen können, eventuelle Komplizen zu überführen. Foto: StZN/Weingand

Einer Seniorin wird von Betrügern weisgemacht, sie müsse eine Gefängnis-Kaution bezahlen. Die Geldabholerin fährt per Anhalter davon – warum am Ende der Fahrt die Handschellen klicken, lesen Sie hier.

Auenwald - Seit einiger Zeit sind Telefonbetrüger von der Masche „falscher Polizist“ auf die Variante „Schockanruf“ umgestiegen. Wellenartig kam es in den vergangenen Monaten zu Anrufen, mit denen vor allem Senioren glaubhaft gemacht werden sollte, sie müssten eine Kaution bezahlen, um einem Verwandten aus dem Gefängnis zu helfen. Nun ist es der Polizei in Auenwald (Rems-Murr-Kreis) gelungen, eine Tatverdächtige festzunehmen – sie ist erst 15 Jahre alt.

Am Donnerstag waren aus der Gemeinde mehrere Betrugsversuche angezeigt worden. In einem der Fälle war eine Seniorin das Ziel der Betrüger. Gegen 11.45 Uhr bekam sie einen Anruf ihrer angeblichen Enkelin, die ihr mit weinerlicher Stimme erzählte, dass ihre Tochter einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe, bei welchem eine Person tödlich verletzt wurde. Der Tochter drohe nun Untersuchungshaft, die nur durch Zahlung einer Kaution verhindert werden könne. Das Gespräch wurde an einen angeblichen Polizisten weitergeleitet, der der Seniorin das Geschehen bestätigte. Ihr wurde auferlegt, eine Kaution von 26 000 Euro zu bezahlen, die gegen 14 Uhr am Haus der Seniorin abgeholt werden sollte.

Nach der gescheiterten Geldübergabe kommt die Festnahme

Die Betrüger bedrängten das Opfer in der Zwischenzeit telefonisch derart massiv, dass es der Seniorin unmöglich war, Angehörige oder die Polizei zu verständigen. Als die Abholerin dann direkt vor der Tür der Seniorin stand, gelang es ihr doch noch, eine Tochter anzurufen. Diese war kurze Zeit später vor Ort und verständigte die Polizei. „Es kam zu keiner Geldübergabe, aber es war kurz davor“, so ein Polizeisprecher. Die mutmaßliche Betrügerin sei danach mit einem Auto per Anhalter weggefahren – dessen Fahrer habe man erreichen können. Am Ende der Fahrt klickten bei der 15-Jährigen die Handschellen. Nun wird geprüft, welche möglichen Komplizen sie gehabt haben könnte.

Am Freitagnachmittag prüfte ein Gericht, ob ein Haftbefehl gegen die Jugendliche erlassen wird. Das Ergebnis stand bis zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Die Ermittler hoffen, dass Anwohner im Bereich der Unterweissacher Straße etwas Verdächtiges – etwa unbekannte Personen oder Fahrzeuge – bemerkt haben. Sie bittet, entsprechende Beobachtungen unter der Telefonnummer 0 71 51/95 00 zu melden.